Deutsch Sprach-Lese-Buch 4, Schulbuch [Teil B]

Lesen Audio-CD, Track 17 LP Ausweitung der Inhaltserschließung und des Textverständnisses: literarische Texte. BiSt Die Kinder können den Verlauf einer Handlung erschließen. Meine Füße sind der Rollstuhl Jeden Morgen gegen acht Uhr hat Margit sich fertig angezogen. Sie fasst sich an den Beinen und zieht sich über die Bettkante. Das Frühstück steht bereits auf dem Tisch. „Fährst du für mich einkaufen?“, fragt Margits Mutter. „Gerne“, freut sich Margit. Es ist das erste Mal, dass sie allein in den Supermarkt fahren darf. „Was soll ich denn mitbringen?“, fragt sie aufgeregt. „Einen Liter Milch und sechs Äpfel. Wirst du das auch allein schaffen?“ „Natürlich“, lächelt Margit und fährt stolz davon. Margit gefällt das bunte Treiben auf der Straße. Jetzt in den Ferien spielen überall Kinder. Gerne würde sie mitspielen. Am Spielplatz entdeckt sie ein Mädchen, das gerade von seiner Mutter abgeholt wird. Sie betrachten einander neugierig. Und dann sieht Margit, wie eine Gruppe Kinder einen Jungen verspottet. Das findet sie gemein. „Fettsack, Schwabbel-Babbel …!“, rufen die Kinder ihm nach. Nur weil er anders aussieht als die anderen Kinder. Vor einem Kleidergeschäft trifft Margit das Mädchen vom Spielplatz wieder. Seine Mutter betrachtet neugierig die Kleider. „Was hast du denn da Komisches?“, fragt das Mädchen Margit. „Das ist nur ein Rollstuhl“, will Margit antworten. Doch die Mutter des Mädchens schiebt Anna schimpfend zur Seite: „So etwas darf man doch nicht fragen, Anna! Mit dir kann man sich nur blamieren!“ „Ich bin doch wie alle anderen Kinder!“, sagt Margit traurig zu sich und versteht die Mutter von Anna nicht. Am Straßenübergang warten alle, bis die Fußgängerampel auf Grün schaltet. Margit rollt über die abgeflachte Gehsteigkante und überquert, so schnell sie kann, die Straße. Plötzlich steht sie jedoch vor einer hohen Gehsteigkante und kommt nicht hinauf. Hilflos blickt sie sich um. Keiner achtet auf sie. Alle haben es eilig. Die Fußgängerampel schaltet auf Rot und Margit kommen die Tränen. Da steht plötzlich der Junge vor ihr, der auf dem Spielplatz als „Fettsack“ verspottet worden ist. Er ist ihr gefolgt. „Hallo, ich bin Sigi“, stellt er sich vor. „Kann ich dir helfen?“ „Und ich heiße Margit“, lächelt sie erleichtert. Nach ihren Anweisungen kippt Sigi den Rollstuhl hoch und bringt so die Vorderräder auf die Stufe. Dann hebt er die Hinterräder über die Kante. Nun kann Margit weiterfahren. „Danke!“, ruft sie Sigi nach. Auf einer Bank sonnen sich ein älterer Mann und eine ältere Frau. „Was ist denn dir passiert?“, fragt der Mann mitleidig. Margit bleibt stehen. Sie will dem Mann gerade die Geschichte von der hohen Gehsteigkante erzählen … … doch da seufzt die Frau laut: „So jung und schon so arm!“ Margits Gesicht wird ganz rot vor Zorn. Was wollen die denn alle von ihr? Gerade heute, wo sie das erste Mal allein einkaufen fahren darf! 5 10 15 20 25 30 Das Mädchen Margit sitzt im Rollstuhl. Eines Tages schickt ihre Mutter sie zum Einkaufen. Es ist das erste Mal, dass sie allein einkaufen geht. Lies die Geschichte und finde heraus, was sie erlebt. 1 140 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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