Wirtschaft gestalten HAK V, Arbeitsbuch BW
67 Mit Controlling planen und steuern ÚÚ Bei den Kennzahlen bestehen Zielkonflikte : z.B. wünschen sich Unternehmer einen hohen Gewinn und somit eine hohe Rentabilität bei gesicherter Liquidität. Hohe Liquiditätsreserven mindern je doch die Rentabilität. ÚÚ Kennzahlen werden häufig aus veröffentlichten Jahresabschlüssen errechnet. Hinter den Publika tionen stehen jedoch durchaus unterschiedliche Bilanzpolitiken und Bilanzierungsvorschriften – z.B. nach UGB, deutschem HGB, IAS/IFRS (International Accounting Standards/International Financial Reporting Standards) und US GAAP (insb. bei internationalen Konzernen; General, accounted, ac cepted principles). Während die Rechnungslegungsvorschriften lt. UGB „sicherheitsorientiert“ für Gläubiger bestimmt sind, sind die Vorschriften im Rahmen der IFRS und US GAAP auf Investoren ausgerichtet. Diese enthalten auch unterschiedliche Informationsquellen: z.B. muss lt. IFRS und US GAAP ein Cashflow-Statement (= Vergleich der Ein- und Auszahlungen) und eine Eigenkapitalverän derungsrechnung veröffentlicht werden. ÚÚ Für die Errechnung (insb. von Rentabilitäts-)Kennzahlen können unterschiedliche Gewinngrößen verwendet werden. Mögliche Gewinngrößen Betriebsergebnis (betriebliche) Erträge – (betriebliche) Aufwände Ergebnis gewöhnlicher Geschäftstätigkeit Betriebsergebnis + Finanzergebnis (z.B. Wertpapiererträge, Fremdkapitalzinsen) Jahresüberschuss/ -fehlbetrag Ergebnis gewöhnlicher Geschäftstätigkeit + außerordentliches Ergebnis (z.B. Grundstücksverkäufe) – Steuern aus Einkommen und Ertrag (z.B. KÖST) Bilanzgewinn/-verlust Jahresüberschuss/-fehlbetrag + Rücklagenauflösung (–Rücklagenbildung) +/– Gewinn-/Verlustvortrag aus Vorperioden Um eine (internationale) Vergleichbarkeit herzustellen, werden bei neueren Berechnungen Zinsen, Steuern (und Abschreibungen) nicht berücksichtigt, um das Problem unterschiedlicher Steuern, Fremdkapitalanteile und Gestaltungsmöglichkeiten zu umgehen: EBIT (Earnings Before Interests and Taxes) Gewinn vor Zinsen und Steuern EBIT-Varianten werden auch bei der modernen Kreditvergabe (Basel II) herangezogen. EBITDA (EBIT, Depreciations and Amortization) Gewinn vor Zinsen, Steuern & Abschreibungen ÚÚ Kennzahlen vergleichen oft Bestands- und Veränderungsgrößen (z.B. Vermögen und Gewinn) – des halb müssen hierbei Bestandsgrößen in Durchschnittswerte umgewandelt werden (z. B. durch schnittliches Vermögen). Praxis: Bilanz eines Auto-Konzerns nach deutschem HGB und IAS/IFRS Bilanz nach dt. HGB in Mio. EUR Bilanz nach IAS/IFRS in Mio. EUR AV = 35.436 EK = 11.521 AV = 37.124 EK = 22.245 UV = 45.932 FK = 70.072 UV = 58.828 FK = 74.025 Anlageintensität = 43% Anlageintensität = 39% EK-Quote = 14% EK-Quote = 23% In den beiden Bilanzen sind deutliche Abweichungen zu erkennen, die auf die Kennzahlen erheb lichen Einfluss besitzen. Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
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