Wirtschaft gestalten HAK IV, Arbeitsbuch BW

78 Zertifikate Zertifikate verbriefen das Recht auf Teilnahme an der Wertentwicklung eines zugrunde liegenden In- vestments (Basiswertes), z.B. einer Aktie, eines Index, eines Rohstoffes oder einer Fremdwährung. Ei- gentlich sind Zertifikate Wetten auf die Entwicklung eines anderen Finanzinstruments. Der Anleger bzw. die Anlegerin stellt der herausgebenden Bank sein Geld für diese Wetten zur Verfügung. Der Wettpartner ist dabei die Bank, die das Zertifikat herausgibt. Am Beispiel eines Indexzertifikates wird die Funktionsweise veranschaulicht. Eine Anlegerin glaubt, dass der ATX in nächster Zeit steigen wird. Ein Indexzertifikat spiegelt den Wert des Aktienindex wider. Steigt der Index um 3%, legt das Indexzertifikat um 3% an Wert zu. Verliert der Index 2%, ist auch das Indexzertifikat um 2% weniger wert. Mit dem Kauf eines Indexzertifikates schließt man eine Wette auf die Entwicklung des Index ab. Das Risiko besteht darin, dass man die Wette verliert und dann nicht den versprochenen Gewinn bekommt oder je nach Wette sogar einen Teil des Geldes verliert. Zertifikate sind derzeit sehr populäre Produkte von Banken und werden an viele Privatkunden verkauft. Es ist empfehlenswert, vor Erwerb eines Zertifikates die Emissionsbedingungen genau zu studieren und sich beraten zu lassen. Das Angebot an Zertifikaten reicht von Garantiezertifikaten (welche die Rückzahlung des einbezahlten Kapitals versprechen) bis zu hochspekulativen Zertifikaten. Optionsscheine und Futures Optionsscheine und Futures sind sogenannte Derivate , darunter werden Finanzinstrumente verstan- den, die aus anderen Finanzinstrumenten abgeleitet werden. Beides sind auch Termingeschäfte , d.h., die Erfüllung des Geschäftes erfolgt zu einem späteren Zeitpunkt. (Beispiel für ein Termingeschäft siehe Seite 84) Eine Option berechtigt den Käufer, verpflichtet ihn aber nicht gegen Zahlung einer Prämie (Optionsprämie) eine be- stimmte Menge (Kontraktgröße) eines Basiswertes, z. B. eine Aktie oder eine Fremdwährung, zum vorher fixierten Preis (Basispreis) innerhalb eines bestimmten Zeitraums (amerikanischer Stil) oder zum Ende der Optionsfrist (euro- päischer Stil) zu kaufen ( Call ) oder zu verkaufen ( Put ). Der Verkäufer verpflichtet sich, bei Ausübung der Option zu den vereinbarten Konditionen zu liefern oder abzunehmen. Im Gegensatz zur Option ist ein Future ein unbedingtes Termingeschäft. Der Inhaber bzw. Stillhalter hat die Verpflichtung, zu einem genau definierten Zeitpunkt einen bestimmten Basiswert, z. B. eine Aktie, zu einem vorher festgelegten Preis zu kaufen oder zu verkaufen. Optionen und Futures sind hinsichtlich ihrer Ausgestaltung standardisiert und können daher an der Börse gehandelt werden. Optionen werden z.B. zur Absicherung eines Außenhandelsgeschäftes mit einer fremden Währung genutzt oder viel häufiger zur Spekulation auf die zukünftigen Entwicklungen eines Preises. Für Spekulationen ist insbesondere der Hebeleffekt wichtig: Der Preis (Kurs) von Optionsscheinen steigt absolut (z.B. in EUR) etwa gleich hoch wie der des Basiswertes. Im Vergleich zum Kauf des Ba- siswertes selbst muss für den Optionsschein aber weit weniger Geld eingesetzt werden. Daher führt ein Preisanstieg des Basiswertes üblicherweise zu einem prozentuell größeren Anstieg des Kurses des Call-Optionsscheins. Umgekehrt führt ein Kursrückgang des Basiswertes zu einem prozentuell größe- ren Rückgang des Kurses des Call-Optionsscheins. Beispiel für Hebeleffekt: Eine Aktie steigt von 50 EUR auf 55 EUR, also um 10%. Ein Optionsschein auf diese Aktie, der beispielsweise 10 EUR kostet, steigt dann um 2,50 EUR. Prozentuell beträgt dieser Anstieg 25%! Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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