Begegnungen mit der Natur 8, Arbeitsheft

13 Vererbung und Humangenetik Genetik im Alten Testament In der Bibel ist im 30. Kapitel der Genesis (1. Mose 30) eine Geschichte zu lesen, die aus naturwissenschaftlicher Sicht interessant erscheint: „…Was willst du künftig als Lohn? Ich gebe dir, was du verlangst.“ Jakob sagte: „Du weißt ja, was ich für dich getan habe und wie dein Vieh sich vermehrt hat. Bevor ich kam, hattest du nur ein paar Tiere, und nun sind daraus so rie-sige Herden geworden. Für jeden meiner Schritte hat der Herr dich gesegnet. Jetzt muss ich endlich einmal an mich selbst denken und für meine Familie sorgen!“ „Sag doch, was verlangst du als Lohn?“, fragte Laban. „Gar nichts“, sagte Jakob; „du musst nur eine einzige Bedingung erfüllen, dann werde ich auch weiterhin für deine Herden sorgen: Ich werde heute aus deiner Her- de alle schwarzen, schwarz gefleckten und schwarz gesprenkelten Schafe und alle weiß gescheckten und weiß gesprenkel- ten Ziegen entfernen. Wenn danach trotzdem noch ein gesprenkeltes oder geflecktes Ziegenlamm oder ein schwarzes Schaflamm geworfen wird, soll es mir als Lohn gehören. Du wirst künftig auf einen Blick sehen können, ob ich ehrlich gegen dich bin oder ob ich dich bestohlen habe: Die Farbe meiner Tiere wird für mich zeugen.“ „Einverstanden!“, antwortete Laban. „Wir machen es, wie du vorgeschlagen hast.“ Er suchte noch am gleichen Tag aus sei- ner Herde alle Ziegen und Ziegenböcke heraus, an denen etwas Weißes war, und alle Schafe, an denen etwas Schwarzes war. Er gab sie seinen Söhnen, und die mussten damit drei Tagereisen weit wegziehen. Die restliche Herde blieb unter der Aufsicht Jakobs. Nun schnitt sich Jakob Zweige von Pappeln, Mandelbäumen und Platanen und schälte Streifen von der Rinde ab. Diese weiß gestreiften Stecken legte er in die Tränkrinnen, wenn die Tiere zum Trinken kamen; denn er wusste, dass sie sich dort paarten. Und weil die Tiere beim Anblick der Stäbe begattet wurden, warfen sie lauter gestreifte, gesprenkelte und gescheckte Junge. Außerdem ließ Jakob die Tiere bei der Paarung in Richtung auf die gestreiften und dunkelfarbigen Tiere der Herde Labans blicken. Die jungen Tiere nahm Jakob beiseite und bildete eine eigene Herde da- raus. Er legte die Stecken aber nur dann in die Tränkrinnen, wenn die kräftigen Tiere sich begatteten; bei den schwächli- chen Tieren tat er es nicht. So bekam Jakob die kräftigen Jungtiere und Laban die schwachen. Labans Herde, die von Jakob gehütet wurde, bestand also anfangs nur aus weißen Schafen und schwarzen Ziegen. Der Manipulation Jakobs mit den geschälten weißen Pappel-, Mandel- und Platanenstecken lag die Idee zugrunde, dass das Weiß der entrindeten Zweige das Weiß im Fell der Tiere hervorrufen würde – ein Gedanke, der im 19. Jahrhundert mit den Anfängen der Vererbungslehre an Bedeutung gewann: Gleiches entsteht aus Gleichem. Du weißt natürlich, was damit gemeint ist (sicher nicht, dass das Weiß entrindeter Zweige ein weiß geflecktes Fell ver- ursachen kann). Erkläre das Zustandekommen der gescheckten Tiere, indem du die Abbildungen mit den entsprechen- den Genotypen ergänzt (achte auf die Groß- und Kleinschreibung für dominant und rezessiv!). × × Schulbuch Seite 43–47 O Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

RkJQdWJsaXNoZXIy ODE3MDE=