Begegnungen mit der Natur 8, Schulbuch

91 Die Entwicklung des Lebens auf der Erde Isolation als Faktor der Artbildung Auf seiner Reise gelangte Charles Darwin auch zu den Galapagos-Inseln , die im Pazifik liegen. Ihm fiel dort eine Gruppe von Singvögeln auf, die sich zwar in Gefieder, Körper- und Flügelform sehr ähnlich waren, in Form und Größe der Schnäbel jedoch deutlich voneinander unterschieden. Darwin vermutete ihre Abstammung von einer Ausgangsart, aus der sich auf Grund der unterschied- lichen Lebensbedingungen auf den Inseln diese große Formenvielfalt ent- wickelt hatte: Als erste tierische Besiedler gelangte eine kleine Singvogel- gruppe vom südamerikanischen Festland auf die dem Festland am nächsten gelegene Galapagos-Insel San Cristóbal. Da die Vögel keine Konkurrenten vor- fanden, konnten sie sich stark vermehren. Die innerartliche Konkurrenz nahm dadurch zu, weshalb einige Individuen die Insel verließen und benachbarte Inseln besiedelten. Auf diesen herrschten jeweils andere ökologische Verhält- nisse. Diejenigen unter den „ausgewanderten“ Vögeln, die aufgrund zufälliger Veränderungen in ihrem Erbgut (Mutationen) neue Merkmale aufwiesen, die es ihnen möglich machten, sich den neuen Gegebenheiten anzupassen, ver- mehrten sich („Survival of the fittest“!). So entwickelten sich durch geografi- sche Isolation Populationen, die von der Gründerpopulation abwichen. Kehr- ten Individuen von lange isolierten Populationen, die andere Ansprüche an ihre Umwelt herausgebildet hatten, nach San Cristóbal zurück, konnten sie neben der ursprünglichen Population leben.  Galapagos-Inseln liegen etwa 1 100 km vor der Küste Ecua- dors. Ihre Entstehung wird durch das Auftreten so genannter Wärmebeulen („Hot Spots“) erklärt. Darunter versteht man bestimmte Bereiche im Erdmantel, in denen die Temperatur so hoch ist, dass das darüber liegende Plattenmate- rial aufschmilzt. Durch die Bewegung der Platte über die stationäre Wärme- beule entsteht eine Vulkankette ( Abb. 15). Auf der abgekühlten Oberfläche entwi- ckelten sich Pflanzen aus Samen und Sporen, die der Wind vom Festland her- geweht hatte. Entdeckt wurden die Ga- lapagos-Inseln im 16. Jahrhundert von spanischen Seefahrern. 15  Inselentstehung durch Hot Spots (Schema)  Singvögel artenreiche Unterordnung aus der Ord- nung der Sperlingsvögel Aufgrund der Entdeckungen Darwins wird die besondere, nur auf Galapagos vorkommende Singvogelgruppe als Dar- winfinken bezeichnet.  geografische Isolation räumliche Trennung von Populationen derselben Art Durch geografische Isolation, wie auch durch andere Formen der Isolation ( S. 92), wird bewirkt, dass sich die In- dividuen zweier Populationen bzw. in- nerhalb einer Population nicht mehr miteinander fortpflanzen können. Somit ist auch der Genfluss (Austausch geneti- schen Materials) unterbrochen. Durch die geografische Isolation entstanden auf Galapagos vierzehn verschiedene Singvogelarten ( Abb. 17). Bereich liegt weiter nördlich 16  Galapagos-Inseln 17  Die „Darwinfinken“ auf Galapagos Hot-Spot Hot-Spot Hot-Spot Hot-Spot Plattendrift Kleinschnabel- Darwinfink Papageischnabel- Darwinfink Dickschnabel- Darwinfink Opuntien- grundfink Kaktus- grundfink Spitzschnabel- Grundfink Klein- Grundfink Mittel-Grundfink Groß- Grundfink Kokosfink Waldsängerfink Spechtfink Mangrove- Darwinfink Zweig-Darwinfink Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

RkJQdWJsaXNoZXIy ODE3MDE=