Begegnungen mit der Natur 8, Schulbuch

73 Humangenetik M Arbeitsheft Seite 25 Operation, Chemo und Strahlentherapie sind die bekanntesten Therapie­ formen bei Krebs Eine der meist gewählten Maßnahmen bei verschiedenen Formen von Krebs ist die möglichst vollständige operative Entfernung des Tumors . Bei der Chemotherapie werden Substanzen ( Zytostatika ) verabreicht, die die Tumorzellen schädigen. Bei der klassischen Strahlentherapie wird Tumorgewebe mit energiereichen Strahlen, wie Gamma- und Röntgenstrahlen, behandelt. Diese geben an den durchstrahlten Bereich Energie ab, was zu Veränderungen in der Zelle, vor allem zu Schädigungen im Zellkern und in der Folge zum Zelltod führt. Bei manchen Krebsformen kommt eine Immuntherapie zur Anwendung Die Krebsimmuntherapie zielt darauf ab, das Immunsystem einer Patientin bzw. eines Patienten so zu mobilisieren, dass es die Krebszellen bekämpft. Eine Methode ist der Einsatz monoklonaler Antikörper . Die hoch spezifischen Proteine binden sich nach dem „Schloss-Schlüssel-Prinzip“ an Antigene auf der Oberfläche der Tumorzellen. So hat man beispielsweise herausgefunden, dass bei Brustkrebspatientinnen in rund 25% der Fälle der Wachstumsfaktor­ rezeptor HER-2/neu auf den Tumorzellen stark vermehrt vorkommt. Verab­ reicht man einer Patientin gegen diese gerichtete monoklonale Antikörper (durch Infusion), wird das Tumorwachstum gehemmt. Ein anderes Beispiel einer Immuntherapie, die bei manchen Haut- und Nieren- krebsformen eingesetzt wird, ist die Behandlung mit Interleukin-2 . Der Wirk­ stoff, der unter die Haut gespritzt wird, aktiviert die Zellen des Immunsystems, die Tumorzellen bekämpfen können (zB natürliche Killerzellen). Hormone können das Tumorwachstum fördern Bei manchen Krebsformen wie beispielsweise bei Gebärmutterhals-, Prostata- und Brustkrebs wird das Wachstum bzw. die Zellteilungsrate der Tumorzellen unter dem Einfluss von Hormonen gefördert, da diese Zellen eine erhöhte Dichte an Hormonrezeptoren aufweisen. Die Antihormontherapie zielt darauf ab, die Bildung des entsprechenden Hor­ mons operativ oder medikamentös zu unterdrücken. So wird beispielsweise bei Prostatakrebs das männliche Geschlechtshormon Testosteron durch Ent­ fernung der Hoden oder durch entsprechende Medikamente unterdrückt. Bestimmte Medikamente verhindern die Angiogenese Ab einer gewissen Größe benötigt ein Tumor zum Überleben und Weiterwach- sen Blutgefäße, die ihn mit Nährstoffen und Sauerstoff versorgen. Tumorzel­ len haben die Möglichkeit erworben, Botenstoffe auszusenden, die die Angio­ genese veranlassen und die Geschwulst so an das Blutgefäßsystem anbinden. Bei einer Krebstherapie durch Anti-Angiogenese werden Medikamente verab­ reicht, die die Angiogenese hemmen. Die Forschung arbeitet kontinuierlich an weiteren Krebstherapien Zurzeit wird versucht, mithilfe spezialisierter Zellen im Labor Antikörper gegen die ICAMs ( Seite 72) zu produzieren. Da Krebszellen Telomerase syn­ thetisieren, unterliegen sie nicht der Zellalterung. Wissenschafterinnen und Wissenschafter arbeiten an einer Möglichkeit, die Telomerase zu blockieren. Die CAR-T-Zelltherapie (CAR steht für Chimeric Antigen Receptor) bringt eben­ falls neue Hoffnung bei der Krebsbehandlung: dazu werden patienteneigene T-Zellen entnommen und ex vivo gentechnisch ( S. 145 ff) so modifiziert, dass diese Tumor-Antigenrezeptoren bilden. Die T-Zellen werden rücktransferiert, erkennen die Tumorzellen und zerstören sie.  operative Entfernung des Tumors um eine Metastasierung der Tumorzel­ len in andere Körperregionen zu verhin­ dern  Chemotherapie Die eingesetzten Medikamente (Zellgif­ te) wirken meistens auch auf andere Ge­ webe, deren Zellen einen hohen Turn­ over aufweisen (zB Haut, Schleimhäute, blutbildende Zellen im Knochenmark). Deshalb kann es in Folge zu Nebenwir­ kungen wie Haarausfall, Entzündungen der Schleimhäute, Übelkeit und chroni­ sche Erschöpfungszustände (durch eine Verminderung der roten Blutkörperchen) kommen.  Zytostatika hindern Zellen an der Teilung und brin- gen sie zum Absterben; cytos (griech.) = Zelle, statikos (griech.) = stehend  Strahlentherapie Als akute Nebenwirkung treten oft bereits während der Behandlung Haut­ rötungen im Bereich der Bestrahlungs­ felder auf. Als chronische Neben­ wirkungen können Monate bis Jahre nach der Behandlung je nach Bestrah­ lungsbereich Hautveränderungen (Elas­ tizitätsverlust, Verfärbung), Mund­ trockenheit nach Bestrahlung der Spei­ cheldrüsen, Schilddrüsenunterfunktion nach Bestrahlung der Halsregion oder Funktionsstörungen des Darmes (nach Bestrahlung im Bauchbereich) auftreten.  monoklonale Antikörper gehen auf eine Mutterzelle (B-Lympho- zyt) zurück und richten sich nur gegen ein einzelnes Epitop (eine lokale Region auf der Oberfläche des Antigens;  Band 6). Sie sind also hoch spezifisch.  Interleukin-2 chemischer Signalstoff (Cytokin), der von Immunzellen (T-Helferzellen, Monozy­ ten, Makrophagen) gebildet wird; inter (lat.) = zwischen, leukos (griech.) = weiß  Brustkrebs In den westlichen Staaten ist Brustkrebs die häufigste Krebsform bei Frauen. Gerade deshalb ist die Früherkennung (durch Abtasten und als Empfehlung ab 40 Jahren spätestens aber ab 45 durch die Mammografie) besonders wichtig.  Angiogenese Aussprossen neuer Blutgefäße aus dem bestehenden Gefäßsystem; angeion (griech.) = Gefäß, genesis (griech.) = Entstehung Nur zu Prüfzwecken – Eigentum d s Verlags öbv

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