Begegnungen mit der Natur 8, Schulbuch

70 Vererbung und Humangenetik M Arbeitsheft Seite 25 Die Anzahl der Zellteilungen ist begrenzt Bei der Verdoppelung der DNA bleiben die 3’-Enden unrepliziert. Am Leit­ strang ist dies der DNA-Abschnitt, an dem der RNA-Primer gebildet wird, am Folgestrang der DNA-Abschnitt, an dem der letzte RNA-Primer gebildet wird ( S. 21). Dadurch geht mit jeder Replikation ein 50 bis 200 Basenpaare umfas­ sendes Stück DNA verloren. Um zu verhindern, dass es dabei zu einem Infor­ mationsverlust kommt, befinden sich an den Enden der Chromosomen die Telomere ( S. 19). Es sind hundert- bis tausendfache Wiederholungen der Basensequenz TTAGGG (bzw. AATCCC auf dem komplementären Strang), die nur für die Stabilität der Chromosomen von Bedeutung sind. Bei jeder Zell­ teilung werden sie etwas kürzer. Haben sie eine gewisse kritische Länge unterschritten, ist das Teilungspotenzial der Zelle erschöpft. Dadurch wird die Apoptose eingeleitet, die Zelle stirbt. Das Chromosom mit dem kürzesten Telomer bestimmt die Alterung und schließlich den Verlust der Zelle. Die Telomere stellen somit eine „biologische Uhr“ dar. Tumore sind eine unnatürliche Ansammlung von Zellen Trotz Kontrollgenen, Reparaturmechanismen und begrenzter Teilungsfähigkeit der Zellen durch die Telomere kann es im Körper zu einer unnatürlichen, also nicht vorhergesehenen, Ansammlung von Zellen, zu einem so genannten Tumor kommen. Man unterscheidet zwischen benignen und malignen Tumoren . Letztere wer- den auch als Krebs bezeichnet. Maligne Tumore unterscheiden sich von den benignen unter anderem dadurch, dass sie ungeordnet wachsen, dabei in umliegendes Gewebe ein­ dringen, dieses verdrängen und zerstören. Durch Absiedlung maligner Zellen können in anderen Geweben bzw. Organen Metastasen entstehen. Es gibt unterschiedliche Tumorarten Die bösartigen Tumore werden je nach Gewebe, dem sie entstammen, unter schiedlich bezeichnet. Etwa 80% aller bösartigen Tumore sind Karzinome . Das sind Tumore, die von Oberflächen – auch von inneren Oberflächen (zB Haut, Lunge, Drüsen, Darm etc.) – ausgehen. Eine Ursache für ihre Häufigkeit liegt darin, dass Oberflächen in Kontakt mit der Umwelt stehen (UV-Bestrahlung, Chemikalien, Luft, Nahrung). Zudem wer­ den Oberflächenzellen ständig erneuert (man spricht von einem hohen Turn­ over), wodurch sie eine hohe Rate an DNA-Synthesen aufweisen. So wird bei­ spielsweise die Darmauskleidung fast täglich erneuert, die Haut alle drei bis vier Wochen. Sarkome leiten sich von bindegewebigen Strukturen ab (Bindegewebe, Kno­ chen, Knorpel, Muskel, Fettgewebe). Da diese Organe, geschützt vor oberfläch­ lichen Einflüssen, in der Tiefe liegen, findet deutlich weniger DNA-Synthese statt. Blastome sind Tumore, die sich während der embryonalen bzw. fetalen Gewe­ be- und Organentwicklung bilden. Lymphome gehen von lymphatischen Geweben aus (zB Lymphknoten, Man- deln, Milz). Leukämien sind bösartige Erkrankungen, die von den blutzellbildenden Stammzellen im Knochenmark ausgehen. Beim Heranreifen von der Stamm­ zelle bis zum fertigen Blutkörperchen finden viele Zellteilungen (DNA-Synthe­ sen) statt. Bei jeder kann ein Fehler, eine Mutation, passieren, was möglicher­ weise zum Krebs führt. Hirn- und Rückenmarkstumore werden als Gliome bezeichnet.  Tumor Geschwulst tumor (lat.) = Wucherung  benigne Tumore gutartige Tumore, zB Papillome ( S. 76); benignus (lat.) = gutartig  maligne Tumore bösartige Tumore; malignus (lat.) = bösartig  Krebs Die Bezeichnung dürfte auf den griechi- schen Arzt Hippokrates (460–370 v. Chr.) zurückgehen. Er beschrieb Tumore als „von Blutgefäßen umgebene Knoten und Geschwüre, deren Gestalt an die eines Krebses erinnere“.  Metastasen Tochtertumore, Sekundärtumore metastasis (griech.) = Umstellung, Veränderung  Karzinome karkinos (griech.) = Krebs  Sarkome sarx (griech.) = Fleisch, Weichteile  Blastome blastos (griech.) = Keim, Spross  Lymphome Nicht jeder Tumor in einem Lymphkno­ ten ist ein Lymphom. Oft handelt es sich um eine Lymphknotenmetastase, also einen Tumor, der durch Absiedlung einer Krebszelle eines anderen Tumors (zB Brust- oder Darmkrebs) in den Lymph­ knoten entstanden ist.  Leukämien leukos (griech.) = weiß, haima (griech.) = Blut  Gliome bilden sich häufig aus den Gliazellen ( Begegnungen mit der Natur, Band 6). Nenne mögliche Konsequenzen, die sich für uns ergäben, wenn es gelänge, in unserem Körper den vorprogrammierten Tod der Zellen auszuschalten. Selbst aktiv! Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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