Begegnungen mit der Natur 8, Schulbuch

59 Humangenetik Die Ausprägung des Geschlechts Welches Geschlecht ein Individuum hat, wird im Tierreich unterschiedlich fest­ gelegt ( S. 60). Die Abläufe, die zu der Ausprägung des Geschlechts führen, werden als Geschlechtsdetermination bezeichnet. Beim Menschen findet primär eine genotypische Geschlechtsausprägung (s.u.) statt. Das heißt, das die Bestimmung des Geschlechts auf der Art oder Anzahl der vorhandenen Chromosomen beruht. Die genotypische Geschlechtsdetermination beruht auf den Erbanlagen Durch Meiose entstehen aus diploiden Urkeimzellen haploide Keimzellen.Da die weiblichen Urkeimzellen mit zwei X-Chromosomen ausgestattet sind, gibt es nur Eizellen mit dem Geschlechtschromosom X. Spermien hingegen enthal­ ten ein X- oder ein Y-Chromosom (Urkeimzellen XY). Je nachdem, ob eine Eizelle von einem X- oder Y-chromosomenhältigen Sper­ mium befruchtet wird, entwickelt sich ein Mädchen oder ein Bub (genotypi­ sche Geschlechtsbestimmung). Allerdings kann der Phänotypus, also wie ein Mensch aussieht, sich fühlt bzw. definiert, aufgrund bestimmter Faktoren (zB XX-Mann,  S. 64, Hormonhaushalt,  S. 60) vom Genotypus abweichen.  Geschlechtsdetermination bezeichnet die Abläufe, die während der Entwicklung eines Lebewesens zur Fest­ legung des Geschlechts führen; beim Menschen führt sie zur Einteilung in das biologische Geschlecht ( Begegnungen mit der Natur, Band 6).  X- oder Y-chromosomenhältiges Spermium Die Wahrscheinlichkeit, dass ein Spermi­ um ein X- oder ein Y-Chromosom enthält, beträgt 50 : 50. Es müssten also gleich viele Mädchen wie Buben geboren wer­ den. Tatsächlich ist die Zahl der männli­ chen Neugeborenen etwas höher (51,5%, 48,5 %). Als Ursache wird angenommen, dass sich die Y-hältigen Spermien auf­ grund ihrer geringeren Masse schneller fortbewegen können und somit früher bei der Eizelle ankommen. Allerdings sterben während der Schwangerschaft mehr männliche Embryonen bzw. Feten als weibliche. Grund dafür dürfte sein, dass sich am X-Chromosom lokalisierte, defekte rezessive Allele durch das Feh­ len entsprechender intakter dominanter Allele auf einem zweiten X-Chromosom auswirken können.  SRY-Gen Sex determining region of Y-chromo­ some Das Y-Chromosom beeinflusst die Geschlechtsausprägung Ob sich während der Entwicklung des Embryos aus dem Müller-Gang, eine der Anlagen der Geschlechtsorgane, Eierstöcke oder Hoden entwickeln, bestimmt das Y-Chromosom. Genauer gesagt, ist auf ihm ist das SRY-Gen lokalisiert. Die­ ses codiert ein Protein, das bewirkt, dass das Heranreifen der Eierstöcke unter­ drückt und die Ausbildung der Hoden gefördert wird. 44  Geschlechtschromosomen (Gonosomen); links X, rechts Y (REM, gefärbt) 45  Genotypische Geschlechtsbestimmung beim Menschen; Schema 44 + XX 22 + X 44 + XX 44 + XX 44 + XY 22 + X 22 + X 22 + Y 44 + XY 44 + XY 1. Recherchiere den Begriff Intersexualität. Grenze dabei von den Begriffen Transgender und Transsexualität ab. 2. Reflektiere darüber, mit welchen gesellschaftlichen Stigmatisierungen bzw. Diskriminierungen Intersexuelle bzw. Transsexuelle zu kämpfen haben. 3. Viele intersexuelle und transsexuelle Menschen kritisieren die genaue Festlegung auf zwei klar unterscheidbare Geschlechter (Mann und Frau), da nach ihrer Ansicht dies nicht immer möglich ist und ein aufgezwungenes Ein­ ordnen zu starken physischen und psychischen Beeinträchtigungen führen kann. Nimm dazu Stellung. Selbst aktiv! diploide Körperzellen haploide Spermien haploide Eizellen 2 µm Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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