Begegnungen mit der Natur 8, Schulbuch

57 Humangenetik M Arbeitsheft Seite 19 Die Blutgruppen werden dominant-rezessiv bzw. kodominant vererbt Von den meisten Genen gibt es nicht nur zwei, sondern mehrere Allele (multi­ ple Allele). Ein Beispiel dafür ist das AB0-Blutgruppensystem des Menschen. Die Bezeichnungen A, B und 0 beziehen sich auf bestimmte Moleküle ( Glyko­ proteine, Glykolipide ), die an der Oberfläche der roten Blutkörperchen vor­ kommen können, die Antigene . Sie spielen eine wichtige Rolle bei der Übertra­ gung von Spenderblut (Bluttransfusion): Sind die roten Blutkörperchen des Empfängers nicht mit denen des Spenders ident, binden sich bestimmte Ab­ wehrproteine ( Antikörper ) an die fremden Oberflächenmoleküle und bringen damit die Blutkörperchen des Spenderblutes zum Verklumpen ( Agglutination ). Wir unterscheiden beim Menschen vier Blutgruppen, die sich durch die Kombi­ nation dreier Allele eines Gens ergeben: Das Allel I A führt zur Bildung des Moleküls A, das Allel I B führt zur Bildung des Moleküls B und das Allel I 0 führt weder zur Bildung von A noch von B. Jeder Mensch besitzt in seinen Körperzel­ len zwei dieser Allele. Sind sie gleich, ist der Betreffende homozygot für diese Blutgruppe: Genotypus I A I A führt zur Blutgruppe A, Genotypus I B I B zur Blut­ gruppe B und Genotypus I 0 I 0 zur Blutgruppe 0. Treffen zwei unterschiedliche Allele aufeinander, dominieren immer I A und I B über I 0 : Genotypus I A I 0 führt zur Blutgruppe A, Genotypus I B I 0 zur Blutgruppe B. I A und I B wirken sich im Phänotypus gleich stark aus, sie sind kodominant: Genotypus I A I B führt also zur Blutgruppe AB. A- und B-Antikörper bilden sich in den ersten Lebensmonaten Die Antikörper gegen die A- und B-Antigene (Anti-A und Anti-B;  Abb. 42) bilden sich erst im 3. bis 6. Lebensmonat. Zu dieser Zeit besiedeln Bakterien und Pilze den Dickdarm (Darmflora). Bestimmte Darmbakterien tragen die gleichen Antigene auf ihrer Oberfläche, wie unsere Blutkörperchen. Es gibt also welche mit A- und welche mit B-Antigenen. Babys mit der Blutgruppe A bilden Antikörper gegen die Bakterien mit den B-Antigenen (Anti-B). Babys mit der Blutgruppe B bilden Antikörper (Anti-A) gegen die A-Antigen tragen­ den Bakterien. Babys mit der Blutgruppe AB bilden keine Abwehrstoffe. Babys mit der Blutgruppe 0 bilden sowohl Anti-A als auch Anti-B.  AB0-Blutgruppensystem wurde vom Wiener Arzt Karl Landsteiner (1868–1943) entdeckt; er erhielt er 1930 den Nobelpreis für Physiologie oder Me­ dizin.  Glykoproteine Eiweiße mit Kohlenhydratanteil  Glykolipide Lipide (Fette und fettähnliche Substan­ zen) mit Kohlenhydratanteil  Antigene anti (griech.) = gegen, -genes (griech.) = hervorbringen  Antikörper Immunglobuline; dienen der Abwehr von Antigenen  Agglutination agglutinare (lat.) = anheften, anleimen  Rhesusfaktor Der Name rührt daher, dass der Rhesus­ faktor als erstes im Blut von Rhesusaffen nachgewiesen wurde. 41  Karl Landsteiner Der Rhesusfaktor wird über ein dominantes Allel vererbt 1937 entdeckten Karl Landsteiner und der amerikanische Immunbiologe Ale­ xander Solomon Wiener (1907–1976) ein weiteres Protein auf der Zellmembran der roten Blutkörperchen: den Rhesusfaktor . Aufgrund seiner Entdeckung konnte das Rätsel um eine bei manchen Neugeborenen auftretende, lebens­ gefährliche Krankheit ( Seite 58) gelöst werden. Der Rhesusfaktor (das so genannte Antigen D), kommt bei etwa 85% der Bevölkerung vor. deren Blut wird mit Rh + (rhesuspositiv) bezeichnet. Bei den restlichen 15% fehlt das Anti­ gen D, ihr Blut ist rh – (rhesusnegativ). Schon an der Groß- bzw. Kleinschreibung Rh + /rh – lässt sich erkennen, dass das Allel, das zur Bildung des Oberflächenproteins führt, über das Allel, das nicht zur Bildung dieses Proteins führt, dominiert. Daraus ergibt sich: Der Geno­ typus Rh + /Rh + führt zu Rh + , Rh + /rh – führt zu Rh + und rh – /rh – führt zu rh – . 1. Recherchiere die Methodik der so genannten „Kreuzprobe“ bzw. des „Hämagglutinationstests“ zur Blutgruppenbestimmung und erkläre sie anhand der Abb. 42. 2. Leite her, welche Blutgruppenallele Menschen aufweisen, die a) Anti-A b) Anti-B c) Anti-A und Anti-B d) weder Anti-A noch Anti-B im Blut haben. Selbst aktiv! 42  Blutgruppenmerkmale (links) und Blutgruppenbestimmung durch Agglutination (rechts) Blut- gruppe Anti­ gene Anti­ körper Anti-A Anti-B A A Anti-B B B Anti-A AB A B keine 0 keine Anti-B Anti-A Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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