Begegnungen mit der Natur 8, Schulbuch

41 Die Vererbung folgt bestimmten Gesetzmäßigkeiten M Arbeitsheft Seite 10, 15 Theorien zur Vererbung Die ersten Überlegungen bzw. Theorien zur Verebung lieferten Gelehrte in der Antike. Hippokrates, Platon und Aristoteles postulierten erstmals Vererbungstheorien Der berühmte griechische Arzt Hippokrates entwickelte die Theorie, dass die Eigenschaften der Eltern über Flüssigkeiten vererbt würden, die überall im Körper entstehen und sich in den Geschlechtsorganen sammeln: Die Flüssig­ keit der Augen erzeuge neue Augen, die der Arme neue Arme usw. Ob die Augen, die Arme etc. denen des Vaters oder denen der Mutter gleichen, hänge davon ab, welche Flüssigkeit dominiert. Der griechische Philosoph Platon ging davon aus, dass der körperliche und geistige Zustand der Eltern während der Zeugung auf das Kind übertragen würde und somit Mutter und Vater in gleicher Weise an der Übertragung der Merkmale beteiligt seien. Auch der Mediziner und Philosoph Aristoteles beschäftigte sich eingehend mit den Fragen rund um das Thema Fortpflanzung und Entwicklung. Er vertrat die Ansicht, dass die Samenflüssigkeit „im Körper aufgekochtes, dünnflüssiger gewordenes Blut“ sei, mit der ein Mann der Nachkommenschaft die Form, die Bewegung und die Seele liefere. Von der Frau stamme lediglich das Material in Form von gerinnendem Menstruationsblut. Ein Bub entstünde, wenn die formbildende Kraft des Mannes stark genug ist. Ist sie schwächer, entwickle sich „nur“ ein Mädchen. Eine weitere Idee des Aristoteles, die im Mittelalter großen Anklang fand und sich bis Mitte des 19. Jahrhunderts hielt, war die der Urzeugung . So schrieb Aristoteles beispielsweise über die Insekten: „… andere entstehen nicht aus Tieren, sondern durch Urzeugung, teils aus dem Tau, der auf die Blätter fällt, in der Regel im Frühjahr, oft aber auch im Winter, wenn es ruhig ist, bei feuch­ ten Südwinden, teils im faulenden Schlamm und Mist, teils auch im Holz, in Pflanzen oder auch in anderen Tieren, teils im Haar, im Fleisch oder in den Ausscheidungen der Tiere.“ Der im 16. und 17. Jahrhundert lebende belgische Arzt, Naturforscher und Che­ miker Johan Baptista van Helmont lieferte sogar eine Anleitung dafür, wie man beweisen könne, dass Mäuse aus alten, abgetragenen Hemden in Kombi­ nation mit feuchten Weizenkörnern entstehen. „Alles Leben entsteht aus dem Ei“ Der englische Mediziner William Harvey untersuchte befruchtete Hühnereier in verschiedenen Stadien der Bebrütung und konnte damit die Entwicklung von Hühnerembryonen studieren. Aufgrund seiner Beobachtungen war er davon überzeugt, dass sich „sämtliche Tiere, auch die, welche lebendige Junge gebären, der Mensch selbst inbegriffen“ aus Eiern entwickeln. Von Harveys Idee begeistert versuchte im Jahr 1668 der italienische Arzt Francesco Redi mit folgendem Experiment zu beweisen, dass es keine Urzeugung gibt: Er legte in zwei Gläser frisches Fleisch. Danach verschloss er eines der Gläser mit einem Leinentuch, während das andere offen blieb. Nach einiger Zeit entwickelten sich nur im offenen Glas Fliegenmaden, danach Puppen und schließlich aus­ gewachsene Fliegen. Aufgrund seiner Ergebnisse formulierte Redi den berühmten Satz: „Omne vivum ex ovo“ (lat. für „Alles Leben entsteht aus dem Ei“).  Hippokrates (460–377 v. Chr.) gilt als Begründer der Medizin als Wissenschaft  Platon (428–348 v. Chr.) war Lehrmeister des Aristoteles  Aristoteles (384–322 v. Chr.) teilte u.a. das Tierreich in Bluttiere (= Wirbeltiere) und blutlose Tiere (= alle außer Wirbeltiere) ein  Urzeugung Spontanzeugung; Lebewesen entstehen ohne Eltern aus unbelebter Materie  Johan Baptista van Helmont (1580–1644) erkannte u.a., dass es auch andere „luftartige Stoffe“ außer Luft gibt und führte dazu den Begriff „Gas“ ein.  William Harvey (1578–1657) entdeckte u.a. den Blutkreis­ lauf im menschlichen Körper  Francesco Redi (1626–1697) war auch Dichter 1  Hippokrates, Büste 2  Platon, Büste 3  Aristoteles, Büste 4  van Helmont 5  William Harvey 6  Francesco Redi Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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