Begegnungen mit der Natur 8, Schulbuch

153 Der Mensch greift ein Gentechnisch veränderte Tiere sollen höhere Erträge bringen Auch mit Genmanipulationen bei Tieren für die Nahrungsmittelproduktion erhofft man sich Ertragssteigerungen. Allerdings sind die klassischen Metho- den der Gentechnik bei Nutztieren wenig effizient und daher kostenintensiv. Außerdem werden Produkte aus GVOs meist wenig von Konsumentinnen und Konsumenten akzeptiert. Dennoch gibt es einige Beispiele, bei denen Gen- technik zum Ziele der Ertragssteigerung eingesetzt wird: Verpflanzt man beispielsweise das menschliche Gen für das Wachstumshormon in Schweine, nehmen diese schneller zu und erreichen dadurch früher ihr Schlachtgewicht. Karpfen, denen das Wachstumshormon von Forellen verpflanzt wurde, wach- sen schneller heran. Auch die genmanipulierten, so genannten Turbolachse weisen eine Wachstumsgeschwindigkeit auf, die um ein Vielfaches höher ist als bei natürlichen Arten. Bei Rindern, Schafen und Kaninchen ist es durch Genübertragung gelungen, die tierischen Leistungen (Milchleistung, Wachs- tum, Krankheitsresistenz) zu beeinflussen. Ertragssteigerung rechtfertigt nicht das damit verbundene Tierleid Es stellt sich die Frage, wie weit wir dazu berechtigt sind, aus kommerziellen Gründen sowie wegen unverhältnismäßiger Kundenwünsche (zB helleres Fleisch) in den Stoffwechsel von Tieren einzugreifen. Schweine, denen in Versuchen Wachstumshormon-Gene eingeschleust wur- den, zeigen zwar das gewünschte Wachstum, leiden aber an Krankheiten wie Herzvergrößerung, Gelenksentzündungen, Magengeschwüren und Nierener- krankungen. Kühe, denen Hormon-Gene übertragen wurden, die die Milchleistung steigern , leiden vermehrt an Euterentzündung. Tiere zeichnen sich gegenüber Pflanzen durch eine Vielzahl von genetisch fixierten Verhaltensmustern aus. Durch die Veränderung von Genen werden möglicherweise auch die Faktoren, die bei der Steuerung von Verhaltensmus- tern zusammen spielen, negativ beeinflusst. So ist beispielsweise die Wande- rung der Lachse in die Geburtsgewässer teilweise genetisch festgelegt (auf welche Weise ist jedoch noch völlig unklar). Die Folgen solcher gentechnischer Veränderungen für das Ökosystem sind nicht absehbar. Transgene Tiere helfen bei der Medikamentenherstellung Während über die Zulassung transgener Tiere für die Nahrungsmittelprodukti- on noch diskutiert wird, dienen sie beim so genannten Gen-Pharming bereits der Herstellung von Medikamenten. Das erste Arzneimittel aus transgenen Tieren, Antithrombin III , wurde im Jahr 2008 in einigen EU-Ländern zugelassen. Das Eiweiß wird aus der Milch von Ziegen, denen das Antithrombin-Gen eingeschleust wurde, gewonnen. Es gibt Versuche, Schweine genetisch so zu verändern, dass sie als Organspen- der geeignet sind, Abstoßungsreaktionen also verhindert werden. 2012 ist es einem Forschungsteam aus Südkorea gelungen, einem Affen das Herz eines gentechnisch veränderten Schweines erfolgreich zu implantieren.  Milchleistung steigern In der Europäischen Union ist der Ein- satz entsprechender Hormon-Gene ver- boten, da der Konsum der Milch solcher Kühe möglicherweise das Brustkrebs- und Prostatakrebsrisiko erhöht.  Gen-Pharming eine Wortverbindung aus Farmer und Pharmazie  Antithrombin III wird bei Patientinnen bzw. Patienten mit erblich bedingtem Antithrombinmangel eingesetzt; hemmt die Blutgerinnung 51  Lachswanderung – wie weit stören gentechnische Eingriffe die Ökosysteme? 52  Ein transgenes Kaninchen wird gemolken zur Herstellung von Medikamenten gegen die erblich bedingte Pompe-Krankheit 53  Antithrombin III wird aus Ziegenmilch gewonnen. 1. „Knockout-Mäuse gelten als wichtige Modellorganismen für die Unter­ suchung verschiedener biologischer Mechanismen. Sammle durch Recherche Beispiele für ihre Einsatzgebiete. 2. Wird die genetische Manipulation von Tieren im Rahmen der roten (me- dizinischen) Gentechnik durchgeführt, ist die Akzeptanz in der Bevölke- rung weit höher, als wenn sie zum Zwecke der Nahrungsproduktion oder anderer Ziele passiert. Bewerte diese unterschiedliche Gewichtung. Selbst aktiv! Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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