Begegnungen mit der Natur 8, Schulbuch

151 Der Mensch greift ein Auch Markergene stehen oft im Mittelpunkt der Kritik Von 1000 Pflanzenzellen, denen man versucht, Gene (mit oder ohne Vektoren) einzuschleusen, integrieren nur durchschnittlich fünf das fremde Erbmaterial. Um diese aus den nicht transformierten Zellen herausfiltern zu können, wird das Zielgen vor dem Einschleusen an ein so genanntes Markergen gekoppelt. Als Markergene werden Gene verwendet, die eine Resistenz gegen bestimmte Antibiotika oder Herbizide verleihen. Nach dem Transformationsversuch wer- den die Zellen mit dem entsprechenden Antibiotikum bzw. Herbizid behan- delt. Es überleben nur jene Zellen, die gegen diese Stoffe resistent sind. Es sind jene, bei denen die Integration der Fremdgene geglückt ist. Nach dieser Auslese haben die Markergene keine Funktion mehr. Gentechnik-Gegnerinnen und Gegner befürchten durch Einkreuzung eine Übertragung der Markergene in Wildpflanzen, andere Nutzpflanzen oder Bakterien , die dann bestimmte Resistenzen entwickeln und deshalb nur noch schwer bekämpft beziehungsweise behandelt werden können. Markergene waren der Hauptgrund für jahrelange heftige Auseinandersetzun- gen zwischen Befürworterinnen bzw. Befürwortern und Gegnerinnen bzw. Gegnern der Zulassung der amylosefreien Kartoffelsorte Amflora ( Seite 147): Die Gegnerinnen und Gegner argumentierten, dass die Kartoffelpflanzen auf- grund des enthaltenen Markergens, das den Pflanzen eine Resistenz gegen ein bestimmtes Antibiotikum verleiht, die Zulassungskriterien nicht erfüllen. Befürworterinnen und Befürworter hielten dagegen, dass Amflora ausschließ- lich zur Gewinnung von Amylopektin zur industriellen Nutzung und nicht für den menschlichen Verzehr angebaut würde. Allerdings wurde im Zulassungs- antrag auch eine Genehmigung als Futter- und Lebensmittel miteingereicht – als Futtermittel deshalb, um die bei der Verarbeitung der Kartoffeln anfallen- den Reststoffe verfüttern zu können, als Lebensmittel für den Fall, dass doch Knollen versehentlich in die Lebensmittelverarbeitung gelangen sollten. Amflora wurde 1998 in der EU für den Anbau zugelassen mit der Auflage, dass die Knollen weder verfüttert, noch in die Lebensmittelproduktion gelangen dürfen. 2010 wurde Amflora erstmals in Tschechien, Schweden und Deutsch- land angebaut. 2012 kam es zum Anbaustopp, nachdem die Entwicklerfirma die Vermarktung wegen mangelnder Akzeptanz in Europa eingestellt hatte. Um die Diskussion um die Markergene beenden zu können, wurden bereits Methoden entwickelt, die es ermöglichen, die Marker mit Hilfe von Restrikti- onsenzymen oder von Transposons wieder zu entfernen. Darüber hinaus gibt es Forschungsansätze für einen Gentransfer ohne Markergene.  Zielgen Gen, das eingeschleust werden soll  Bakterien Es besteht die Befürchtung, dass die Antibiotikaresistenzgene durch den Kon- sum der Pflanzen bzw. Produkte, die aus ihnen hergestellt werden, auf die Darm- bakterien übertragen werden und da- durch antibiotikaresistente Stämme ent- stehen.  Zulassungskriterien gv-Pflanzen dürfen weder eine Gefahr für die Gesundheit des Menschen noch für die Umwelt darstellen.  Transposons auch als „springende Gene“ bezeichnet, sind ein bis mehrere Gene umfassende DNA-Abschnitte, die ihre Lage im Genom ändern können. Es werden Retrotranspo- sons und DNA-Transposons unterschie- den. Bei den Retrotransposons erfolgt die Transposition, also der Vorgang des Springens, durch „copy and paste“ (Ko- pieren und Einfügen): Die Transposons stellen von sich selbst eine RNA-Kopie her, die anschließend an einen anderen Ort im Genom wandert, dort in DNA zu- rückkopiert und schließlich eingefügt wird. Während das Genom durch den „copy and paste“-Mechanismus vergrö- ßert wird, bleibt es durch den „cut and paste“-Mechanismus der DNA-Transpo- sons (Ausschneiden und an anderer Stel- le wieder Einfügen) quantitativ gleich. Über die Bedeutung der Transposons gibt es nur Vermutungen, zB, dass es sich um intrazelluläre Parasiten handelt. Tatsache ist allerdings, dass sie die Ursa- che für den Großteil der natürlichen Mutationen sind. 46  In Mecklenburg Vorpommern (D) musste sogar die Polizei ein Amflora-Kartoffelfeld bewachen, um eine geplante „Entsorgungsaktion“ zu verhindern. Recherchiere im Internet und beantworte folgende Fragen: 1. Welches Land innerhalb der EU hat als erstes ein Anbauverbot für Amflora erlassen? 2. Warum war „Genmais 1507“ im- Februar 2014 Gegenstand hefti- ger Debatten? Welche Eigen- schaften weist Genmais 1507 auf? Welche Position nimmt Österreich in diesem Zusam- menhang ein? Selbst aktiv! Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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