Begegnungen mit der Natur 8, Schulbuch

149 Der Mensch greift ein Bioethische Fragen in der Gentechnik In allen EU-Staaten und damit auch in Österreich dürfen gentechnisch verän- derte Pflanzen in der Landwirtschaft und Lebensmittelindustrie nur nach Zulassung verwendet werden. Für Österreich im Speziellen schreibt das öster- reichische Gentechnikgesetz genaue Richtlinien vor ( Abb. 42). Dies ist darin begründet, dass die Gentechnik neben den Vorteilen auch Gefahren mit sich bringt. § 1. Ziel dieses Bundesgesetzes ist es, 1. die Gesundheit des Menschen einschließlich seiner Nachkommenschaft vor Schäden zu schützen, die a) unmittelbar durch Eingriffe am menschlichen Genom, durch geneti- sche Analysen am Menschen oder durch Auswirkungen gentechnisch veränderter Organismen auf den Menschen oder b) mittelbar durch Auswirkungen gentechnisch veränderter Organismen auf die Umwelt entstehen können, sowie die Umwelt (insbesondere die Ökosysteme) vor schädlichen Auswirkungen durch gentechnisch veränderte Organismen zu schützen und dadurch ein hohes Maß an Sicherheit für den Menschen und die Umwelt zu gewährleisten und 2. die Anwendungen der Gentechnik zum Wohle des Menschen durch Fest- legung eines rechtlichen Rahmens für deren Erforschung, Entwicklung und Nutzung zu fördern. 42  Ziele des österreichischen Gentechnikgesetzes (abrufbar unter www.ris.bka.gv.at ) Ist die Gentechnik in der Medizin weitgehend anerkannt ( S. 144 ff), steht der Einsatz gentechnischer Methoden bei Pflanzen und Tieren immer wieder im Mittelpunkt bioethischer Diskussionen. Besonders in Europa begegnet man diesem Thema im Zusammenhang mit der Lebensmittelgewinnung sehr kri- tisch. Helfen gentechnisch veränderte Pflanzen im Kampf gegen die Unterversor- gung an Nahrungsmitteln? Ein Hauptargument der Befürworter des Einsatzes der Gentechnik in der Landwirtschaft ist das rasante Bevölkerungswachstum, mit dem auch der Nahrungsbedarf steigt. Gentechnisch veränderte Pflanzen (gv-Pflanzen) könn- ten dazu beitragen, die Ernährung aller Menschen durch die Steigerung der globalen Nahrungsmittelproduktion zu gewährleisten. Durch eine Steigerung des Nährstoff- und Vitamingehalts können transgene Pflanzen auch die Ernährungsbedingungen in den Entwicklungsländern ver- bessern. Als Paradebeispiel dafür gilt die Züchtung von „ Golden Rice “: Geschäl- ter Reis enthält weder Vitamin A noch Provitamin A (Carotin). Menschen, die sich hauptsächlich von Reis ernähren (weltweit rund 130 Millionen), leiden deshalb an einem Mangel an Vitamin A, der bei 250 000 bis 500 000 Kindern jährlich zur Erblindung führt. Ungeschälter Reis enthält zwar Carotin, allerdings in zu geringer Menge, um den Tagesbedarf an Vitamin A zu decken. Zudem benötigt die Zubereitung von ungeschältem Reis wesentlich mehr Energie als die von geschältem. Proble- matisch ist auch die Lagerung von ungeschältem Reis in tropischem Klima – durch den hohen Fettgehalt der Schale wird der Reis schnell ranzig und damit ungenießbar. „Golden Rice“ enthält im Korn Carotin. Ein weiterer positiver Aspekt ist die Qualitätsverbesserung in Bezug auf Geschmack, verbesserte Haltbarkeit und Lagerfähigkeit sowie Eliminierung allergieauslösender Stoffe. 43  Anbau von „Golden Rice“  österreichisches Gentechnikgesetz Das österreichische Gentechnikgesetz regelt, welche gentechnischen Eingriffe an Pflanze, Tier und Mensch durchge- führt werden dürfen.  Europa EU-weit lehnen nach aktuellen Umfra- gen 60% der Bevölkerung gentechnisch veränderte Nahrungsmittel ab, in Öster- reich sind es sogar 80%.  Steigerung der globalen Nahrungs- mittelproduktion Schädlingsbefall und Krankheiten füh- ren zu massiven Ernteausfällen. So ge- hen beispielsweise 25% der weltweiten Reiserträge durch Schädlinge verloren. Durch die Züchtung schädlings-, krank- heits- und herbizidresistenter Pflanzen gibt es weniger Ernteausfälle, zugleich kann der Einsatz von Pflanzenschutzmit- teln verringert werden, was Kosten spart und eine Entlastung der Umwelt dar- stellt (Pflanzenschutzmittel können über den Boden, die Luft oder das Wasser in die Nahrungskette gelangen; zB ist das seit den 2000er Jahren zu beobachtende massive Bienensterben ua. auf den Ein- satz von Pestiziden zurückzuführen). Zudem ermöglicht die Zucht von Pflan- zen mit Toleranz gegen Trockenheit, Kälte etc. einen Anbau an ungünstigeren Standorten.  „Golden Rice” Provitamin A-Reis Die Reiskörner haben aufgrund ihres Carotin-Gehalts eine gelbe Farbe. Der- zeit ist der Anbau von „Golden Rice“-Sorten (zwecks Standortanpassung muss „Golden Rice“ in lokale Sorten ein- gekreuzt werden) nicht erlaubt. Nur zu Prüfzwecken – Eige tum des Verlags öbv

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