Begegnungen mit der Natur 8, Schulbuch

136 Biotechnologie und Gentechnik Therapeutisches Klonen Therapeutisches Klonen weist in der Methodik keinen wesentlichen Unter- schied zum reproduktiven Klonen ( S. 135) auf. Der Hintergrund ist allerdings ein wissenschaftlicher bzw. medizinischer. Es soll spezielles Gewebe gezüchtet werden, das der medizinischen Behandlung dient. Die benötigten Zellen sind Stammzellen , die bereits dem geklonten Embryo als embryonale Stamm­ zellen im frühen Stadium entnommen werden ( Abb. 15). Ein großer Vorteil des therapeutischen Klonens im Gegensatz zu anderen Arten der Stammzellengewinnung ist, dass embryonale Stammzellen erzeugt werden, deren Erbmaterial dem der Patientin bzw. des Patienten gleicht. Werden beispielsweise Embryonen genommen, die nach einer In-Vitro-Fertili- sation (IVF,  S. 78) nicht mehr benötigt werden, oder aus Schwangerschafts- abbrüchen bzw. Fehlgeburten, ist der Einsatz der Stammzellen für therapeuti- sche Zwecke nur eingeschränkt möglich, da sie im Körper vom Immunsystem als körperfremde Zellen angegriffen werden.  Stammzellen sind teilungsfähige Zellen  embryonale Stammzellen man unterscheidet zwischen totipoten- ten embryonalen Stammzellen ( Seite 135) und pluripotenten embryonalen Stammzellen. Letztere können noch alle Zellen des Körpers bilden, nicht aber die der Plazenta; plus (lat.) = mehr; potential (lat.) = Vermögen, Kraft  adulte Stammzellen sind bereits determinierte, teilungs­ fähige Zellen. Man findet sie in den verschiedenen Organen (Haut, Darm, Le- ber …) sowie in Knochenmark und Blut. Sie lassen sich relativ unproblematisch gewinnen. Ein großer Nachteil ist jedoch, dass sie nur noch einen bestimmten Zelltyp bilden. Ein weiteres Problem ist ihr geringeres Teilungsvermögen ( Telomere, Seite 69).  Morbus Parkinson Absterben von Nervenzellen, die den Transmitter Dopamin produzieren; Dopa- minmangel führt zu den typischen Par- kinson-Symptomen (Muskelsteifheit, Schütteln von Armen und Beinen, zuneh- mende Bewegungsarmut …)  Morbus Alzheimer Durch Eiweißablagerungen sterben Ner- venzellen in Gehirnregionen ab, die für das Gedächtnis, die Sprache und die Denkfähigkeit zuständig sind; typische Symptome sind u.a. schwere Gedächtnis- störungen  Diabetes Typ 1 die Insulin produzierenden Zellen der Bauchspeicheldrüse werden zerstört  Herzinfarkt Der Verschluss eines Herzkranzgefäßes führt zum Verlust der Suerstoffversor- gung und dadurch zur Schädigung des Herzgewebes. 15  Therapeutisches Klonen durch Kerntransfer (Schema) Obwohl das Erbmaterial in den durch therapeutisches Klonen erzeugten embryonalen Stamm- zellen mit dem der Patientin bzw. des Patienten übereinstimmt, sind in geringem Ausmaß Abstoß- ungsreaktionen zu erwarten. Begründe diesen Sachverhalt. Tipp: Bedenke die Methodik ( Abb. 15). Selbst aktiv! Durch Stammzellforschung erhofft man sich neue medizinische Erkenntnisse Die Stammzellenforschung liefert wichtige Grundlagen für die Heilung bestimmter Krankheiten. So werden bereits zB adulte Stammzellen aus dem Knochenmark bei der Behandlung von Leukämie eingesetzt, Hautstammzellen bei Verbrennungen und Knorpelstammzellen bei Knorpelschäden (zB durch Gelenksentzündung zerstörter Gelenksknorpel) implantiert. In einem Versuch an Mäusen, die an experimentell verursachter Multipler Sklerose ( Begegnungen mit der Natur, Band 6) litten, gelang es bereits, die geschädigten Zellen, die für die Bildung der Myelinscheiden verantwortlich sind, durch Transplantation embryonaler Stammzellen zu erneuern. Weitere Beispiele für Krankheiten, für die man sich durch die Stammzellenfor- schung Heilung erhofft, sind Morbus Parkinson , Morbus Alzheimer , Diabetes Typ 1 und Herzinfarkt . 1. Der Zellkern einer gesunden Körperzelle einer Patientin bzw. eines Patienten wird in eine zuvor entkernte Spen- dereizelle eingeschleust und zur Zellteilung angeregt 4. … daraus im Labor Gewebe für eine Transplantation gezüchtet 3. … der Patientin bzw. dem Patienten implantiert oder … 2. Nach vier bis sechs Tagen werden die embryonalen Stammzellen entnommen und … Zellteilung Eizelle Embryo Stammzellen/Gewebe Zellkultur Körperzelle Zellkern Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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