Begegnungen mit der Natur 8, Schulbuch

131 Der Mensch greift ein M Arbeitsheft Seite 37, 38 Tiere wurden für unterschiedliche Zwecke domestiziert Die ersten Ziegen waren vermutlich beim Waldroden zur Erschließung neuer Siedlungs- und Ackerbaugebiete von Nutzen, während die Schafe ursprüng- lich Fleischlieferanten waren. Erst in späterer Folge wurden Ziegen ebenfalls zu Fleisch- und Milchlieferanten. Bei Schafen begann man, durch ausgewählte Zucht die groben Grannenhaare der Stammform zu Gunsten der Unterwolle zu reduzieren (Wolllieferanten), ein Merkmal, das man unter den Ziegen nur bei der Angora- und der Kaschmirziege findet. Die ersten Rinder dürften zu Kultzwecken gehalten worden sein, erst später wegen ihres Fleisches, ihrer Milch und ihrer Leistung als Zugtiere. Pferde wurden ursprünglich als Zug-, Last- und Reittiere eingesetzt. Hunde dürften wahrscheinlich zunächst als Jagdhelfer und später als Hüte- hunde abgerichtet worden sein (bis heute gibt es über 300 verschiedene an- erkannte Hunderassen). Auslesezüchtung ist die älteste Zuchtmethode Bis zu Beginn des 20. Jahrhunderts bediente man sich ausschließlich der Aus- lesezüchtung . So gelang es beispielsweise, aus dem Bankivahuhn, das zwei- bis dreimal im Jahr sechs bis zwölf Eier legt, durch Kreuzung der legestärksten Exemplare, die Legeleistung zu steigern. Im Laufe der Jahrtausende entstanden dadurch verschiedenste Legerassen, wie zB das Leghorn, das bis zu 200 Eier im Jahr legt. Durch weitere Zuchtmethoden (zB Hybridzüchtung,  S. 133) lassen sich sogar noch legestärkere Hühner (Hybridhühner) züchten. Ein Beispiel reiner Auslesezüchtung aus dem Pflanzenreich ist die Züchtung der Zuckerrübe. Zucker wurde Jahrhunderte lang nur aus Zuckerrohr, einer tro- pischen Pflanze, gewonnen. Im Jahr 1747 fand der deutsche Chemiker Andreas Sigismund Marggraf (1709– 1782) in der heimischen Runkelrübe einen Zucker, der mit dem teuren, aus Übersee importierten Rohrzucker identisch war. Dies führte Marggraf zu der Idee, die Rüben zur Zuckergewinnung anzubauen. Marggrafs Schüler Franz Carl Achard (1753–1821) verwirklichte diese Idee. Er gründete 1801 in Krayn (Schlesien) die erste Rübenzuckerfabrik der Welt. In ihr wurden erstmals 1802 400 Tonnen Rüben zur Zuckergewinnung verarbeitet. Im Gegensatz zu heute war die Ausbeute allerdings noch gering. Die Rüben wiesen damals einen Zuckergehalt von etwa 4% auf. In aufwändigen Züchtungen, für die man jeweils die Runkelrübenpflanzen auswählte, die den höchsten Zuckergehalt aufwiesen, gelang es in vielen Ge- nerationen, die Zuckerrübe mit einem Zuckergehalt um etwa 20% (in der Tro- ckenmasse) zu züchten. Neue Forschungen geben nun sogar Hinweise, dass bald noch höhere Zuckererträge möglich sein könnten, indem gezielt Rüben gezüchtet werden, die länger wachsen und so mehr Zucker speichern. 1  Wildziege 2  Mufflon 3  Hausschaf 4  Hausziege 5  Bankivahahn 6  Zuckerrübe  Kultzwecke Die geschwungenen Hörner der Rinder wurden zum Symbol der Göttin des Mondes, der zu bestimmten Zeiten ge- heiligte Tiere geopfert werden mussten; der Mond galt als Sinnbild der Frucht- barkeit.  Auslesezüchtung oder Selektionszüchtung; nur die Pflan- zen oder Tiere, die gewünschte Eigen- schaften besonders stark ausgeprägt haben, werden zur Weiterzucht verwen- det  Runkelrübe Rübe, die zu Futterzwecken (für Rinder, Schafe …) angebaut wird; entstand durch Auslesezucht aus der Gemeinen Rübe ( Beta vulgaris ) Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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