Begegnungen mit der Natur 8, Schulbuch

126 Die Entstehung der Arten M Arbeitsheft Seite 34 Der Rassenbegriff ist veraltet, sein Einsatz problematisch Der Begriff „race“ bzw „ Rasse “ geht bis ins späte Mittelalter zurück. Er wurde in erster Linie als Beschreibung für die Zugehörigkeit zu einer bestimmten Familie (Abstammung) verwendet. 1735 gliederte Carl von Linné ( S. 87) die Menschheit in sechs Rassen (Ameri- kaner, Asiaten, Europäer, Afrikaner, Wilde und Scheusale) und lieferte damit die Grundlage für Sklaverei und Kolonialherrschaft. 40 Jahre später traf der deutsche Arzt Johann Friedrich Blumenbach die Einteilung der Menschheit nach Hautfarben. Der ursprünglich aus England stammende deutsche Schrift- steller Houston Stewart Chamberlain (1855–1927) gilt als geistiger Wegbereiter des Nationalsozialismus. Er stellte Rassentheorien über Hethiter, Arier und Juden, über reine und vermischte „Rassen“ auf. Die „nordischen Menschen“ (Arier) wurden den Semiten (Juden) gegenübergestellt – die „Rassenlehren“ verschmolzen mit der jahrhundertelangen Judenfeindschaft zum „Rassenanti- semitismus“ ( S. 79). Molekularbiologie und -genetik widerlegen Rassenideologien 1951 begann Luigi Luca Cavalli-Sforza Stammbäume genetischer Verwandt- schaften der Menschheit zu erstellen. Seine und weitere Ergebnisse verschie- dener Forschungsgruppen aus der Molekularbiologie und -genetik brachten Erkenntnisse darüber, dass das Genom der Menschheit keine naturwissen- schaftliche Grundlage für den Rassenbegriff liefert. Tatsächlich sind es äußere Bedingungen wie das Klima oder die Entwicklung des Ackerbaus, die für die Entwicklung zum heutigen Menschen bedeutend waren. Stärker noch, die Unterschiede zwischen einzelnen Individuen sind auf molekulargenetischer Ebene ausschlaggebender als die Unterschiede der Merkmale, die man zwi- schen den so genannten „Rassen“ finden kann. In Zusammenhang mit dem Menschen ist der Begriff „Rasse“ somit wegen seiner wissenschaftlichen Unhaltbarkeit und besonders aufgrund seiner menschenverachtenden Ausle- gung zur Zeit des Nationalsozialismus nicht mehr zu verwenden. Vitamin D entsteht aus Provitaminen durch Sonnenlicht Unterschiede in der Hautfarbe hängen mit der unterschiedlichen Verfügbar- keit von Licht (UV-Strahlung) in verschiedenen Erdregionen zusammen. Der Mensch benötigt UV-Licht zur Produktion von Vitamin D, das für die Festigkeit der Knochen von Bedeutung ist. Melanin hat sich in den Tropen als Anpassung an die intensive Sonnenbestrahlung durchgesetzt – es schützt vor der krebs­ auslösenden Wirkung zu intensiver Sonnenbestrahlung. Da der „frühe Mensch“ am Äquator lebte, war die Haut stark pigmentiert. Mit der Wanderung nach Norden musste die Haut heller werden, um den Vitamin-D-Bedarf zu decken.  „Rasse“ „Rassen“ wurden vor allem aufgrund äu­ ßerlicher Merkmale (zB Hautfarbe, Form des Schädels oder Behaarung) unter­ schieden. Allerdings wurden auch Unter­ schiede im Charakter und den individu­ ellen Fähigkeiten angenommen. So wurde der Rassenbegriff auf menschen­ verachtende Weise missbraucht, angeb­ lich höher- und minderwertige Men­ schenrassen zu unterscheiden und Zusammenhänge zwischen rassisch be­ dingten Eigenschaften und der Kulturen­ twicklung zu definieren (Rassismus).  Luigi Luca Cavalli-Sforza 1922–2018; ital. Humangenetiker  UV-Licht Setzt man eine hellhäutige Versuchsper­ son einer starken Dosis UV-Licht aus, kann man anschließend in einer Blutpro­ be einen Vitamin D-Gehalt nachweisen. Setzt man eine dunkelhäutige Person der gleichen UV-Lichtmenge aus, pas­ siert gar nichts. Es erfolgt keine Vitamin D-Produktion. Erst bei der sechsfachen Lichtmenge, eine Strahlendosis, die die Haut eines Europäers bzw. einer Europä­ erin schädigen würde, wird im Körper der dunkelhäutigen Testperson das Vita­ min produziert.  Melanin das braune Pigment der Haut  Vitamin-D-Bedarf Bei dunkelhäutigen Menschen, die in ho­ hen Breiten leben, kann ein Mangel an Vitamin D auftreten, der durch geeigne­ te Nahrung oder Vitaminpräparate aus­ geglichen werden muss. 80  Die Ausbildung der Hautbräunung ist als Anpassung an unterschiedliche Lichtbedingungen entstanden. Das Hellerwerden der Hautfarbe lässt sich mit der Wanderung nach Norden genetisch erklären. Formuliere eine Begründung dafür. Selbst aktiv! 81  Verteilung der Hautpigmentierung und Intensität der UV-Strahlung im Jahresmittel Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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