Begegnungen mit der Natur 8, Schulbuch

122 Die Entstehung der Arten M Arbeitsheft Seite 35 Homo rudolfensis, „Mensch vom Rudolfsee“ Alter: 2,5 Mio.–1,8 Mio.  Größe: ca. 145 cm  Gehirnvolumen: ungefähr 750 cm 3 Fundstelle(n): Koobi Fora an der Nordostküste des Turkana-Sees in Kenia, Omo-Ge- biet in Äthiopien, Malawi (1972–1991) Fossilbelege: Schädel, Ober- und Unterkiefer, Extremitäten- und Beckenknochen „Aufrechtgeher“ (zumindest zeitweise), übewiegend Pflanzenfresser; ursprünglichste Art der Gattung Homo . Der Turkana-See wurde 1887 von dem österreichischen For- schungsreisenden Graf Teleki nach Kronprinz Rudolf Rudolfsee benannt. Homo habilis, „der geschickte Mensch“ Alter: 2,4 Mio.–1,6 Mio. Jahre  Größe: 100–135 cm  Gehirnvolumen: 600–700 cm 3 Fundstelle(n): Olduvai-Schlucht in Tansania; Koobi Fora in Kenia; Omo und Hadar in Äthiopien, Sterkfontein in Südafrika (1959–2008) Fossilbelege: Skelettteile, Schädel- und Kieferknochen, Steinwerkzeuge Homo habilis -Fundstücke lassen sich nur schwer zuordnen, die Wissenschafter bzw. Wissenschafterinnen können sich kaum auf Merkmale einigen, die die Gruppe des Homo habilis definieren. Es ist nicht gesichert, dass Homo habilis überhaupt eine Art innerhalb der Gattung Homo ist oder nicht eigentlich in die Gattung Australopithecus gehört. Homo erectus, „der aufgerichtete Mensch“ Alter: 1,8 Mio. (evtl. früher) – 30 000 Jahre  Größe: 160–180 cm  Gehirnvolumen: 750–1 300 cm 3 Fundstelle(n): China, Java, Indonesien; Südafrika, Algerien, Kenia, Tansania, Äthio- pien, Marokko (1890–1990er Jahre) Fossilbelege: Schädel, Kiefer, Zähne, Extremitätenknochen Werkzeuggebrauch (Steinwerkzeuge), Feuernutzung, Bau einfacher Hütten, Sammle- rinnen und Sammler (Beeren, Wurzeln) und Jagd mit einfachen Speeren; Tradierung (Weitergabe) von Wissen (zB Techniken zur Werkzeugherstellung), hatte vermutlich schon eine eigene Sprache. Homo erectus ging aufrecht und gilt deshalb als der ers- te „echte Mensch“. Aus ihm gingen vermutlich in Europa der Homo neanderthalensis ( Seite 123) und in Afrika der Homo sapiens ( Seite 123) hervor (vom Homo sapi- ens unterscheiden ihn eine fliehende Stirn, eine flache Schädelwölbung, ein geringe- res Hirnvolumen und größere Zähne). Umstritten ist die Annahme, dass sich auch der Homo heidelbergensis ( Seite 123) aus dem Homo erectus entwickelt haben könnte. Mit Homo erectus tritt die Ge- schichte der Menschheit in eine neue Phase ein. Waren Homo rudolfensis und habilis auf Afrika beschränkt, breitet sich Homo erectus nach Asien und Europa aus. Bei Homo erectus nehmen Wissenschafterinnen und Wissenschafter eine gemäßigte Polygynie an. Durch diese Form der Polygynie war die Konkurrenz der Männchen um die Weibchen weniger stark. Familienähnliche Strukturen mit längerfristigen Part- nerbindungen dürften sich beim späten Homo erectus oder erst beim Homo sapiens ausgebildet haben. Die Familien lebten in Gemeinschaft mit anderen zusammen. Ältere, nicht mehr gebärfähige Frauen betreuten den Nachwuchs der jüngeren.  Homo homo (lat.) = Mensch 68  Schädel eines Homo rudolfensis Vor rund 2,5 Mio. Jahren trat die Gattung Homo erstmals auf In Abb. 72 findest du Steckbriefe der Vertreter der Gattung Homo , der Gattung zu der auch der heutige Mensch zählt ( Seite 123). 69  Homo habilis (Rekonstruktion) beim Benutzen eines Steinwerkszeugs 70  Schädel eines Homo erectus 71  Homo erectus (Rekonstruktion) 72  Steckbriefe von Arten der Gattung Homo Lange Zeit wurde die Gattung Homo von früheren Homininen abgegrenzt durch die Fähigkeit, Werkzeuge zu gebrauchen. Im Jahr 1964 veröffentlichte Jane Goodall ihre Beobachtung, wie Schimpansen dünne Stöckchen benut- zen, um Termiten aus Erdlöchern zu fischen. Der Anthropologe Louis Leakey reagierte auf diese Beobachtung mit den Worten: „Nun müssen wir Werk- zeuge neu definieren, den Menschen neu definieren oder Schimpansen zu den Menschen zählen.“ Interpretiere diese Aussage. Selbst aktiv! Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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