Begegnungen mit der Natur 8, Schulbuch

118 Die Entstehung der Arten M Arbeitsheft Seite 35, 36 Es gibt verschiedene Theorien, wie sich der aufrechte Gang durchgesetzt hat Vor etwa zehn bis fünf Millionen Jahren führte eine Abkühlung des Klimas in Afrika zu einer Dezimierung der Waldgebiete, dem Lebensraum der Homini- nen . Die Savannenflächen nahmen zu. Die Nahrungssuche wurde damit schwieriger (größere Distanzen), die Gefahr vor Feinden im offenen Grasland größer. Die Vielfalt und Individuenzahl der Menschenaffen nahm ab, die Homininen zeigten die bessere Anpassung an die geänderten Bedingungen. Ein entschei- dendes Kriterium für ihre Entwicklung war der aufrechte Gang. Alle Homini- nen konnten auf zwei Beinen gehen, sie hatten dadurch die Hände frei, um Nahrung sammeln zu können. Möglicherweise gestattete der aufrechte Gang auch einen besseren Überblick in der Savanne. Durch die Zuhilfenahme der Hände bei der Ernährung erfolgte eine Reduktion der Kaumuskulatur und damit eine Umbildung des Schädels ( Savannenübersichtshypothese ). Die Kühlerhypothese geht davon aus, dass die im Vergleich zum Wald erhöhte Sonneneinstrahlung in der Savanne zum aufrechten Gang geführt hat. Die der Sonne ausgesetzte Körperfläche wird dadurch verringert, gleichzeitig ist der Körper der vom Boden abgestrahlten Wärme nicht so stark ausgesetzt. Zusätz- lich kann der aufrechte Körper besser vom Wind gekühlt werden. Sowohl die Savannenübersichts- als auch die Kühlerhypothese werden auf- grund neuerer Fossilienfunde seit Ende des 20. Jahrhunderts angezweifelt.  Homininen auch Hominini; Bezeichnung für die heu­ te lebenden Menschen und alle Arten auf der Menschenlinie seit der Trennung von der Schimpansenlinie; die einzige noch lebende Art ist der Mensch  Savannennübersichtshypothese, Kühlerhypothese Gegen diese Hypothesen sprechen Fossilienfunde, die belegen, dass auch in früher bewaldeten Regionen (und so­ mit kein Selektionsdruck bestand) auf­ recht gehende Homininen gelebt haben und es bereits vor der Trennung der Menschen- von der Schimpansenlinie Menschenaffen gegeben hat ( Oreopithe- cus ), die bereits an den aufrechten Gang angepasst, aber keine direkten Vorfah­ ren des Menschen waren. Lucy, ein fossiler Zweibeiner Einer der bekanntesten fossilen Zweibeiner ist Lucy, ein ca. 3,2 Millionen Jahre altes Skelett einer zierlichen Frau, die mit hoher Wahrscheinlichkeit in die Ver- wandtschaft unserer ältesten Vorfahren gehörte. Lucy, deren Skelettreste 1974 im Wüstengebiet des Afar-Dreiecks im südlichen Äthiopien gefunden wurden, wird heute der Art Australopithecus afarensis ( Seite 121) zugeordnet. Lucy hatte X-Beine und ging aufrecht, ihr Becken weist jedoch darauf hin, dass ihre Zweibeinigkeit noch nicht exakt menschlich war. Sie ging zwar besser als jeder Affe, aber nicht so gut wie ein heutiger Mensch. Wahrscheinlich ver- brachte Lucy noch viel Zeit auf den Bäumen (Zum Schutz? Zur Nahrungs­ suche?). Hinweise dafür sind lange, gebogene Finger und Zehen. Zusätzlich sind die Arme im Verhältnis zu den Beinen viel länger als beim heutigen Men- schen. 53  Wo sind die Ursprünge des aufrechten Gangs zu suchen? 54  Schimpansen überqueren eine Straße 55  Rekonstruktion von Lucy Es gibt mehrere Hypothesen, warum sich der aufrechte Gang entwickelt hat. Informiere dich darüber. Stelle anschließend auf- grund eigener Überlegungen deine eigene Hypothese auf. Selbst aktiv! Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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