Begegnungen mit der Natur 8, Schulbuch

108 Die Entstehung der Arten M Arbeitsheft Seite 31, 35, 36 23  Pferdebein Griffelbein Fußwurzel­ knochen Mittelfußknochen Zehen- knochen 24  Kiwi 25  Blinddarm mit Appendix (= Wurmfortsatz) beim Kaninchen (a) und beim Menschen (b) Ein Atavismus ist das Wiederauftreten eines Merkmals Ein urtümliches Merkmal, das im Laufe der Evolution verloren ging, kann in manchen Fällen wieder auftreten. Ein solches Wiederauftreten eines Merk- mals der Vorfahren, das den unmittelbar vorhergehenden Generationen fehlt, wird als Atavismus bezeichnet. Beispielsweise lässt sich in Frühstadien der Entwicklung bei menschlichen Embryonen eine Schwanzwirbelsäule erken- nen. Sie bildet sich jedoch im fortschreitenden Wachstum zum Steißbein zurück. Ebenso werden embryonal Kiemen angelegt. Sehr selten, aber doch, kommen Säuglinge mit einer Schwanzwirbelsäule oder einer Halsfistel (Über- rest der zweiten Kiementaschen,  S. 105) zur Welt. Gegenüber der gängigen Meinung, wonach Atavismen auf das Tätigwerden von lange Zeit inaktiven, aber funktionstüchtig gebliebenen Genen zurückzu- führen sind, vertritt der österreichische Genetiker Markus Hengstschläger ( S. 137) die Auffassung, dass hier mutierte Gene durch Rückmutationen ihre frühere Funktion wieder erlangen und dadurch evolutionär verschwundene Merkmale wieder in Erscheinung treten. 26  Sommerwurz mit Laubblatt­ rudimenten  Rudimentation Rückbilden eines Merkmals (zB Organ) rudimentum (lat. ) = Rest  Rudimente Der Wurmfortsatz des Menschen ist ein zurückgebildeter (verkümmerter) Blind­ darm, das Steißbein das Rudiment einer ehemaligen Schwanzwirbelsäule. Weitere Beispiele für Rudimentation sind die Reste eines Schultergürtels bei den Blindschleichen, ein Beckengürtel beim Wal, Flügelreste bei flugunfähigen Vögeln (zB Kiwi) und Augen bei Höhlen­ tieren (zB Grottenolm). Rudimentäre Or­ gane bei Pflanzen sind beispielsweise die Schuppen (Laubblattrudimente) der Sommerwurz.  Atavismus atavus (lat.) = Urahn Recherchiere und beantworte schriftlich: 1. Was ist Hypertrichosis? 2. Wie ernähren sich Sommerwurzen ohne grüne Laubblätter? Selbst aktiv! Rudimente sind funktionslos gewordene Merkmale Betrachtet man das Skelett des Pferdebeins ( Abb. 23), erkennt man eine stark ausgebildete Mittelzehe. Links und rechts des dritten Mittelfußknochens liegt je ein dünner, schwacher Knochen. Diese so genannten Griffelbeine sind dem zweiten und dem vierten Mittelfußknochen anderer Wirbeltiere homolog. Da sie offensichtlich für die Fortbewegung des Pferdes nicht notwendig sind, wurden sie zurückgebildet. Der Grund für die Rudimentation funktionslos gewordener Organe liegt darin, dass sie nicht mehr der Selektion unterliegen. Dadurch werden diese Organe betreffende, schädliche Mutationen nicht mehr ausgelesen. Sie sammeln sich an und führen allmählich zu einer Verkümmerung der entsprechenden Orga- ne. Organismen mit zurückgebildeten, funktionslos gewordenen Organen haben einen Selektionsvorteil gegenüber solchen, bei denen funktionslos gewordene Organe nicht rudimentiert sind. Da die Ausbildung der Organe während der Embryonalentwicklung Energie benötigt, wirkt ein Selektions- druck auf die Rudimentation nicht mehr benötigter Organe. Durch Funktions- verlust oder Funktionsänderung infolge Änderungen der Lebensweise, rückge- bildete Organe werden als rudimentäre Organe oder Rudimente bezeichnet. Blinddarm Dünndarm Dünndarm Blinddarm Appendix Appendix Laubblatt­ rudiment Nur zu Prüfzwecken – Eige tum des Verlags öbv

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