Begegnungen mit der Natur 8, Schulbuch

104 Die Entstehung der Arten M Arbeitsheft Seite 31, 35, 36 Brückenformen sind Bindeglieder zwischen zwei Organismengruppen Im Fachgebiet der Systematik versuchen Wissenschafterinnen bzw. Wissen- schafter die Verwandtschaftsbeziehungen der Arten zu erfassen. Gelegentlich kommt es vor, dass Lebewesen Merkmale zweier Gruppen aufweisen und somit nicht eindeutig zuzuordnen sind. Solche Brückenformen , die Merkmale der älteren Gruppe mit denen, die zur neuen Gruppe hinführen, in sich vereini- gen, sind ein wichtiger Beleg für eine stammesgeschichtliche Verwandtschaft. Die wahrscheinlich bekannteste Übergangsform ist Archaeopteryx , der neben ursprünglichen Reptilienmerkmalen auch typische Vogelmerkmale aufweist ( Abb. 11 und 12). Der etwa taubengroße Urvogel, der vor etwa 150 Millionen Jahren gelebt hat, stellt damit eine Übergangsform zwischen den Reptilien und den Vögeln dar. Ichthyostega gilt heute als das erste bekannte Landwirbeltier. Mit seinem fischähnlichen Schwanz und dem schuppenbedeckten Körper wies es noch deutliche Fischmerkmale auf. Aber es hatte vier Beine mit einem Knochen­ skelett und jeweils fünf Zehen, wie wir es von heutigen Landwirbeltieren ken- nen. Kiemen fehlten vollständig. Das Tier musste also mit der Lunge und der Haut geatmet haben. Es wies somit einige Merkmale der Amphibien auf. Seymouria gilt als Übergangsform zwischen Amphibien und Reptilien. Das Tier erinnert in vielem an Amphibien, allerdings weist der Bau des Skeletts bereits auf die Reptilien hin. So befinden sich beispielsweise die Beine nicht wie bei den Amphibien seitwärts am Körper, sondern viel tiefer in Richtung Körperunterseite. Cynognathus war ein säugetierähnliches, räuberisch lebendes Reptil. Sein Gebiss (mit einmaligem Zahnwechsel) ähnelte dem der heutigen Raubtiere, die Beute wurde zerschnitten und gekaut. Ein Gaumendach trennte Luftweg und Mundhöhle, die Gliedmaßen befanden sich unter dem Körper. Die Knie zeigten nach vorn, die Ellbogen nach hinten.  Systematik Die Systematik ist ein Fachgebiet der Biologie, das sich damit beschäftigt, Lebewesen (sowohl ausgestorbene als auch rezente) zu beschreiben und sie aufgrund ihrer Ähnlichkeit zu Gruppen zusammenzufassen, welche in einem hierarchischen System (System der Über- bzw. Unterordnung) angeordnet werden.  Brückenformen werden auch als Übergangsformen bezeichnet Archaeopteryx archaios (griech.) = uranfänglich, ptéryx (griech.) = Flügel Ichthyostega ichthys (griech.) = Fisch, stegé (griech.) = Bedeckung Seymouria wurde in Seymour im Staate Texas gefunden Cynognathus war eines der größten Raubtiere der Trias kýõn (griech.) = Hund, gnathos (griech.) = Kiefer 10  Brückentiere (Rekonstruktionen) 11  Fossilienfundstück Archaeopteryx 12  Skelettvergleich Vogel – Archaeopteryx – Reptil Vogelmerkmale sind blau, Reptilienmerkmale sind grün gekennzeichnet. Reptilienmerkmale ▶ Kiefer mit Kegelzähnen ▶ lange Schwanzwirbelsäule ▶ drei freie Finger mit Krallen Vogelmerkmale ▶ Gabelbein (verwachsene Schlüsselbeine) ▶ verwachsene Mittelfußknochen ▶ erste Zehe den anderen gegenübergestellt ▶ Federn Archaeopteryx Cynognathus Seymouria Ichthyostega ca. 1 m ca. 60 cm ca. 1,2 m Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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