Begegnungen mit der Natur 6, Schulbuch
94 Neurobiologie M Arbeitsheft Seite 22 Suchtverhalten kann durch negative Vorbilder entstehen Auch das persönliche Umfeld kann Einfluss auf das Suchtrisiko nehmen. Nega- tive Vorbildwirkung führt zu Verhaltensunsicherheiten. So ermahnen häufig Eltern ihre Kinder, auf gesunde Ernährung oder die Gefahren von Alkoholkonsum zu achten, während sie sich selbst ungesund ernähren oder zum Teil exzessiv mit Alkohol umgehen. Auch falsche Werte können Wegbereiter für Süchte sein In einer Konsumgesellschaft richten sich die Werte zunehmend auf materielle Dinge. Oft stehen beide Elternteile voll im Berufsleben – Geld muss verdient werden, um sich etwas Besseres, Größeres und Wertvolleres leisten zu können. Kinder, die von ihren Eltern mit materiellen Dingen „abgespeist” werden, statt Verständnis und Liebe zu erhalten, gewöhnen sich an den ständigen Konsum. Einerseits kann dies psychische Störungen auslösen, andererseits können sich durch die „Verschiebung der Werte“ (zum materiellen Besitz) Süchte wie zB Kaufsucht (zwanghaftes, episodisches Kaufen von Waren, S. 97) entwickeln. Die Kinder und Jugendlichen können nur schwer Verzicht üben. Sie werden übersättigt und orientierungslos. Die Wohlstandsgesellschaft bietet immer mehr und vielfältigere Möglichkei- ten, die eine Flucht vom Alltag ermöglichen, wie etwa Fernsehen, Computer- spiele, Internet und Drogen. Drogenkonsum während der Schwangerschaft kann das Kind schädigen Konsumiert eine Schwangere Suchtmittel, kann dies beim Kind zu Hirnfunkti- onsstörungen führen. So weisen Studien darauf hin, dass Rauchen während der Schwangerschaft ADHS (Aufmerksamkeits-Defizit-Hyperaktivitäts-Störung) beim Kind verursachen kann. Betroffene Kinder zeigen extreme Konzentrati- onsschwächen, haben starken Bewegungsdrang und neigen zu Aggressivität. Auch deuten Untersuchungen darauf hin, dass ADHS-Kinder wiederum ein größeres Risiko haben, suchtkrank zu werden. persönliches Umfeld Bestimmte Werte, Tabus und Einstellun- gen, die durch Familie und Freundes- kreis vermittelt werden, können auf das Risiko, suchtkrank zu werden, Einfluss nehmen. Konsumgesellschaft Überflussgesellschaft, Wohlstands- gesellschaft 73 Alkohol, … 74 … Drogen oder … 75 … eine Flucht in die virtuelle Welt lösen keine Probleme – sie bringen welche. 76 Suchtkranke haben mit seelischer und körperlicher Abhängigkeit sowie mit sozialen Problemen zu kämpfen. Lies dir folgende Aussage durch. Manchmal habe ich das Gefühl, dass meine Eltern gar nicht meine Eltern sind … es ist so, als würden wir eine komplett andere Sprache sprechen. Wie- so können sie mich nicht als den Menschen sehen, der ich bin, mit meinen eigenen Bedürfnissen und Wünschen? Warum erlauben sie mir nicht einmal, mit den Jungs, die ich letzte Woche kennengelernt habe, Zeit zu verbringen? Die respektieren mich wenigstens. Oft möchte ich am liebsten ganz laut schreien, weil mich das so wütend und traurig macht, aber ich weiß, niemand hört mich, denn es ist niemand da – ich bin ganz alleine … Sophie, 16 Jahre 1. Diskutiert mögliche Hilfsmaßnahmen, um einer bzw. einem solchen Ju- gendlichen in dieser Einsamkeit zu helfen, damit sie oder er nicht in ein Suchtverhalten gerät. 2. Spielt folgende Situation in einem Rollenspiel in der Klasse nach: ein Teenager mit Ängsten und Sorgen wie aus oben stehender Textpassage diskutiert mit seinen Eltern über seine Bedürfnisse und Wünsche. Die El- tern bringen ihrerseits ihre Sorgen, Ängste und Wünsche zum Ausdruck. Gemeinsam mit den Eltern sollen nun Lösungsstrategien entwickelt wer- den, um das Risiko einer Sucht beim Kind zu verringern. Selbst aktiv! Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlag öbv
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