Begegnungen mit der Natur 6, Schulbuch

92 Neurobiologie M Arbeitsheft Seite 22 An der Entstehung von Sucht ist das cerebrale Belohnungszentrum beteiligt Nervenbahnen zwischen dem Limbischen System ( S. 88) und dem Mittelhirn bilden das mesolimbische System. Da es am Entstehen positiver Gefühle beteiligt ist, wird es auch als cerebrales Belohnungszentrum bezeichnet. Eine Schlüsselrolle spielt dabei der Nucleus accumbens , eine Ansammlung von Nervenzellen, die mit Rezeptoren für den Transmitter Dopamin ( S. 66) aus- gestattet sind. Bei diversen Tätigkeiten wie Essen, Arbeiten oder Sex wird von bestimmten Zellen des mesolimbischen Systems Dopamin ausgeschüttet. Die Dopaminre- zeptoren der Zellen des Nucleus accumbens binden den Transmitter an sich, worauf vom Nucleus accumbens aus Aktionspotenziale in bestimmte Groß- hirnbereiche weitergeleitet werden. Dort lösen sie Gefühle der Zufriedenheit und Freude aus. Ihre Intensität hängt von der Dopaminmenge ab – je höher die Dosis an Dopamin ist, desto mehr Aktionspotenziale werden ausgelöst und desto intensiver sind die Empfindungen. Die positiven Emotionen werden im Gedächtnis verankert, sie sind ein Ansporn dafür, die Aktivitäten zu wiederholen. Einerseits sichert das Belohnen lebensnotwendiger Tätigkeiten mit positiven Gefühlen das Überleben des Einzelnen und die Erhaltung der Art, andererseits spielt das cerebrale Belohnungszentrum aber auch eine entscheidende Rolle bei der Entstehung von Sucht. So werden nicht lebensnotwendige Aktivitäten, die ein Glücksgefühl auslösen (zB ein Glücksspiel, bei dem man gewinnt), ebenfalls als „positiv“ im Gedächtnis abgespeichert. Suchterzeugende Stoffe beeinflussen das mesolimbische System, indem sie beispielsweise eine vermehrte Ausschüttung von Dopamin bewirken oder die Entfernung von Dopamin aus dem synaptischen Spalt ( S. 64 f) verhindern. Die Aktivierung des Belohnungszentrums durch Drogen (zB Kokain, S. 88) ist um ein Vielfaches stärker als bei normalen Reizen. Umso stärker ist auch der Wunsch nach wiederholter Konsumation. Ein dauerhaftes Zuviel an Dopamin erhöht das Verlangen Durch regelmäßige Einnahme eines suchterzeugenden Stoffes bzw. zu häufi- ges Ausüben einer suchterzeugenden Tätigkeit wird der Nucleus accumbens mit Dopamin überflutet. Dies führt dazu, dass die Zahl der Synapsen an denen die Übertragung von Dopamin erfolgt, erhöht wird und dadurch die Menge an Dopamin, die bei normalen Reizen ausgeschüttet wird, nicht mehr ausreicht, ein Glücksgefühl auszulösen. Das Gehirn verlangt nach mehr und damit steigt das Verlangen nach dem Suchtmittel bzw. der suchtauslösenden Tätigkeit. cerebrales Belohnungszentrum Belohnungszentrum des Gehirns Nucleus accumbens nucleus (lat.) = Kern, accumbere (lat.) = sich hinlegen Dopamin wird aufgrund seiner Eigenschaften auch als Glückshormon bezeichnet 70 Schema einer Synapse: Je mehr Dopamin ausgeschüttet wird, desto intensiver ist das Glücksgefühl. 71 In Laborversuchen konnte gezeigt werden, dass Ratten ein ähnliches Suchtverhalten wie der Mensch besitzen. 1. Fadenwürmer, bei denen das Belohnungszentrum (aus wenigen Nervenzellen bestehend) inaktiv gemacht wurde, hörten zu fressen auf. Stelle in diesem Zusammenhang Überlegungen dazu an, warum das Belohnen lebensnot- wendiger Tätigkeiten mit positiven Gefühlen das Überleben des Einzelnen und die Erhaltung der Art sichert. 2. Kokain und Amphetamine ( S. 88 und 89) verhindern den Abtransport von Dopamin aus dem synaptischen Spalt. Überlege, welche Konsequenzen dies für die Nervenzelle bzw. das Belohnungszentrum hat. 3. An Parkinson erkrankte Menschen ( S. 64) leiden häufig auch an Depressionen, die sogar oft das erste Symptom der Erkrankung sind und mitunter lange Zeit vor den motorischen Störungen auftreten. Finde eine Erklärung dafür. 4. Im Versuch erlernten Ratten einen Hebel zu bedienen, der einen Mechanismus auslöste, der die Tiere intravenös mit Kokain versorgte. In der Folge begannen die Ratten den Kokainhebel zu suchen, die Nahrungssuche unterblieb, selbst wenn sie schon am Verhungern waren. Analysiere die Vorgänge im Rattenhirn, die dieses Verhalten ausge- löst haben könnten. Selbst aktiv! Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

RkJQdWJsaXNoZXIy ODE3MDE=