Begegnungen mit der Natur 6, Schulbuch

90 Neurobiologie M Arbeitsheft Seite 22 Alkoholismus ist Alkoholabhängigkeit Alkohol wirkt direkt auf das Nervensystem: Das in alkoholischen Getränken enthaltene Ethanol verhindert die Empfindlichkeit der γ -Aminobuttersäure- Rezeptoren ( S. 64) auf der postsynaptischen Membran und erhöht damit die Wirkung von GABA, die Erregungsleitung verlangsamt sich (beruhigende Wir- kung, Beeinträchtigung der Motorik). Die Ausschüttung von Noradrenalin und Dopamin wird gesteigert, als Folge ergibt sich eine körperliche und psychische Überaktivierung, die sich ua. durch Zittern, Schwitzen, Herzrasen, Bluthoch- druck, Unruhe und Angstzustände äußern kann. Durch die Verminderung der Acetylcholinausschüttung kommt es zu Verwirrtheitszuständen. Der gelegentliche, maßvolle (!) Konsum alkoholischer Getränke ist weitge- hend unbedenklich. Viele Menschen verlieren aber aus den verschiedensten Gründen das vernünftige Maß. Aus dem Gefühl heraus, dass mit Alkohol alles besser läuft, wird der Alkoholkonsum zur Gewohnheit (seelische Abhängig- keit) und unbemerkt zur Sucht, denn der Körper passt sich an die regelmäßige Zufuhr von Alkohol (ständiger Alkoholspiegel im Blut) an (körperliche Abhän- gigkeit, Alkoholismus). Der oder die Betroffene verträgt nun scheinbar mehr Alkohol und muss, um beschwingt und ungehemmter zu werden, mehr trinken. Der Körper fordert immer mehr Alkohol, der Alkoholkonsum steigt und macht krank – Alkohol ist ein Zellgift. Am häufigsten betroffen sind Leber, Bauchspeicheldrüse, Magen, Herz und Kreislauf. Zusätzlich wirkt der ständige Konsum von Alkohol persön- lichkeitsverändernd, indem er das Nervensystem schädigt. Bei jedem Rausch verfallen 20 000 bis 30 000 Gehirnzellen in einen Zustand der Lähmung bzw. sterben – je nach Schädigungsgrad – ab. Abgestorbene Gehirnzellen können nicht mehr ersetzt werden. Eingeschränkte Urteilsfähigkeit, verminderte Denkleistungen, Zittern, erhöhte Erregbarkeit bis zur Aggressivität, schwere Depressionen und zuletzt Wahnvorstellungen sind die Folge. Langjähriger Alkoholmissbrauch ist die häufigste Ursache der Leberzirrhose (Leberschrumpfung). Eine unbehandelte Leberzirrhose führt durch den Aus- fall der Leberfunktionen (Leberkoma) zum Tod. Die Inhaltsstoffe des Zigarettenrauchs sind schädlich Das Rauchen meist von Zigaretten ist eine Sucht, die oftmals in der Pubertät beginnt. Es ist wissenschaftlich bestätigt, dass Rauchen die Gesundheit gefährdet. Zigarettenrauch stört die reinigende Tätigkeit der Flimmerhärchen ( S. 131). Der Körper wehrt sich dagegen und versucht die Schmutzteilchen durch Husten (Raucherhusten) auszustoßen. Inhaltsstoffe des Zigarettenrau- ches dringen in die Atemwege vor und lagern sich dort ab. So ist es nicht ver- wunderlich, dass Kehlkopf-, Bronchial- und Lungenkrebs besonders bei Rau- cherinnen und Rauchern auftreten. Das im Zigarettenrauch enthaltene Nikotin ist ein Nervengift. Würde eine starke Raucherin bzw. ein starker Raucher, die Menge an Nikotin, die sie bzw. er täglich zu sich nimmt, auf einmal aufneh- men, würde sie bzw. er daran sterben. Nikotin verengt auch die Blutgefäße, wodurch der Blutdruck erhöht wird. Zusätzlich fördert Nikotin die Bildung von Ablagerungen in den Blutgefäßen (Arteriosklerose). Dadurch verursachte Durchblutungsstörungen führen zur Unterversorgung einzelner Körperteile mit Sauerstoff und Nährstoffen, was das langsame Absterben der betroffenen Körperteile zur Folge haben kann. Am häufigsten sind die Beine davon betrof- fen („ Raucherbein “). Auch das im Zigarettenrauch vorhandene Kohlenstoffmonoxid behindert den Sauerstofftransport. Rauchende Menschen weisen im Vergleich mit gleichaltri- gen Nichtrauchenden eine verminderte Leistungsfähigkeit auf. Überdies grei- fen die Zigaretteninhaltsstoffe die Magen- und Darmwände an. Schleimhaut- entzündungen können zu Magen- und Darmgeschwüren führen. Konsum alkoholischer Getränke Mit zunehmender Alkoholmenge im Blut wird die Reaktionszeit deutlich verlän- gert. Sprechprobleme treten auf, die Re- gelung der Bewegung funktioniert nicht mehr exakt und auch die Wahrnehmung wird beeinträchtigt. Hinzu kommen Seh- störungen. Durch diese Wirkungen wird Autolenken (aber auch Radfahren, Ski- fahren etc.) unter Alkoholeinfluss zum gefährlichen Lotteriespiel. Ab 2‰ (Promille) treten Vergiftungserscheinun- gen auf. Höhere Alkoholkonzentrationen im Blut führen zu Bewusstlosigkeit und schließlich zum Tod. Suchtgefährdet sind Männer mit einem täglichen Alkohol- konsum ab 1 1/2 bis 2 Liter Bier oder 3/4 bis 1 Liter Wein, bei Frauen reicht bereits die halbe Menge dafür aus. Ein Sucht- verhalten kann jedoch bereits bei gerin- gen täglichen Mengen ausgelöst wer- den. In Österreich gibt es rund 260 000 alkoholabhängige Männer und rund 65 000 alkoholabhängige Frauen. Bei rund 900 000 weiteren Menschen ist der Alkoholkonsum so hoch, dass sie stark suchtgefährdet sind. Ausfall der Leberfunktionen In der Leber wird Alkohol zu Fett umge- baut. Kann das Fett aufgrund des über- mäßigen Alkoholkonsums nicht mehr vollständig aus den Zellen entfernt wer- den, bildet sich die so genannte Fettle- ber. Die fettbeladenen Zellen entzünden sich und sterben nach einiger Zeit ab. Das Lebergewebe wird nach und nach zerstört, das zwischen den Leberzellen eingelagerte Bindegewebe vermehrt sich (Leberschrumpfung). Inhaltsstoffe des Zigarettenrauches Einer der Inhaltsstoffe ist Teer. Er enthält etwa 40 verschiedene Krebs erregende Stoffe. Nikotin bindet an die Acetylcholin-Rezeptoren, die dadurch aktiviert werden. Außerdem erhöht Nikotin die Dopamin- und Seroto- ninausschüttung im Gehirn. Raucherbein Dabei handelt es sich um eine Störung der arteriellen Durchblutung der Extre- mitäten (meist der Beine). Die Erkran- kung gehört zu den chronischen Gefäß- krankheiten der Arterien. Sie entsteht durch Einengung oder Verschluss der Ar- terien, die Extremitäten versorgen. Hauptursache ist die Arteriosklerose. Verengungen der Herzkranzgefäße erhö- hen die Gefahr eines Herzinfarkts we- sentlich. Nur zu Prüfzweck n – Eigentum des Verlags öbv

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