Begegnungen mit der Natur 6, Schulbuch
85 Information und Kommunikation im Nervensystem Reflexe ermöglichen eine rasche Reizbeantwortung Nicht immer ist an einer Reizbeantwortung das Gehirn beteiligt. Greift man zB auf eine heiße Herdplatte, zieht man die Hand innerhalb eines Bruchteils einer Sekunde zurück, noch bevor man den Schmerz verspürt. Die Bewegung (das Wegziehen der Hand) erfolgt hier unbewusst (unwillkürlich). Die Erre- gungsleitung geht über die sensorischen Nerven zum Rückenmark, wo sie in der grauen Substanz auf einen Bewegungsnerv übergeht. Solche Abläufe, bei denen bestimmte Reize immer wieder ganz bestimmte, unwillkürliche Reak- tionen (wichtige Muskel- oder Drüsentätigkeit) auslösen, nennen wir Reflexe . Reflexe ermöglichen eine besonders schnelle Reizbeantwortung. Bekannte Reflexe sind der Lidschlussreflex, das Husten, wenn ein Fremdkörper in der Luftröhre ist, der Schluckreflex und der Kniesehnenreflex. Der Kniesehnenreflex kann verhindern, dass man hinfällt, nachdem man ge- stolpert ist Bleibt der Fuß beim Stolpern „hängen“, wird der Unterschenkel nach hinten gebeugt und gleichzeitig der vordere Oberschenkelmuskel gestreckt. Dadurch dehnt sich eine dort eingebettete Muskelspindel . In der Folge werden Akti- onspotenziale ausgelöst, die über den sensorischen Oberschenkelnerv zum Rückenmark gelangen und von dort sofort auf den motorischen Oberschenkel- nerv übergeleitet werden. Der Unterschenkelstrecker kontrahiert, wodurch ein Schritt nach vorne ausgeführt wird. Dieser so genannte Reflexbogen läuft innerhalb von etwa 30 Millisekunden ab. Reflexe reflexus (lat.) = das Zurückbeugen Muskelspindel Rezeptor ( S. 58) in den Muskeln, der Muskelbewegungen registriert Das Nervensystem lässt sich unterschiedlich gliedern Abhängig von der Lage teilen wir das Nervensystem in ein zentrales und ein peripheres Nervensystem ein. Es lässt sich aber auch nach funktionellen Aspekten in ein willkürliches und ein unwillkürliches Nervensystem gliedern. 1. Der Kniesehnenreflex kann durch einen leichten Schlag auf die Sehne unterhalb der Kniescheibe (Patellasehne, Patella = Kniescheibe) ausgelöst werden ( Abb. 63). Führe ihn mithilfe eines Mitschülers bzw. einer Mitschülerin vor. Versuche dabei, das Vorschnellen des Beines willentlich zu verhindern – gelingt es dir? 2. Reflexe stellen mehr oder weniger lebenserhaltende Schutzmaßnahmen dar. Stelle Vermutungen an, warum das so ist und gib Beispiele an, wann und in welchen Situationen Reflexe das Leben retten können. Selbst aktiv! 63 Reflexbogen – Kniesehnenreflex 64 Einteilung des Nervensystems nach der Lage Nervensystem zentrales Nervensystem Rückenmark peripheres Nervensystem Gehirn 65 Einteilung des Nervensystems nach funktionellen Aspekten Nervensystem willkürliches Nervensystem Sympathikus Parasympathikus enterisches Nervensystem unwillkürliches Nervensystem 66 Der Arzt bzw. die Ärztin kann mithilfe des Kniesehnenreflexes die Funktion des Rückenmarks bzw. der entsprechenden Nerven überprüfen. Muskelspindel Patellasehne Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
Made with FlippingBook
RkJQdWJsaXNoZXIy ODE3MDE=