Begegnungen mit der Natur 6, Schulbuch
65 Information und Kommunikation im Nervensystem Auch Spinnengifte sind Nervengifte Auch Spinnengifte wirken zumeist auf das Nervensystem. Sie blockieren die Ionenkanäle oder öffnen sie dauerhaft und verhindern die Signalübertragung an den Synapsen, indem sie die Transmitterrezeptoren besetzen. Das Gift der Schwarzen Witwe zum Beispiel verursacht die gleichzeitige Ent- leerung aller synaptischen Versikel von Endknöpfchen, die mit Muskelzellen in Verbindung stehen. Es kommt zu Schüttelfrost, Schmerzen und Atemnot, sel- ten tritt der Tod durch Atemlähmung ein. Lokalanästhetika und Reserpin werden medizinisch eingesetzt Lokalanästhetika sind Arzneimittel, die örtlich begrenzt (lokal) und rückgän- gig machbar Natrium- und Kaliumionenkanäle blockieren und dadurch die Erregungsleitung in schmerzvermittelnden Nerven teilweise oder vollständig unterbinden. Reserpin hemmt die Ausschüttung des blutdrucksteigernden Noradrenalins S. 103) und wirkt dadurch blutdrucksenkend. Auch Suchtmittel wirken auf die Synapsen In welcher Weise Suchtmittel das Nervensystem beeinflussen und zu Sucht- verhalten führen, erfährst du ab Seite 88. Schwarze Witwe gehört zur Ordnung der Webspinnen Lokalanästhetika an (griech.) = ohne, aisthesis (griech.) = Wahrnehmung Reserpin ist ein Wirkstoff der in Indien beheima- teten Pflanze Rauwolfia 1. Recherchiere den Zusammenhang zwischen dem griechischen Philosophen Sokrates (470–399 v. Chr.) und dem Gift des Gefleckten Schierlings, das die Anbindung von Acetylcholin an die postsynaptische Membran und damit das Öffnen der Na + -Kanäle verhindert. 2. Erläutere im Zusammenhang den berühmten Ausspruch des Arztes, Naturforschers und Philosophen Paracelsus (1493–1541): „Alle Dinge sind Gift und nichts ist ohne Gift, allein die Dosis macht, dass ein Ding kein Gift ist!” 3. Finde heraus, wofür Botulinumtoxin in der heutigen Schönheitsmedizin eingesetzt wird und unter welchem Namen es bekannt ist. 4. Die Erregungsbildung bzw. -leitung an einer Nervenzelle kann durch verschiedene Toxine unterbrochen werden. So verhindert zB Tetrodotoxin (TTX), das Gift des Kugelfisches, dass sich in einer Nervenzelle spannungsabhängige Na + -Kanäle öffnen können. Auch bei Anemonentoxinen (ATX), den Giftstoffen verschiedener Seeanemonenarten, werden die Na + -Kanäle beeinflusst. Anders als bei TTX werden sie allerdings am Schließen gehindert. Betrachte die untere Abbildung und ordne entsprechend zu, welches der oben genannten Toxine den jeweiligen Spannungsverlauf an einer Nervenzelle verursacht. Als rote Kurve ist jeweils das durch das Toxin veränderte Po- tenzial im Vergleich mit einem normalen Potenzial (schwarz) dargestellt. Begründe deine Annahme und vermute, welche Folgen der Einfluss der Toxine auf Muskelgewebe haben wird. Selbst aktiv! 12 Schwarze Witwe ( Latrodectus mactans ) Zeit [ms] Membranpotential [mV] A B Membranpotential [mV] Zeit [ms] Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
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