Begegnungen mit der Natur 6, Schulbuch

64 Neurobiologie Transmitter übernehmen verschiedene Aufgaben Bis heute kennt man zirka 50 verschiedene Überträgerstoffe. Im Folgenden sind die Eigenschaften der wichtigsten Transmitter zusammengefasst: Einer der wichtigsten Überträgerstoffe ist das Acetylcholin . Es wirkt erregend zwischen Nerven- und Skelettmuskelzellen und erniedrigt (hemmende Wir- kung) die Herzschlagfrequenz. Dopamin wirkt im Zentralnervensystem meist erregend. Es spielt eine Rolle bei der Bewegungssteuerung, beeinflusst die Stimmung, die Aufmerksamkeit, das Verhalten, das Gedächtnis und das abstrakte Denken. Serotonin wirkt im Zentralnervensystem meist hemmend. Es beeinflusst das Schmerzempfinden, den Schlaf- und Wachrhythmus, die Wärmeregulation und das Sexualverhalten. Ein Zuviel an Serotonin im Gehirn kann zu Unruhe und Wahnvorstellungen führen. Ein Mangel an Serotonin löst depressive Verstimmungen, Angst und Aggressionen aus. Endorphine unterdrücken die Schmerzwahrnehmung. GABA bewirkt einen Chlorideinstrom. Dieser Transmitter wirkt immer hem- mend. Adrenalin und Noradrenalin ( S. 103) sind Transmitter im Sympathikus (siehe vegetatives Nervensystem, S. 86). Die Wirkung körperfremder Stoffe auf Synapsen Verschiedenste Stoffe können Einfluss auf die Erregungsleitung haben, was in Folge unterschiedliche Einflüsse auf den menschlichen Körper hat (Störung und Ankurbelung des Stoffwechsels, Persönlichkeitsveränderungen, medizini- sche Wirkung, Suchtverhalten etc.). Verschiedene Gifte verhindern die Wirkung von Acetylcholin Das Bakterium Clostridium botulinum bildet bei seiner Lebenstätigkeit einen Stoff ( Botulinumtoxin ), der, wenn er in den Körper aufgenommen wird, die Ausschüttung von Acetylcholin aus den Endknöpfchen hemmt. Nach zwölf Stunden bis vier Tagen treten Kopfschmerzen, Erbrechen und Muskelschmer- zen ein, Atemlähmung oder Herzstillstand führen zum Tod. Das hoch giftige Botulinumtoxin wird durch Kochen unwirksam. Die indigene Bevölkerung Südamerikas stellt aus den Wirkstoffen verschiede- ner Blätter ihrer einheimischen Pflanzen das Pfeilgift Curare her. Curare blockiert die postsynaptische Membran für die Anbindung von Acetylcholin, indem es sich selbst an sie bindet. Es wirkt damit muskelerschlaffend. Bereits winzige Mengen dieses Giftes führen zu Lähmungserscheinungen, die bei den Gliedmaßen beginnen und binnen Minuten durch Lähmung der Atemmusku- latur zum Tod führen. Wird die Acetylcholinkonzentration erhöht, kann das Curare allerdings ver- drängt werden. Atropin , der Wirkstoff der Tollkirsche, blockiert die Acetylcholinanbindung in den Synapsen der Nerven, die Herz, Eingeweide und Irismuskel versorgen. Atropin ins Auge geträufelt erweitert die Pupille (Verwendung in der Augen- diagnostik). In stärkerer Dosierung eingenommen führt es zum Herzstillstand. 11 Tollkirsche ( Atropa belladonna ) Acetylcholin wurde 1921 erstmals an einem Frosch- herzen nachgewiesen Dopamin Ein Mangel in bestimmten Gehirnberei- chen verursacht das Parkinson-Syndrom (Schüttellähmung), ein Überschuss wird mit Schizophrenie in Zusammenhang gebracht Serotonin ist in der Natur weit verbreitet. Bereits Einzeller wie Amöben können Serotonin produzieren, bei ihnen steuert es ua. das Wachstum. Auch Pflanzen können Sero- tonin herstellen, es beeinflusst ua. die Fruchtreife. Endorphine Da Endorphine auch bei Glücksmomen- ten ausgeschüttet werden, werden sie in der Umgangssprache manchmal auch als „Glückshormone“ bezeichnet. GABA γ -Aminobuttersäure Adrenalin und Noradrenalin erhöhen ua. den Blutzuckerspiegel, be- schleunigen die Herztätigkeit und erwei- tern die Lungenbläschen Clostridium botulinum lebt ua. in unzureichend haltbargemach- ten Fleisch-, Fisch- und Bohnenkonser- ven. Botulinumtoxin Toxine sind von Lebewesen produzierte Giftstoffe Curare Einer der Wirkstoffe, das Tubocurarin, wurde früher zur Muskelerschlaffung während der Narkose verabreicht. Pati- entinnen bzw. Patienten mussten jedoch künstlich beatmet werden. Atropin Große Pupillen galten in der Renais- sance unter Europäerinnen als Schön- heitsideal, weshalb sich Frauen Tollkir- schen-Extrakte in die Augen träufelten. Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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