Begegnungen mit der Natur 6, Schulbuch

49 Die embryonale Entwicklung Gegen Ende der Schwangerschaft treten Wehen auf Die Gelenke des weiblichen Beckens werden durch straffe Bänder zusammen- gehalten. In der Schwangerschaft lockern sich die Schambeinfuge sowie die Kreuz-Darmbeingelenke unter dem Einfluss von Hormonen. Dies bewirkt eine größere Beweglichkeit zwischen den Gelenken und damit ein größeres Raum- angebot während der Geburt. Ab dem 7. Schwangerschaftsmonat treten gelegentlich Wehen auf. Zunächst sind es leichte Vorwehen, die die Gebärmutter auf die Geburt vorbereiten. Vier bis sechs Wochen vor der Geburt bewirken Senkwehen, dass das Baby tiefer nach unten rutscht und in eine günstige Geburtslage gelangt. Regelmäßig kommende Wehen knapp vor der Geburt (Geburtswehen) sind ein Zeichen für den Beginn der Geburt (Eröffnungsphase, Eröffnungswehen). Meistens platzt in dieser Phase die Fruchtblase, in der das Kind vom Frucht- wasser umspült geschützt war. Durch die Gebärmutterkontraktionen verklei- nert sich die Gebärmutter stark, der Druck im Inneren erhöht sich, wodurch das Kind nach unten geschoben wird. Der Muttermund wird langsam aufge- dehnt. Die Presswehen drücken das Kind nach außen Ist der Gebärmuttermund verstrichen (so weit aufgedehnt, dass er nicht mehr tastbar ist), beginnt die Austreibungsphase. In dem Moment, in dem der Kopf des Kindes den Beckenboden erreicht, wird der Pressdrang ausgelöst. Mit den Presswehen erfolgt die Austreibung des Kindes aus der Gebärmutter. Nach- dem der Kopf durch die Scheidenöffnung getreten ist, folgt meistens eine Wehenpause. Danach dreht sich das Kind um 90° nach rechts oder links, die Schultern sowie der restliche Körper können damit leichter aus dem längsova- len Becken austreten. Nachdem das Kind zur Welt gekommen ist, wird die Nabelschnur und damit die Verbindung zum mütterlichen Organismus durch- trennt. Der erste Schrei des Babys ist ein Hinweis darauf, dass die Lungen ihre Funktion übernommen haben, das Neugeborene atmet. In der Nachgeburtsphase werden die nun funktionslos gewordene Plazenta und die Nabelschnur als Nachgeburt unter Nachgeburtswehen ausgetrieben. Nach der Geburt beginnt die Milchproduktion Die weibliche Brust besteht aus Milchdrüsen, deren Ausführungskanäle, die Milchgänge, in den Brustwarzen nach außen münden. Zwischen dem Drüsen- gewebe ist Fett- und Bindegewebe eingelagert. Ab dem 2. Schwangerschafts- monat beginnt die Brust sich unter dem Einfluss von Hormonen zu verändern. Der Warzenhof (Bereich um die Brustwarze) färbt sich dunkler, die Blutgefäße werden dicker und deutlicher sichtbar, durch zusätzliche Bildung von Drüsen- gewebe wird die Brust größer und fester, was ein Spannungsgefühl verursa- chen kann. Die Milchproduktion beginnt nach der Geburt. Sobald die Nachgeburt ausge- stoßen ist, regt das Hypophysenhormon Prolactin die Milchdrüsen zur Produk- tion an. Ein weiteres Hormon der Hirnanhangdrüse, das Oxytocin ( S. 102), das zuvor schon die Wehentätigkeit angeregt hat, ist für das Einschießen der Milch zuständig. Die Brustwarzen reagieren auf Berührung, indem sie sich aufrichten. Dies erleichtert dem Baby das Trinken. Das Saugen des Kindes för- dert die Produktion von Prolactin und somit auch die Milchproduktion. Mutter- milch ist in ihrer Zusammensetzung auf die Bedürfnisse des Kindes abge- stimmt, zudem enthält sie Antikörper ( S. 134), die das Kind in den ersten Lebensmonaten gegen Infektionen schützen. Stillen vertieft die Beziehung zwischen Mutter und Kind. Nach der Stillzeit, die von der persönlichen Situa- tion, den Lebensumständen der Mutter abhängt, im Idealfall aber sechs bis acht Monate dauern sollte, bildet sich das Drüsengewebe zurück, die Brust wird kleiner. Wehen Kontraktionen der Gebärmuttermuskula- tur, die während der Schwangerschaft (Schwangerschaftswehen) und während der Geburt (Geburtswehen) auftreten Prolactin pro (lat.) = vor, lac (lat.) = Milch 73 Geburt: Eröffnungsphase 74 Geburt: Austreibungsphase 75 Nachgeburtsphase 76 Schema der weiblichen Brust Plazenta Nabelschnur Gebärmutter Gebärmutter- mund Gebärmutter Nabelschnur Plazenta (in Ablösung begriffen) großer Brustmuskel Drüsenläppchen Fettgewebe Milchgang Brustwarze Milchsäckchen Warzenhof Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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