Begegnungen mit der Natur 6, Schulbuch

29 Fortpflanzung und Sexualität M Arbeitsheft Seite 7 Ungeschlechtliche und geschlechtliche Fortpflanzung: Vor- und Nach- teile Da die ersten Lebewesen Prokaryonten waren und sich somit durch Zweitei- lung fortpflanzten, nimmt man an, dass die ungeschlechtliche Fortpflanzung die ursprünglichste Reproduktionsform darstellt. Ungeschlechtliche Fortpflanzung bedeutet konstantes Erbmaterial über Gene- rationen hinweg Bei der asexuellen Fortpflanzung bleibt das Erbgut über die Generationen hin- weg konstant (ausgenommen, es finden Mutationen statt). Dies zeigt sich zum Beispiel bei der Land- und Forstwirtschaft sowie im Gartenbau als großer Vorteil, da sehr einfach Pflanzen mit gewünschten Merkmalen (zB bestimmte Obst- und Gemüsesorten) weitergezüchtet werden können. Evolution kann allerdings bei einer eingeschränkten Veränderlichkeit des Erb- gutes nur begrenzt stattfinden, weil dadurch die Anpassungsfähigkeit der Lebewesen an sich ändernde Umweltbedingungen gering ist und Populatio- nen mitunter nicht überleben. Dies war möglicherweise ein Faktor dafür, dass vor 700 bis 800 Millionen Jahren die geschlechtliche Fortpflanzung und mit ihr eine Fülle an neuen Lebensformen auftrat. Geschlechtliche Fortpflanzung ist ein wichtiger Faktor für die Evolution Die geschlechtliche Fortpflanzung stellt einen wichtigen Faktor für die Evolu- tion dar: Die Neukombination der Gene kann in einer sich ändernden Umwelt ein Vorteil in der Anpassungsfähigkeit an neue Lebensbedingungen sein. Die genetische Vielfalt innerhalb einer Art bringt aber auch in anderer Weise einen Vorteil: Durch das unterschiedliche Erbmaterial sind manche Individuen vielleicht widerstandsfähiger gegen bestimmte Krankheitserreger als andere, was letztendlich das Überleben der Art sichert. Auch dass bei doppeltem Chromosomensatz nur eines von zwei Genen dessel- ben Typs weitergegeben wird, kann von großem Nutzen sein, wenn mögliche Mutationen auf einem Gen dadurch nicht vererbt werden. Geschlechtliche Fortpflanzung hat auch Nachteile Ein Beweis dafür, dass die geschlechtliche Fortpflanzungsart jedoch nicht generell als vorteilhafter angesehen werden kann, ist die Tatsache, dass beide Möglichkeiten, sowohl die ungeschlechtliche, als auch die geschlechtliche Variante, erhalten geblieben sind. Asexuelle Fortpflanzung benötigt weniger Zeit, da keine Geschlechtszellen produziert werden müssen und auch die Suche nach einem Geschlechtspart- ner entfällt. Ein einzelnes Individuum kann eine neue Population aufbauen und so die Erhaltung der Art sichern. neue Lebensformen Vor 2 500 Millionen Jahren begann das Proterozoikum, das vor rund 550 Millio- nen Jahren endete. Der Name Proterozoi- kum ist ein Hinweis darauf, dass in die- ser erdgeschichtlichen Epoche die Entwicklung der Lebewesen voranschritt. proteros (griech.) = vorherig, früh, zoon (griech.) = Lebewesen Geschlechtspartner In kleinen Populationen kann es vorkom- men, dass sich die Individuenzahl immer mehr verringert, da sich die Ge- schlechtspartner nicht finden. 29 Bei der Pflanzenzucht nutzt man die Vorteile ungeschlechtlicher Vermehrung. 30 Kleines Schneeglöckchen Es gibt Blütenpflanzen, die von ihrem eigenen Pollen bestäubt werden. 1. Beschreibe Lebensbedingungen, in denen Selbstbestäubung Vor- bzw. Nachteile hat. 2. Finde eine Erklärung für die Häufigkeit der Selbstbestäubung beim Klei- nen Schneeglöckchen. 3. Erläutere, ob es sich um eine ungeschlechtliche Art der Fortpflanzung handelt, da kein Geschlechtspartner benötigt wird. Begründe deine Ant- wort. Selbst aktiv! Führe folgendes Gedankenexperi- ment durch: Die Mitglieder einer Population A können sich nur geschlechtlich fortpflanzen. Die Lebewesen aus Population B haben die Möglichkeit, sich sowohl sexuell als auch asexuell fortzupflanzen. In Population C gibt es nur ungeschlechtliche Fortpflanzung. Stelle Vermutungen an, welche Auswirkungen verschlechterte Umweltbedingungen für die drei Populationen haben könnten. Überlege, ob sich für eine der Populationen daraus ein evoluti- ver Vorteil ergibt. Begründe deine Antworten. Selbst aktiv! Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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