Begegnungen mit der Natur 6, Schulbuch
180 Bioplanet Erde Die Entstehung der Alpen und der geologische Aufbau Österreichs Der geologische Aufbau Österreichs wurde im Wesentlichen von der Variszi- schen Gebirgsbildung ( S. 179) und der Alpidischen Gebirgsbildung geprägt Die Tethys ist die Wiege der Alpen Durch das Auseinanderdriften von Laurasia und Gondwana, das gegen Ende des Paläozoikums einsetzte, entstand ein immer weiter absinkender Meeres- trog, in den im Lauf von Jahrmillionen unterschiedliche Sedimente (Verwitte- rungsprodukte der Kontinente sowie Schalen und Skelette toter Tiere) abgela- gert wurden. Von Norden nach Süden bildeten sich so die folgenden Meeresbecken (Sedimentationsbecken): das Helvetikum, das an die im Nor- den gelegene Böhmische Masse anschloss, das angrenzende Pennin, das Unter-, Mittel- und Oberostalpin und zuletzt das Südalpin ( Abb. 33). Durch das sehr heiße und trockene Klima kam es Ende des Paläozoikums und Anfang des Mesozoikums aufgrund des Austrocknens (Verdunstung) einzelner Mee- resbecken zur Ausscheidung von Salz . Im Laufe des Mesozoikums veränderte sich das Klima nach tropisch bis sub- tropisch, in den Flachmeerbereichen bildeten sich Korallenriffe. Als in der Kreidezeit die Afrikanische Platte ihre Richtung änderte und sich über die Eurasische Platte zu schieben begann, wurden die Sedimente gegen Norden aufgefaltet und als Decken überschoben. Die Ostalpinen Decken gelangten dabei über das Pennin. Dabei kam es zu Gesteinsmetamorphosen, gleichzeitig stieg aus dem Erdmantel Magma auf. Nördlich der Subduktions- zone entstand aus einem Tiefseegraben, in den Sande und Tone abgelagert wurden, die so genannte Flyschzone ( Abb. 34). Durch die fortgesetzte Kollision der Afrikanischen mit der Eurasischen Platte wurden auch die Flyschablagerungen und das Helvetikum zunehmend über- deckt. Die Tethys wurde an die Südküste Europas bis auf einen Rest nördlich des entstehenden Gebirges zurückgedrängt. In diesem Meerestrog sammelte sich Molasse . Der Druck der Afrikanischen gegen die Eurasische Platte ließ schließlich etwas nach. Die subduzierte Kruste bewirkte nun einen Auftrieb des entstandenen Gebirges. Diese Hebung, die auch zu Bruchbildung führt, dauert bis heute an und beträgt beispielsweise in den Hohen Tauern 1mm pro Jahr. Das Molassebecken wurde durch die Auffüllung mit Erosionsschutt verlandet, der südlichste Teil vom Helvetikum überschoben. Südlich der Alpen blieb ein Rest der Tethys als Mittelländisches Meer (Mittelmeer) erhalten. Vergletscherungen im Pleistozän gaben den Alpen ihr Relief Im Pleistozän kam es zu einem Wechsel von Kalt- und Warmzeiten . Durch die massiven Vergletscherungen in den Kältephasen erhielten die Alpen ihre heutige Gestalt. Bis zu 1 200 m dicke Gletscher in den großen inneralpinen Tälern schliffen das Felsgelände ab, frästen Trogtäler (U-förmiger Querschnitt) aus und lagerten Grund- und Endmoränen ab. In den Zwischeneiszeiten trans- portierten Flüsse, die das Schmelzwasser wegführten, große Kies- und Schottermassen mit und setzten sie ab, zB Parndorfer Schotter, der in einer Mächtigkeit von 8–10m die Parndorfer Platte bedeckt. Aus Moränen, Sand- und Schotterflächen wurde Löss ausgeblasen. Ausscheidung von Salz Die im Meerwasser gelösten Salze wur- den nach dem Grad ihrer Löslichkeit nach und nach ausgeschieden: Als ers- tes sank Kalk CaCO 3 , gefolgt von Gips CaSO 4 · 2 H 2 0 und Anhydrit CaSO 4 sowie Natriumchlorid NaCl zu Boden. Die letzte Salzschicht bildeten die leicht löslichen Salze Kaliumchlorid KCl und Magnesi- umchlorid MgCl 2 . Im Laufe der Zeit wur- den die Salzablagerungen mit Schutt und Sand vom Festland bedeckt. Im Zuge der Alpenentstehung kam es zur Durchmischung. Dieses salzhaltige Ge- stein wird als Haselgebirge bezeichnet. Es bildet die Hauptmasse der ostalpinen Salzlagerstätten (Salzabbau in Öster- reich: Altaussee, Bad Ischl und Hallstatt). Tone Gemenge aus feinsten mechanischen Sedimenten (Korngrößen < 0,002mm). Flyschablagerungen Durch Auffaltung bzw. Überdeckung kam es ua. zur Bildung von Sandstein. Die Be- zeichnung Flyschzone kommt von den im Gelände oft deutlich sichtbaren Rutschungen von Hängen. Der Begriff „Flysch“ stammt aus dem Schweizer- deutschen und bedeutet „fließen“. Molasse Sedimente, die von der Abtragung der sich hebenden Alpen stammen molare (lat.) = mahlen Kältephasen im Alpenraum nach Flüssen des bayerischen Alpenvor- landes benannt: Günz (vor 600 000–530 000 Jahren) Mindel (vor 490 000–435 000 Jahren) Riß (vor 230 000–180 000 Jahren) Würm (vor 110 000–20 000 Jahren) Grund- und Endmoränen Moränen sind von einem Gletscher transportiertes, abgelagertes Material (meist Schuttablagerungen). Grund- moränen sind die Ablagerungen unter dem Gletscher, Endmoränen die Ablage- rungen am Gletscherende; moraine (franz.) = Geröll Beispiele für Endmoränen sind am Nord- ende der Salzkammergutseen zu finden. Löss aus den Kaltzeiten stammende Ablage- rungen, die überwiegend eine Korngrö- ße unter 0,06mm aufweisen Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
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