Begegnungen mit der Natur 6, Schulbuch

167 Die Verhaltensbiologie untersucht als Teildisziplin der Zoologie das Verhal- ten von tierischen Lebewesen. Sie versucht ua. zu ergründen, ob Verhalten angeboren oder erlernt ist. Außerdem fragt sie nach der Messbarkeit bestimmter Verhaltensweisen sowie nach dem jeweiligen Nutzen für das Tier. Bedeutend für die Etablierung der Ethologie waren der österreichische Zoologe Konrad Lorenz , der deutsche Zoologe Oskar Heinroth , der niederlän- dische Verhaltensforscher Nikolaas Tinbergen und der österreichische Zoolo- ge Karl von Frisch . Irenäus Eibl-Eibesfeldt begründete die Humanethologie Für das Untersuchen von Verhaltensweisen ist besonders das Beobachten wichtig. Dieses kann im Freiland , unter kontrollierten Laborbedingungen oder im Zoo durchgeführt werden. Verhaltensäußerungen eines Tieres werden in einem Ethogramm zusammengefasst. Angeborene Verhaltensweisen sind in den Genen festgelegt, „erlernt“ bedeutet, dass sich das Tier eine gewisse Verhaltensweise durch Lernen aneignen muss. Konrad Lorenz konnte aus seinen Beobachtungen schließen, dass manche Verhaltensweisen angeboren sind, während andere im Laufe des Lebens erlernt werden müssen. Zu den angeborenen Verhaltensweisen gehören ua. Automatismen , unbe- dingte Reflexe , die nicht unterdrückt werden können sowie Instinktbewegun- gen , die zweck- und zielgerichtet ablaufen und durch den eigenen Antrieb des Tieres gesteuert werden. Instinktbewegungen werden durch einen Schlüssel- reiz ausgelöst. Ein angeborenes Erkennungssystem ( angeborener Auslöseme- chanismus ) löst für diese bestimmten Reize eine angeborene Instinktbewe- gung aus. Mehrere Instinktbewegungen bilden Handlungsketten . In einer sich verändernden Umwelt ist es wichtig, sich neuen Umweltbe- dingungen anpassen zu können. Deshalb brauchen Lebewesen die Fähigkeit zum Lernen, besonders in Fällen wo Lernen obligatorisch (also lebensnotwen- dig) ist wie zB im Bereich der Feindvermeidung und Nahrungsaufnahme . Prä- gung und Habituation sind sehr einfache Formen des Lernens. Lernvorgänge durch Assoziation werden als Konditionierung bezeichnet. Der „ Pawlow’sche Hund “ ist ein klassisches Experiment, das diese Form des Lernens untersuchte. Bei der operanten Konditionierung wird ein zufälliges Verhalten mit einer Konsequenz assoziiert (Lernen durch Erfolg). Soziales Lernen ist Lernen von und mit anderen. Die Tier-Soziologie beschäftigt sich mit der Untersuchung des Zusammen- lebens von Artgenossen . Das kann innerhalb einer Gruppe sein, aber auch zwischen den Gruppen . Sie untersucht hierbei echte Tiergesellschaften , wobei man zwischen anonymen und personalisierten Tierverbänden unterscheidet. Aggressionsverhalten ist ua. eine Maßnahme gegen Dichtestress, wobei die Bildung von Rangordnungen und aggressionshemmende Verhaltensweisen sehr wichtig für ein stabiles Zusammenleben sind. Menschen zeigen teilweise ähnliche Verhaltensmuster wie wir sie bei Tie- ren beobachten können, wie zB Territorialverhalten , Reaktionen auf mangeln- de Distanz zum nächsten, aggressionshemmende Mechanismen sowie Ver- haltensweisen, die durch Schlüsselreize ausgelöst werden. Sexualität stärkt die Paarbindung . Die Akkulturation eines Menschen geschieht nach und nach über soziale Lernprozesse aufgrund der Interaktion mit seiner sozialen und kulturellen Umwelt. Überblick Verhaltensbiologie Nur zu Prüfzwecken – Eigentum d s Verlags öbv

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