Begegnungen mit der Natur 6, Schulbuch
157 Verhaltensweisen von Tier und Mensch Habituation ist die Gewöhnung an einen Reiz Wird ein Organismus wiederholt einem Reiz ausgesetzt, der allerdings keine Konsequenzen nach sich zieht, schwächt sich die ursprünglich ausgelöste Re- aktion mit der Zeit ab bis sie schließlich ganz unterbleibt. So wird zum Bei- spiel ein Hund, der seinen Besitzer bzw. seine Besitzerin beim Nachhause kommen immer schwanzwedelnd und bellend begrüßt, dieses Verhalten mit der Zeit ablegen, wenn er dabei immer ignoriert wird. Man nennt diese Form des Lernens Habituation oder erlernte Verhaltensunter- drückung. Konditionierung ist Lernen durch Assoziation Iwan P. Pawlow ist der Entdecker der klassischen Konditionierung , einer Form des Lernens durch Assoziation . Pawlow wollte in einem Experiment mit Hun- den den Zusammenhang zwischen Speichelfluss und Verdauung testen. Dabei beobachtete er, dass die Tiere schon vor dem Anblick des Futters, allein beim Nahen des Futtergebers, einen Speichelfluss hatten. Seine Vermutung war, dass die Hunde das Geräusch der Schritte, denen regelmäßig die Fütterung folgte, mit Futter verbanden. Er nahm an, dass die Hunde den bislang neutra- len akustischen Reiz (das Geräusch der Schritte), mit dem Reiz „Futter“ in Ver- bindung gebracht hatten. In einem Experiment, das unter dem Begriff „ Pawlow’scher Hund “ bekannt geworden ist, überprüfte er seine These ( Abb. 25). Bei der operanten oder instrumentellen Konditionierung wird ein Verhalten mit seinen Konsequenzen assoziiert Bei der operanten oder auch instrumentellen Konditionierung wird ein belie- biges spontanes Verhalten, das von einem Lebewesen auch unbeabsichtigt bzw. rein zufällig gezeigt wird, mit einer positiven oder negativen Konsequenz assoziiert. Diese Form des Lernens, die auf Versuch und Irrtum beruht, wird auch als Lernen durch Erfolg bezeichnet. Der erste, der die Theorie zur instrumentellen Konditionierung überprüfte, war Edward Lee Thorndike mit Lernversuchen, die er mit Katzen, Hühnern und Hunden durchführte. Burrhus Frederic Skinner ( S. 150), ein weiterer Vertre- ter dieser Lerntheorie, entwarf Käfige, die so genannten Skinner-Boxen , mit denen sich gezielt operantes Lernen testen lässt. Habituation habitabilis (lat.) = bewohnbar, habituation (engl.) = Gewöhnung Iwan P. Pawlow (1849–1936) war ein russischer Mediziner und Physiologe. Er erhielt 1904 den Nobelpreis für Medizin für seine Er- kenntnis über Verdauungsorgane. Konditionierung conditionalis (lat.) = bedingt Assoziation Verknüpfung eines Sinneseindrucks mit einem anderen bzw. einer Reaktion sociare (lat.) = verbinden „Pawlow’scher Hund“ Pawlow gab einem Hund Futter, was Speichelfluss auslöste – ein angebore- ner unbedingter Reflex (= unkonditio- nierte Reaktion), der durch den Anblick des Futters (unbedingter = unkonditio- nierter Reiz) ausgelöst wird. Ein Glocken- ton, der dem Tier präsentiert wurde, führte zunächst zu keiner Reaktion des Hundes (neutraler Reiz). Als der Glocken- ton eine Zeitlang immer wieder gemein- sam mit dem Futter präsentiert wurde, kam es beim Hund auch zum Spei- chelfluss, wenn nur die Glocke ertönte. Durch die Verknüpfung des zuvor neutra- len Reizes (Glockenton) mit dem Spei- chelfluss auslösenden Reiz (Futter) hatte der Hund gelernt, dass der Glockenton „Futter“ bedeutet. Der neutrale Reiz wur- de so zu einem bedingten Reiz, der ebenfalls den Reflex auslöste (bedingter Reflex = konditionierte Reaktion). Lernen durch Erfolg Die als „Trial and Error“-Lernen bezeich- nete Lernform ist im Tierreich sehr ver- breitet. Die Dressur von Tieren bedient sich dieser Form des assoziativen Ler- nens: Lernen durch Belohnung. So kann zB Hunden über eine Belohnung das Pfote-Geben beigebracht werden. Edward Lee Thorndike (1874–1949) war ein US-amerikanischer Psychologe Skinner-Boxen Ein Versuchstier (ursprünglich Ratte oder Taube; bislang wurden aber schon viele verschiedene Tierarten mit solchen Ap- paraturen getestet) lernt in einer Box ein Verhalten (zB zufälliges Berühren ei- nes Hebels) mit einer zeitgleich gesetz- ten Belohnung wie Futter (positive Ver- stärkung) oder auch Bestrafung wie Elektro-Schocks (negative Verstärkung) zu assoziieren. 25 Klassische Konditionierung Speichel- fluss Reaktion Glocke Glocke + Futter konditionierter Reiz unkonditionierte Reaktion konditionierte Reaktion während der Konditionierung nach der Konditionierung vor der Konditionierung vor der Konditionierung unkonditionierter Reiz neutraler Reiz Speichel- fluss Futter Reaktion Glocke unkonditionierte Reaktion keine konditionierte Reaktion Reaktion Reaktion Animation y4e2rd Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
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