Begegnungen mit der Natur 6, Schulbuch

151 Verhaltensweisen von Tier und Mensch M Arbeitsheft Seite 30, 31, 32 Methoden der Erforschung tierischen Verhaltens Ohne Beobachtung lässt sich keine Verhaltensforschung betreiben. Abhängig von der Fragestellung werden verschiedene Methoden angewendet. Beobachtungen im Freiland sind meistens aufwändig Beobachtungen im Freiland , also in der natürlichen Umgebung der Tiere, erfordern zwar meistens einen hohen Aufwand (Zeit, Kosten, Beobachter/ Beobachterinnen …), sind aber am aussagekräftigsten, um ein Ethogramm erstellen zu können. Im besten Fall gibt es dabei keine Einwirkungen von außerhalb (Störungen durch den Beobachter bzw. die Beobachterin müssen vermieden werden bzw. gewöhnen sich die Tiere rasch an deren Anblick und Geruch). Um das Verhalten von Tieren über eine größere Entfernung hinweg untersuchen zu können, wenden Forscher bzw. Forscherinnen auch die Metho- de der Telemetrie (Übertragung von Messdaten mittels Sender) an. So erhal- ten sie regelmäßig Daten über den Aufenthaltsort des mit einem Sender ver- sehenen Individuums. Mit Beobachtungen in einem künstlichen Umfeld können gezielt Fragestel- lungen geklärt werden Bei Beobachtungen im Labor wird ein Tier in ein künstliches Umfeld gesetzt, um gezielt Fragestellungen klären zu können. Die künstlichen Bedingungen können dabei ein Vorteil sein (keine Beeinflussung des Ergebnisses durch ungeplante Ereignisse), aber auch Nachteile mit sich bringen, da sich die Tiere nicht in ihrer natürlichen Umgebung befinden, was Einflüsse auf ihr Verhalten haben kann. Die Beobachtung von Zootieren ist ein Mittelding zwischen der Beobachtung im Labor und der in freier Wildbahn. Attrappenversuche dienen der Identifizierung von Schlüsselreizen Mit Hilfe von Attrappen lässt sich herausfinden, welche Reize bestimmte Instinktbewegungen auslösen (so genannte Schlüsselreize, S. 155). Mit Kaspar-Hauser-Versuchen lassen sich angeborenes und erlerntes Verhal- ten unterscheiden Als Kasper-Hauser-Versuch wird die isolierte Aufzucht eines Tieres bezeichnet. Damit will man herausfinden, welche Verhaltensweisen angeboren und wel- che erworben sind. Beobachtungen im Freiland von zB Balzverhalten von Vögeln, Jagen im Rudel bei Wölfen, Balzrufen verschie- dener Frösche im Amazonas-Gebiet etc. Ethogramm Eine Verhaltensbiologin bzw. ein Verhal- tensbiologe zeichnet über einen be- stimmten Zeitraum hinweg alle Verhal- tensäußerungen eines Tieres (zB Lautäußerungen, Bewegungen, Inter- aktion mit anderen Tieren etc.) mittels Verhaltensprotokollen auf. Anhand der Aufzeichnungen lässt sich ein Etho- gramm eines Tieres bzw. einer Tierart er- stellen bzw. definieren – ein Verhaltens- katalog aller beobachteten Verhaltensweisen. Telemetrie tele (griech.) = fern, metros (griech.) = Maß; der meist unter Narkose auf einem Tier aufgebrachte Sender übermittelt Daten zum Aufenthaltsort des Lebe- wesens Beobachtungen im Labor zB werden bei verschiedenen Lernexpe- rimenten (zahme) Tiere in ein bestimm- tes Versuchsareal gesetzt, um sie dort bestimmte Aufgaben lösen zu lassen Beobachtung von Zootieren Da heute zunehmend bei der Einrich- tung der Gehege auf die Lebensbedin- gungen der Tiere in ihren Herkunftsge- bieten Rücksicht genommen wird (möglichst naturnah und artgerecht), können leichter natürliche Verhaltens- muster beobachtet werden. Attrappen Gegenstände, die Merkmale bzw. Eigen- schaften von Originalen nachahmen Instinktbewegungen arttypische angeborene Verhaltenswei- sen; instinctus (lat.) = Trieb Kasper-Hauser-Versuch Kaspar Hauser lebte im 19. Jahrhundert, die ersten 16 Jahre seines Lebens ver- brachte er in nahezu völliger Isolation. 11 Ein mit Sender versehener antarktischer Seebär 12 Keas (Nestor notabilis) beim Lösen eines Lernexperiments Vermute, welche Informationen Forscherinnen und Forscher aus den telemetrischen Daten von einem mit Sender versehenen Tier erhalten können. Selbst aktiv! Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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