Begegnungen mit der Natur 6, Schulbuch

125 Ökosysteme sind offen, dynamisch und komplex M Arbeitsheft Seite 24 Abiotische Faktoren Die Eigenschaften der unbelebten Natur (abiotische Faktoren) bestimmen die Gegebenheiten in einem Ökosystem und so die Überlebenschance einer Art. Jedes Lebewesen weist eine physiologische Potenz auf Jedes Lebewesen weist in Bezug auf die abiotischen Faktoren ein bestimmtes artspezifisches Lebensoptimum auf (zB optimales Wachstum bei hohem Was- serangebot). Die physiologische Potenz beschreibt den Toleranzbereich eines Lebewesens. Hat beispielsweise eine Pflanze weniger oder mehr Wasser zur Verfügung als das Optimum, wird die Pflanze zwar gedeihen, je nach Was- serangebot jedoch besser oder schlechter. Begrenzt wird der Toleranzbereich jeweils durch ein Minimum und ein Maximum. Darunter bzw. darüber ist ein Lebewesen nicht mehr lebensfähig. Innerhalb des Toleranzbereiches unter- scheidet man zwischen Pessimum , Pejus und Präferendum . physiologische Potenz genetisch festgelegte Fähigkeit eines Lebewesens bzw. einer Art, einen be- stimmten Lebensraum mit all seinen abiotischen Faktoren dauerhaft besie- deln zu können potentia (lat.) = Kraft Toleranzbereich Umweltbereich, in dem ein Lebewesen auf Dauer überleben kann (in Bezug auf den betrachteten abiotischen Faktor) Pessimum Bereich nahe dem Minimum bzw. dem Maximum; Überleben ist hier gerade noch möglich, Wachstum und Fortpflan- zung sind allerdings nicht mehr möglich pessimus (lat.) = sehr schlecht Pejus Bereich, in dem Leben möglich ist, es aber zu Beeinträchtigungen im Wachs- tum und in der Fortpflanzung kommt peior (lat.) = schlechter Präferendum Bereich links und rechts des Optimums; bevorzugter Lebensraum, in dem Wachs- tum und Fortpflanzung im arttypischen Normalbereich stattfinden können praeferre (lat.) = vorziehen Stenopotenz Je nach betrachtetem abiotischen Faktor spricht man von stenotherm (geringe To- leranz im Bezug auf die Umgebungs- temperatur), stenohygr (bezogen auf die Feuchte eines Bodens), stenohyd (bezüg- lich des Wassergehalts), stenoxygen (be- züglich des Sauerstoffgehaltes) und ste- nohalin (bezüglich des Salzgehaltes). sten (griech.) = schmal Eurypotenz Je nach betrachtetem abiotischen Faktor spricht man von eurytherm (hohe Tole- ranz im Bezug auf die Umgebungstem- peratur), euryhygr (bezogen auf die Feuchte eines Bodens), euryhyd (bezüg- lich des Wassergehalts), euryoxygen (be- züglich des Sauerstoffgehaltes) und euryhalin (bezüglich des Salzgehaltes). eurys (griech.) = breit Gesetz des Minimums Das Pflanzenwachstum wird von dem Mineralstoff begrenzt, der in der ge- ringsten Menge vorhanden ist. Justus von Liebig (1803–1873) war ein deutscher Chemiker Je breiter die Toleranzkurve, desto anpassungsfähiger ist ein Lebewesen Weist ein Lebewesen bzw. eine Art nur eine geringe Toleranz bezüglich eines Umweltfaktors auf, spricht man von Stenopotenz . Typisch für stenopotente Arten ist ein rascher Abfall ihrer Vitalität rund um das Optimum. Eurypotenz bezeichnet die Eigenschaft, einen breiten Schwankungsbereich ertragen zu können. Der ungünstigste Faktor wirkt begrenzend Das Gesetz des Minimums von Justus von Liebig lässt sich auch hier anwen- den: Der Erfolg eines Lebewesens bzw. einer Art unter den gegebenen abioti- schen Faktoren wird von jenem Faktor begrenzt, der im Minimum vorhanden ist. So kann zB eine Pflanze, die ausreichend Licht, Mineralstoffe, Wärme etc. hat, nicht gedeihen, wenn zu wenig Wasser zur Verfügung steht. 4 Physiologische Potenz eines Lebewesens Vitaliät Gedeihkurve (Potenz) Toleranz Minimum Maximum Optimum Pessimum Pessimum Präferendum Pejus Pejus Umweltfaktor 1. Manche Regionen sind für den Anbau bestimmter Agrarprodukte beson- ders bekannt (zB Wachauer Marillen, Steirische Äpfel, Gemüse aus dem Marchfeld). Finde anhand von Abb. 4 eine Begründung dafür. 2. Begründe das häufigere Auftreten von Lebensmittelvergiftungen (bakte- rielle Infektionen) in der warmen Jahreszeit. Selbst aktiv! Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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