Begegnungen mit der Natur 6, Schulbuch
114 Ökologie und Nachhaltigkeit M Arbeitsheft Seite 24, 25, 26 Wirtschaftliche Interessen stehen meist im Vordergrund Trotz wachsender Bemühungen und dem Ziel, zu einem nachhaltigeren Umgang mit Ressourcen zu gelangen, stehen primär wirtschaftliche bzw. gewinnmaximierende Interessen im Vordergrund. Die Explosion der menschli- chen Ansprüche bedingt unter anderem den verstärkten Einsatz von Chemi- kalien . Damit schadet sich der Mensch letztendlich selbst, denn er trägt damit maßgeblich zu gravierenden globalen Veränderungen der Umwelt, wie einer massiven Umweltverschmutzung, einer Vernichtung von Lebensraum, Klima- wandel ( S. 188) und Artensterben, bei. Die Landwirtschaftsintensivierung hat ökologische Folgen Seit Jahren machen Wissenschaft und Naturschutz auf ein rasantes Insektens- terben aufmerksam. Einer im Jahr 2017 veröffentlichten Studie der Entomolo- gischen Gesellschaft Krefeld zufolge soll in den letzten 15 Jahren die Gesamt- biomasse der Fluginsekten um rund 75 Prozent zurückgegangen sein. Heimische Forscherinnen und Forscher sprechen von einer ähnlichen Situation in Österreich. Die Ursache dafür wird hauptsächlich in der zunehmenden Intensivierung und Industrialisierung der Landwirtschaft (siehe Begegnungen mit der Natur, Band 5) gesehen. Große Anbauflächen, schmale Feldränder, wenige Hecken und Gehölze, Monokulturen, Massentierhaltung, Überdüngung und vor allem der massive Einsatz von chemischen Pflanzenschutzmitteln führen zu einem dramatischen Rückgang von Schmetterlingen, Bienen, Wespen und anderen Insekten. Die ökologischen Folgen sind gravierend, allein wenn man ihre Rolle als Bestäuber und Nahrungsgrundlage für andere Tiere bedenkt. Explosion der Ansprüche Hausmüll, Wasch-, Reinigungs- und Spül- mittel, Autowracks, Reifen, Altöle, Abga- se, Abwässer, Industriechemikalien bzw. -abfälle, Chemikalien aus Gartenbau und Landwirtschaft und Abfälle aus der Massentierhaltung sind das Produkt der Lebensansprüche der Menschen ent- wickelter, also hoch technisierter Länder. Einsatz von Chemikalien Durch den verstärkten Einsatz von Kunst- dünger, chemischen Pflanzenschutz- und Unkrautvernichtungsmitteln etc., aber auch von chemischen Verfahren zur Futtermittelkonservierung kommt es zu einem zunehmenden Chemisieren der Landwirtschaft. Damit geht auch eine Überlastung der Gewässer einher. Über- schüssige Chemikalien reichern sich im Boden an und gelangen durch Nieder- schläge in die Gewässer. Studie der Entomologischen Gesell- schaft Krefeld Seit 1989 wurde in Deutschland in regel- mäßigen Abständen an 63 Standorten mittels spezieller Insektenfallen die Bio- masse an Insekten untersucht. Entomologie = Insektenkunde Nahrungsgrundlage Insekten sind Hauptnahrung für zB Vö- gel, Fledermäuse, Spitzmäuse. Es wurde beobachtet, dass seit 1998 allein die Zahl der Feldvögel in Österreich um mehr als 40 Prozent abgenommen hat. Fettwiesen durch Düngung mineralstoffreiche Wie- sen. Früher wurden sie zur Heugewin- nung (Futtermittel) zwei- oder dreimal im Jahr geschnitten, heute werden sie durch intensive Düngung bis zu sechs- mal im Jahr geschnitten. Das Schnittgut wird nicht mehr zu Heu getrocknet, son- dern konserviert (Silage). 4 Gesammelte Insekten in g (1989 und 2013) auf einem ausgewählten Fallen- standort pro Jahr, Quelle: Mitteilungen aus dem Entomologischen Verein Krefeld, Vol. 1 (2013), pp. 1-5 Beschreibe und interpretiere das in Abb. 4 abgebildete Diagramm. Selbst aktiv! 1425,6 2013 1989 294,4 1500 1000 500 0 Biomasse in g Es ist eine Abnahme an Biodiversität zu beobachten Um beim Beispiel der Insekten zu bleiben: Nicht nur, dass die Biomasse insge- samt an Insekten abnimmt, ist auch ein Rückgang an Arten bzw. eine Abnah- me der biologischen Vielfalt zu beobachten. Als Verursacher wird auch hier besonders der Einsatz von Chemikalien angenommen. Ungedüngte Wiesen zeigen eine große Vielfalt an Wildpflanzen und sind somit ein idealer Lebensraum für Insekten, die hier Nahrung und Nistmöglich- keiten finden. Auf stickstoffgedüngten Fettwiesen beispielsweise gedeiht hauptsächlich Löwenzahn, wodurch das Nahrungsangebot drastisch reduziert wird. Zudem verdichtet der Löwenzahn die Wiesen. Insekten wie die Wildbie- nen finden dadurch keine Plätze mehr, um Nester anlegen zu können. Die Biodiversität hat in manchen Gegenden am Land teilweise so stark abge- nommen, dass sie in der Stadt tatsächlich bereits größer ist. So gibt es zB immer mehr Imkerinnen und Imker, die ihre Bienenvölker deshalb in der Stadt, in unmittelbarer Nähe zu Friedhöfen, Kleingärten oder Parkanlagen ansiedeln. Auch der Klimawandel ( S. 188) dürfte sich beim Sterben von Insektenarten negativer auswirken, als bisher angenommen. Vor allem Insekten haben ihr Leben auf bestimmte Pflanzenarten abgestimmt bzw. sind auf sie angewie- sen. Ist die Pflanze wenig tolerant gegenüber sich verändernden klimatischen Bedingungen ( S. 125) und verschwindet vom Standort, sind ebenso die Insekten betroffen. Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
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