Begegnungen mit der Natur 6, Schulbuch

113 Organismen und die Beziehung zu ihrer Umwelt M Arbeitsheft Seite 24, 25, 26 Auch eine Übervermehrung von Produzenten und Destruenten kann das bio- logische Gleichgewicht stören Dass auch eine zu starke Vermehrung von Produzenten und Destruenten das biologische Gleichgewicht stören kann, lässt sich am besten am Beispiel orga- nischer Überlastung von Gewässern zeigen. Durch Gewässerüberdüngung ( Eutrophierung ) kommt es zunächst zu einem massiven Pflanzenwachstum (vorwiegend Planktonalgen) und in der Folge zu einer Vermehrung der Konsumenten. Dadurch fällt mehr organisches Material an, was wiederum verstärkt zu Abbauvorgängen durch die Destruenten führt. Dabei erhöht sich der Sauerstoffverbrauch im Gewässer, bei stehenden Gewässern v.a. in der Tiefe . Durch die Tätigkeit der Destruenten werden den Pflanzen abermals Mineral- stoffe zugeführt, was schließlich eine explosionsartige Algenvermehrung nach sich zieht. Das durch die Destruenten verursachte sinkende Sauerstoffangebot schränkt jedoch das Wachstum und die Vermehrung der Konsumenten ein und führt letztendlich zu ihrem Absterben, weshalb nun mehr pflanzliche Nahrung zur Verfügung steht als konsumiert werden kann. Die so genannte Algenblüte schwächt den Lichteinfall, wodurch nur noch in geringen Tiefen durch Foto- synthese Sauerstoff produziert werden kann. Durch Algensterben fällt noch mehr organische Substanz zur Zersetzung an. Schließlich ist auch nicht mehr ausreichend Sauerstoff für den aeroben Abbau der organischen Substanz vorhanden und sie beginnt zu verfaulen (anaerober Abbau durch Bakterien; siehe Begegnungen mit der Natur, Band 5) – der See ist „gekippt“, weil das biologische Gleichgewicht zerstört ist. Artenreichtum stabilisiert das biologische Gleichgewicht Ein artenarmes Ökosystem ist sehr labil. Diese Tatsache lässt sich relativ ein- fach am ökologischen Modell Einsiedeglas ( S. 111) veranschaulichen. Die Lebensgemeinschaft im Glas ist extrem artenarm. Schon das Einsetzen einer zweiten Schnecke würde zur Katastrophe führen: Die Schneckenpopulation würde anwachsen, die Pflanze vernichten und damit sich selbst. Vielfältige Wechselbeziehungen in einem Ökosystem tragen zu dessen Stabili- tät bei, das bedeutet: Je größer die Biodiversität , desto stabiler das biologi- sche Gleichgewicht. Die Notwendigkeit der biologischen Vielfalt im Ökosystem lässt sich mit einem Chor vergleichen. Je größer der Chor, desto stimmgewaltiger ist er. Jede bzw. jeder Einzelne trägt zum Gesamtergebnis bei. Fällt ein einzelner Sänger bzw. eine Sängerin aus, hat dies keine allzu großen Auswirkungen. Mehr Ausfälle senken zwar die Qualität des Gesanges, der Chor bleibt aber weiterhin beste- hen und es können neue Sängerinnen bzw. Sänger gesucht werden. Bei einem Gesangsduo oder -trio wirft ein Ausfall gröbere Probleme auf. Störungen des biologischen Gleichgewichts sind häufig die Folge menschli- cher Tätigkeit Derzeit wird die Stabilität von Ökosystem vor allem durch den Menschen negativ beeinträchtigt. Unwissenheit, Gedankenlosigkeit wie auch das Verfol- gen wirtschaftlicher Interessen ohne ökologische Rücksichtnahme stellen oft massive Eingriffe in Ökosysteme dar, mitunter mit Folgen, die durch keine Technologie mehr reparabel sind. Um die Erde auch für künftige Generationen lebenswert zu erhalten, wäre es längst an der Zeit, nachhaltig zu handeln. Der Mensch trägt eine gesamtgesellschaftliche Verantwortung. Um diese wahrzunehmen, braucht es eine Wirtschaftsweise, die nicht nur menschliches Wohlergehen steigert und soziale Gerechtigkeit sicherstellt, sondern auch gleichzeitig Umweltrisiken und Ressourcenverlust erheblich verringert ( „Green economy“ ). Eutrophierung Mineralstoffübersättigung in Gewäs- sern; eutrophos (griech.) = nahrhaft Tiefe Die Entwicklung der Fischeier am Seebo- den ist vom Sauerstoffgehalt abhängig. Sauerstoffzehrung am Grund gefährdet die Fischbrut. Algenblüte Ansammlung der massenhaft vermehr- ten Algen an der Wasseroberfläche Algensterben Planktonalgen leben maximal fünf Tage Biodiversität biologische Vielfalt Green economy Wirtschaftsweise, die vor allem an öko- logischer Nachhaltigkeit sowie wirt- schaftlichem Erfolg ausgerichtet ist, und auch soziale Fragen der Gesellschaft miteinbezieht 1. Finde Lösungsansätze, um unsere Gewässer vor Eutro- phierung zu schützen. 2. Das Prinzip der Nachhaltigkeit wurde von Hans Carl von Carlo- witz (1645–1714) begründet. Lies das Originalzitat im Kasten unten und erläutere den Zusammenhang. Gib in eige- nen Worten wieder, was das Prinzip der Nachhaltigkeit sicherstellen soll. Selbst aktiv! „Wird derhalben die größte Kunst/ Wissenschaft/Fleiß und Einrich- tung hiesiger Lande darinnen beruhen/wie eine sothane Conser- vation und Anbau des Holtzes anzustellen/daß es eine con- tinuierliche beständige und nach- haltende Nutzung gebe/weiln es eine unentberliche Sache ist/ohne welche das Land in seinem Esse nicht bleiben mag.“ Hans Carl von Carlowitz, Sylvicultura oeconomica, 1713 Nur zu Prüfzw cken – Eigentum des Verlags öbv

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