Begegnungen mit der Natur 6, Schulbuch
112 Ökologie und Nachhaltigkeit M Arbeitsheft Seite 24, 25, 26 Das biologische Gleichgewicht und seine Störungen In einem intakten Ökosystem gibt es eine Vielzahl an Regulationsmechanis- men zur Erhaltung des biologischen Gleichgewichts. Die Größe einer Tierpopulation ist stark abhängig vom Nahrungsangebot Produzenten, Konsumenten und Destruenten regulieren einander. Haben Pflanzenfresser ausreichend Nahrung, wächst die Population, wodurch sich auch das Nahrungsangebot für die Beutegreifer (Räuber-Beute-Beziehung; S. 128) und letztendlich für die Destruenten erhöht. Größere Populationen bedeuten aber wiederum weniger Nahrung für das einzelne Individuum – Nahrungsmangel wirkt sich populationsbegrenzend aus. Auch Parasiten regulieren zu hohe Bevölkerungsdichten Der Erreger der Myxomatose (Kaninchenpest) ist ein Virus, der durch infizierte blutsaugende Insekten, vornehmlich durch den Kaninchenfloh, übertragen wird. Ist die Kaninchendichte hoch, ist für die Flöhe die Chance, einen Geschlechtspartner (auf einem vorbeikommenden Kaninchen) zu finden, recht groß – die Flöhe können sich damit vermehren. In der Folge kommt es zu einem starken Flohbefall in der Kaninchenpopulation und zur Verbreitung des Virus. Dieser dezimiert die Kaninchenzahl und damit auch die Zahl der Flöhe, die unterhalb einer bestimmten Kaninchendichte keine Chance zur Vermeh- rung haben – ein weiteres Beispiel für dichtebhängige Regulation . Oftmals erfolgt Dichteregulation durch Stoffwechselprodukte Bei einem Experiment mit Kaulquappen lässt sich Folgendes beobachten: Werden fünf Kaulquappen in einem Gefäß mit zwei Liter Wasser aufgezogen, entwickeln sie sich normal wie in der freien Natur. Setzt man in die gleiche Wassermenge jedoch fünfzig Kaulquappen, bleiben sie klein und unreif. Ursa- che für das unterschiedliche Ergebnis ist ein Stoff, der von den Tieren ins Was- ser abgegeben wird und sich dort anreichert. Ab einer gewissen Konzentra- tion hemmt die Substanz das Wachstum der Tiere (chemisches Territorium). Das Verhindern einer Überdichtung (Überbevölkerung) durch chemische Terri- torien lässt sich oftmals auch im Pflanzenreich beobachten (zB Wurzelaus- scheidungen bewirken Territorien gegen Pflanzen der gleichen Art). Auch bei vielen Mikroorganismen ist „Selbstvergiftung“ ein Dichteregulator. Territorialität und Dichtestress, Konkurrenz und Rangordnungsverhalten sind weitere Begrenzungsfaktoren Territorialität als bevölkerungspolitische Vorbeugungsmaßnahme wirst du im nächsten Semester bei der Verhaltensbiologie noch genauer kennenlernen. Leben Tiere (wie auch Menschen) auf zu engem Raum, geraten sie in Stress (Dichtestress), der zu Verhaltensänderungen (aggressives Verhalten gegen- über Artgenossen), zu Unfruchtbarkeit bis hin zum Tod führen kann (Crow- ding-Effekt; S. 162). Bei Wölfen beispielsweise ist kein Fall von Überbevölkerung bekannt. Ursache dafür ist ihr Sozialverhalten. Jüngere Weibchen werden durch Unterdrückung der sozialen und sexuellen Aktivitäten von der Fortpflanzung ausgeschlossen. Unter beschränkten Lebensbedingungen (zB im Gehege) bekommt nur ein Tier im Rudel, nämlich das Alpha-Weibchen, Junge („Mutterbeschränkung” als Dichteregulation). Wie Konkurrenz als Begrenzungsfaktor wirkt, wirst du im nächsten Semester erfahren. Nahrungsmangel verursacht eine geringere Fortpflan- zungsrate, außerdem führt er zur Schwächung der Tiere. Durch Nahrungs- mangel geschwächtes Wild beispielswei- se stirbt zumeist im folgenden Winter. dichteabhängige Regulation Im Gegensatz zur dichteunabhängigen Regulation von Populationsgrößen durch abiotische Faktoren (Klima, Bodenart, Licht etc.) erfolgt die dichte- abhängige Regulation durch biotische Faktoren (Artgenossenanzahl, Parasiten, Nahrungsmenge, Fortpflanzung, Revier- bildung …). Territorialität Die Stärksten behaupten die günstigs- ten Territorien (gute Deckung, geeigne- ter Brutplatz), überschüssige Jungtiere und Schwächere werden zur Aufgabe der Optimalbiotope gezwungen (Ab- drängung) – dies vermindert ihre Fort- pflanzungschance und erhöht den Zu- griff der Beutegreifer. 2 Dichtestress durch Massentierhaltung 3 Dichteregulation durch Rang- ordnungsverhalten bei Wölfen Diskutiere die Massentierhaltung aus ökologischer Sicht. Argumen- tiere, warum sie den Grundsätzen ökologischer Landwirtschaft widerspricht. Beziehe den Umstand, dass sie besondere hygienische Vorkehrungen und meist auch den Einsatz chemi- scher Mittel erfordert, mit ein. Selbst aktiv! Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
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