Begegnungen mit der Natur 5, Schulbuch

74 Biotechnologie Zitronen- und Essigsäureerzeugung Zitronensäure wurde früher ausschließlich aus Zitronen gewonnen. Anfang des 19. Jahrhunderts entdeckten Wissenschafter, dass bestimmte Schimmel­ pilze ebenfalls Zitronensäure produzieren. Etwa 100 Jahre später hat man mit der Zitronensäuregewinnung aus Melasse durch den Schimmelpilz Aspergillus niger begonnen. Eines der weltweit größten Unternehmen für die Herstellung und den Vertrieb von Zitronensäure hat seinen Firmensitz in Wien. Die Produktionsstätten befinden sich in Pernhofen (NÖ) nahe Laa an der Thaya, bei Mannheim (D), im Elsaß (F), auf Sumatra (Indonesien) und in Port Colborne (Kanada). Zitronensäure und ihre Salze (Citrate) werden hauptsächlich in der Getränke-, Lebensmittel- und Kosmetikindustrie verwendet. Außerdem werden sie auf- grund ihrer kalklösenden Wirkung in Reinigungsmitteln eingesetzt. Zitronen- säure und Citrate verhindern auch die Blutgerinnung, weshalb damit Blut- spenden konserviert werden. Essigsäure wurde schon in der Antike verwendet Zu den ältesten Anwendungen biotechnischer Verfahren gehört die Essigsäu- regärung. In Europa geht ihre Verwendung bis in die Antike (etwa 1 200 v. Chr. bis 600 n. Chr.) zurück. Der Essig wurde aus Wein gewonnen, den man offen stehen ließ. Mitte des 19. Jahrhunderts entdeckte der französische Chemiker Louis Pasteur, dass bestimmte Bakterien, die Essigsäurebakterien, das Sauerwerden verursa- chen. Damit konnte Essig kontrolliert aus Wein hergestellt werden. Heute finden neben Wein auch viele andere Grundstoffe zur Essigherstellung Verwendung, wie zum Beispiel vergorenes Obst (Äpfel, Birnen und Himbeeren etc.). Biotechnologisch hergestellter Essig wird als Geschmackstoff und als Konser- vierungsmittel eingesetzt.  Melasse Abfallprodukt aus der Zuckergewinnung  biotechnologisch hergestellter Essig ist Gärungsessig. Daneben wird Essig­ säure auch großtechnisch chemisch her­ gestellt. Sie findet hauptsächlich in der Farbstoff, Klebstoff, Kunststoffund Kosmetikindustrie Verwendung. 11  Viele Putzmittel enthalten Zitronensäure. 12  Essig aus verschiedenen Obstsorten 13  Selbstgemachter Holunderblütensirup Zitronensäure wird auch für die Herstellung von Sirup verwendet. Sirup kannst du leicht selbst zubereiten. Probiere es doch einmal aus! Hier ein Rezept für Holunderblütensirup: Rühre in 1,5 Liter kochendes Wasser 1,5 Kilogramm Zucker ein. Die Zucker­ lösung muss danach erkalten. Währenddessen schüttelst du die Holunderblütendolden gut aus (25 Dolden, nicht waschen), um sie von eventuell vorhandenen kleinen Insekten zu befreien. Danach entfernst du die gröberen Stiele. Wasche eine Zitrone, deren Schale zum Verzehr geeignet ist, und schneide sie in Scheiben. Gib die Holunderblüten und die Zitronenscheiben in ein größeres Glasgefäß und übergieße sie mit der Zuckerlösung. Decke die Öffnung des Gefäßes mit einem Tuch ab und stelle den Behälter an einen sonnigen Platz. Nach drei Tagen gießt du den Sirup durch ein sauberes Tuch und setzt 50 Gramm Zitronensäure (u. a. im Lebensmittelhandel, in Apotheken und Reformhäusern erhältlich) zu. Koche den Sirup nun kurz auf und fülle ihn anschließend in saubere Flaschen, die du gut verschließt. Dunkel und kühl gelagert hält sich dein Sirup circa ein Jahr lang. Geöffnete Flaschen müssen im Kühlschrank aufbewahrt und innerhalb von drei bis vier Wochen geleert werden. Gutes Gelingen! Selbst aktiv! Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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