Begegnungen mit der Natur 5, Schulbuch
65 Mikroorganismen Pilze sind Kommensalen und Parasiten des Menschen Auf der Haut und den Schleimhäuten des Menschen leben diverse Pilze als Kommensalen ( S. 55 f). Zum Beispiel besiedelt der Hefepilz Candida albicans bevorzugt Mund und Rachen, den Verdauungstrakt und den Bereich der Ge- schlechtsorgane. Ist das Immunsystem beeinträchtigt (zB durch die Einnahme von Medikamenten, Erkrankungen wie Diabetes, Krebs oder AIDS, Stress), kann sich der Pilz stark vermehren und zum Parasiten werden. Es zeigt sich das Krankheitsbild der Candidamykose, die ärztlich behandelt werden muss. Im Bereich der Mundhöhle bildet sich auf der Schleimhaut ein weißer, schmerzloser, leicht abwischbarer Belag. Die Schleimhaut selbst ist gerötet und beginnt leicht zu bluten. Breitet sich der Pilz bis in die Speiseröh- re aus, kann es zu einer Entzündung verbunden mit Schmerzen beim Schlucken kommen. Candidamykose im Darmbereich verursacht wässrige Durchfälle, mitunter treten auch Darmgeschwüre und Darmblutungen auf. Im Bereich der Geschlechtsorgane schwellen die Schleimhäute an, sie sind gerötet und mit einem weißen Belag überzogen. Pusteln bilden sich und star- ker Juckreiz tritt auf. Eine der häufigsten Infektionskrankheiten der Haut des Menschen ist der Fuß- pilz. Die Haut ist gerötet, schuppt und juckt. Erreger sind Fadenpilze. Es han- delt sich hierbei um fadenförmige Einzeller, die Knäuel bilden. Die Pilzzellen dringen in die Zellen der Haut ein und ernähren sich dort von Keratin (Hornsubstanz in Haut, Nägeln und Haaren) und anderen Eiweißstoffen. Da die Fadenpilze Feuchtigkeit und Wärme brauchen, begünstigt das lange Tragen enger Schuhe das Wachstum des Fußpilzes. Fadenpilze sind keine natürlichen Besiedler unserer Haut. Sie werden von Mensch zu Mensch über erregerhaltige Hautschüppchen, die auf dem Boden, Teppich etc. liegen, übertragen, aber auch über Schuhe und Socken. Beson- ders groß ist die Ansteckungsgefahr in Feuchträumen (Hallenbad, öffentliche Dusche, Sauna). Fadenpilze können auch Haare und Nägel befallen. Pilze parasitieren auch auf Pflanzen Pilze als Pflanzenparasiten können in der Land- und Forstwirtschaft große Schäden anrichten. So verursacht beispielsweise der Pilz Helminthosporium die Blattdürrekrankheit bei zB Weizen und Mais. Sie bewirkt eine geringere Fotosyntheseleistung, in der Folge sind die Getreidekörner nährstoffärmer (Kümmerkornbildung), was Ertragsverluste bedeutet. Ein weiterer Getreidepilz ist Claviceps purpurea , der Mutterkornpilz . Die auf den Narben auskeimenden Pilzsporen bilden Myzelien, die in die Fruchtknoten wachsen. Aus diesen entwickeln sich anstelle der Getreidekörner harte, schwarzviolette Dauermyzelien . Diese fallen zur Erntezeit ab, überwintern im Boden und bilden im Frühjahr Sporenkörper, deren Sporen neue Pflanzen befallen. Im Mutterkorn sind Gifte enthalten, die Hautveränderungen (Blau-Rot-Verfärbung u. a.), Krämpfe, Halluzinationen und Wahnsinn verursa- chen. In kleinen Dosen angewendet, finden Mutterkorngifte allerdings in der Heilkunde Verwendung. Geschlechtsorgane Bei einer Infektion der Geschlechts organe muss unbedingt der Geschlechtspartner bzw. die Geschlechtspartnerin mitbehandelt wer den, um ein ständiges Hin- und Herüber tragen (Ping-Pong-Effekt) zu vermeiden. Mutterkornpilz parasitiert hauptsächlich auf Roggen Dauermyzelien bei Claviceps purpurea als Mutterkorn bezeichnet 41 Nagelpilz 42 Zum Schutz vor Fußpilz im Schwimmbad Badeschuhe benutzen! 43 Von der Blattdürrekrankheit betroffene Maisblätter 44 Getreideähre mit Mutterkorn 1. Sammle Informationen zu Maßnahmen, wie du eine Ansteckung mit Fußpilz vermeiden kannst. 2. Flechten sind keine eigene Gruppe von Lebewesen, sondern Symbiosen aus Pilzen und Algen. Recherchiere, welchen Nutzen Algen und Pilze aus ihrer Lebensgemeinschaft ziehen, und erläutere, wieso Flechten als Bio- indikatoren große Bedeutung haben. Selbst aktiv! Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
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