Begegnungen mit der Natur 5, Schulbuch
64 Mikrobiologie Schimmelpilze erzeugen Stoffe, die Bakterien hemmen Antibiotika sind Bakterienhemmstoffe, die von bestimmten Bakterien und Pil- zen gebildet werden. Hauptwirkung der Antibiotika ist die Hemmung der DNA-, der RNA- und der Proteinsynthese der Bakterien. Diese können sich des- halb nicht mehr vermehren beziehungsweise sterben ab. Der Entdecker des ersten Antibiotikums ist Alexander Fleming . Er beobachtete 1929 durch Zufall auf einer angeschimmelten Bakterienkultur, dass der Schimmelpilz eine Sub- stanz ausschied, die das Wachstum der Bakterien hemmte. Damit hatte Fle- ming einen wichtigen Wirkstoff zur Bekämpfung bakterieller Krankheiten ent- deckt – das Penicillin . Da Antibiotika (wie viele andere Medikamente auch) meist nicht ohne Neben- wirkungen sind, darf ihre Einnahme nur auf ausdrückliche ärztliche Empfeh- lung erfolgen. Antibiotika zerstören beispielsweise auch harmlose Bakterien in unserem Körper, wie zum Beispiel die Darmflora (um Verdauungsstörungen vorzubeugen, empfiehlt es sich deshalb, begleitend zu einer Antibiotikathera- pie, ein Präparat zum Aufbau und zur Erhaltung der Darmflora einzunehmen). Manche Menschen zeigen allergische Reaktionen auf Antibiotika. Diese kön- nen mitunter lebensbedrohlich sein – beim so genannten anaphylaktischen Schock bricht innerhalb kurzer Zeit nach der Antibiotikaeinnahme der gesam- te Kreislauf zusammen. Die häufige Anwendung von Antibiotika kann auch zur Resistenzbildung füh- ren, das heißt, dass die Bakterien gegen die Hemmstoffe unempfindlich wer- den. Hefepilze sind einzellige Organismen Hefen bilden keine Myzelien aus. Die 4 bis 8 µm kleinen einzelligen Pilze ver- mehren sich durch Sprossung ( Abb. 40). Dabei teilt sich der Zellkern und einer der beiden Folgekerne wandert in eine Plasmaausstülpung der Aus- gangszelle, in den Sprossungskegel, ein, der danach abgeschnürt wird. So wie viele andere Lebewesen auch beziehen Hefen unter aeroben Bedin- gungen die Energie zum Leben durch Zellatmung ( S. 46 f). Sie besitzen jedoch auch die Fähigkeit, organische Stoffe zur Energiebedarfsdeckung unter Sauerstoffabschluss abzubauen (fakultative Anaerobier; S. 48). Durch Züchtung wild vorkommender Hefe sind Kulturformen entstanden. Sie spielen in der Nahrungs- und Genussmittelproduktion eine wichtige Rolle ( S. 71 ff). Bäckerhefe beispielsweise bewirkt durch das bei der Gärung frei- werdende Kohlenstoffdioxid das „Gehen” (Auflockerung) des Teiges. Die Bier- hefe vergärt den in keimender Gerste (Malz) aus Stärke gebildeten Malz- zucker zu Alkohol. Die Weinhefe baut den im Saft gepresster Weintrauben (bzw. in anderen Obstsäften) enthaltenen Traubenzucker zu Alkohol ab. Alexander Fleming (1881–1955), schottischer Bakteriologe Penicillin nach Penicillium notatum (Pilz) benannt Darmflora im Darm lebende Bakterien, Archaea und Einzeller; die Besiedelung des Dar mes beginnt bei der Geburt. Babys, die gestillt werden, entwickeln zunächst eine Darmflora, die hauptsächlich aus Milchsäurebakterien besteht, deren Säu re vor krankheitserregenden Mikroorga nismen schützt. Bei Kindern, die nicht gestillt werden, zeigt sich eine Darm flora, die der eines Erwachsenen ähnelt. Diese ist anfälliger für Magen-Darm-Infektionen, da das Immunsystem bei Säuglingen und Kleinkindern noch nicht ausgereift ist. Eine intakte Darmflora unterstützt das Immunsystem, versorgt den Körper mit bestimmten Vitaminen, hilft bei der Verdauung, regt die Darmtä tigkeit an u. v. a.m. Bäckerhefe wird auch Germ genannt. Sie ist im Lebensmittelhandel erhältlich. 40 Hefesprossung (Schema) Sprossungskegel Folgezelle Ausgangszelle Zellkern Mit folgendem Experiment lässt sich alkoholische Gärung veran- schaulichen: Befülle eine leere Mineralwasserflasche mit 1/4 Liter Traubenzuckerlösung (25 g Traubenzucker auf 1/4 Liter Wasser). Gib etwa 20 g frische, zerbröselte Presshefe (Germ) dazu und schüttle das Gemisch. Anschließend stellst du die Fla- sche an einen warmen Ort. Die Hefepilze beginnen nach kurzer Zeit mit dem Abbau des Trau- benzuckers zu Alkohol. Führe nach ein paar Stunden ein bren- nendes Holzstäbchen in die Fla- schenöffnung ein. Beobachte. Was passiert mit der Flamme? Finde eine Erklärung für deine Beobachtung. Selbst aktiv! Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
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