Begegnungen mit der Natur 5, Schulbuch
62 Mikrobiologie M Arbeitsheft Seite 18 Wimpertierchen sind hochentwickelte Protozoa Der bekannteste Vertreter der Ciliata ist das in nährstoffreichem Süßwasser lebende Paramecium . Der 0,3 mm kleine pantoffelförmige Einzeller ist auf seiner Oberfläche dicht mit Wimpern besetzt. Diese schlagen in einem bestimmten Rhythmus, wodurch sich das Tier um seine Längsachse und gleichzeitig weiter bewegt. Eine Vertiefung in der Zelloberfläche, das Mundfeld, ist mit etwas längeren Wimpern ausgekleidet. Sie dienen zum Heranstrudeln der Nahrung (Algen, Bakterien etc.), die über den Zellmund am Grunde des Mundfeldes in Nah- rungsbläschen aufgenommen wird. In den Bläschen, die durch das Plasma wandern, findet die Verdauung statt. Unverdauliche Reste werden an einer als Zellafter bezeichneten Stelle abgegeben. Zwei pulsierende Bläschen, von denen sich jeweils eines an je einem Zellende befindet, pumpen überschüssiges Wasser und darin gelöste Ausscheidungs- produkte aus der Zelle. Besonders ist bei allen Wimpertierchen das Vorhandensein von zwei Zellker- nen, einem Großkern, der alle Lebensvorgänge der Zelle (Atmung, Ernährung etc.) steuert und einem Kleinkern, der für geschlechtliche Vorgänge, die so genannte Konjugation , zuständig ist. (Diese Arbeitsteilung stellt eine Weiter- entwicklung der Wimpertierchen dar, durch die die Zelle gegenüber anderen Einzellern leistungsfähiger wird.) Bei der Konjugation legen sich zwei Wimper- tierchen aneinander und verschmelzen an der Kontaktstelle. Die Großkerne lösen sich auf, während sich die Kleinkerne teilen. Je einer dieser Geschlechts- kerne wandert nun in die andere Zelle (Kernwanderung) und verschmilzt mit dem dort verbliebenen Geschlechtskern. Die beiden Geschlechtspartner tren- nen sich wieder. Der neu entstandene Kern bildet unter Teilung neue Groß- und Kleinkerne, die bei anschließender Zellteilung auf die Tochterzellen auf- geteilt werden. Algen- und Schleimpilze sind pilzähnliche Protisten Algenpilze findet man hauptsächlich im Süßwasser als Zersetzer auf abge- storbenen Pflanzen und Tieren. Die feinen, verzweigten, mehrkernigen , faden- bildenden Zellen ähneln dem Zellfadengeflecht der Echten Pilze. Während jedoch die Echten Pilze Zellwände aus Chitin besitzen, sind die der Algenpilze aus Zellulose aufgebaut. Landlebende Algenpilze sind häufig Pflanzenparasiten, wie zum Beispiel der Kartoffelmehltau, der im 19. Jahrhundert in Irland durch Vernichtung der Kar- toffelernten zu einer schweren Hungersnot führte. Schleimpilze sind zellwandlose, amöboid bewegliche Plasmamassen. Bei aus- reichendem Nahrungsangebot finden Kernteilungen ohne anschließende Zell- teilungen statt. Es entstehen so mehrere Zentimeter große, vielkernige Gebil- de. Die oft auffällig gelb oder orange gefärbten, heterotrophen Lebewesen spielen als Zersetzer eine wichtige Rolle im Naturhaushalt. Ciliata Wimpertierchen cilium (lat.) = Wimper Paramecium wird aufgrund seines Aussehens auch Pantoffeltierchen genannt. pulsierend pulsare (lat.) = schlagen, klopfen Konjugation coniugatio (lat.) = die Verbindung mehrkernig Mehrkernige Zellen entstehen durch Kernteilungen ohne anschließende Zell teilungen oder durch Verschmelzung mehrerer Einzelzellen. Jeder Zellkern versorgt einen eigenen Plasmabereich der Zelle. Chitin Polysaccharid, das auch in den Außenskeletten der Insekten vorkommt 35 Pantoffeltierchen (Schema) 36 Zwei Pantoffeltierchen in Konjugation Zellmund Mundfeld Zellafter Kleinkern Großkern Nahrungs- bläschen pulsierende Bläschen Wimpern 37 Kartoffelmehltau 38 Schleimpilz Das Pantoffeltierchen kann sich sowohl geschlechtlich als auch ungeschlechtlich fortpflanzen. Beschreibe mögliche Vorteile der Konjugation. Selbst aktiv! Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
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