Begegnungen mit der Natur 5, Schulbuch
58 Mikrobiologie M Arbeitsheft Seite 16, 17 Bakterien werden auch als biologische Waffen eingesetzt Robert Koch untersuchte im Jahr 1879 das Blut von Rindern, die an Milzbrand , einer weit verbreiteten und gefürchteten Viehseuche, erkrankt waren. Dabei fand er winzige stäbchenförmige Lebewesen, die er Mäusen injizierte. Diese erkrankten an Milzbrand und starben. Koch konnte damit nachweisen, dass die stäbchenförmigen Mikroorganismen – Bakterien – Milzbrand hervor- riefen. Der Mediziner war auch der erste, dem es gelang, Bakterien auf spezi- ellen Nährböden zu züchten. Viele Bakterien lassen sich auf diese Weise ein- fach innerhalb kürzester Zeit vermehren. Der Milzbranderreger Anthrax ist einfach zu züchten; es erfordert weder eine besondere Ausrüstung noch eine fortgeschrittene Technologie. Da die Sporen unempfindlich sind, können sie praktisch unbegrenzt als Pulver gelagert werden. Bereits im Zweiten Weltkrieg experimentierten britische Militärwissenschafter mit „Milzbrand als biologische Waffe”. Mit einer Spreng- ladung Anthrax verseuchten sie dabei die schottische Insel Gruinard Island so stark, dass ein Betreten lebensgefährlich und daher verboten war. Erst 1986 wurde die Insel desinfiziert; sie blieb allerdings militärisches Sperrgebiet. Etwa drei Wochen nach dem Terroranschlag auf das World Trade Center in New York am 11. September 2001 gewann Anthrax neuerlich an Aktualität: Mit Milzbrandsporen versetzte Briefe tauchten im US-Bundesstaat Florida, in Washington und in New York auf – innerhalb von zwei Monaten infizierten sich 22 Personen mit dem Erreger, fünf davon starben. Manche Bakterienarten leben als Symbionten In der Luft sind etwa 78% Stickstoff (N 2 ) enthalten. Allerdings ist dieses Atmo- sphärengas für höhere Pflanzen, die Stickstoff zum Leben benötigen, keine verwertbare Stickstoffquelle. Verschiedene Bodenbakterien, wie beispielsweise die Wurzelknöllchenbakte rien, können Luftstickstoff zu Ammoniumionen NH 4 binden ( S. 45). Sie leben in Symbiose in den Wurzeln von Saubohnengewächsen (zB Klee, Erbsen, Boh- nen) und ernähren sich von Stoffen der Symbiosepartner. Als Gegenleistung erhalten diese wichtige Stickstoffverbindungen, wodurch sie auch auf stick- stoffarmen Böden gedeihen können. Aufgrund ihrer symbiontischen Wurzelknöllchenbakterien werden Saubohnen- gewächse wie die Acker-Erbse, der Rot-Klee, die Acker-Bohne oder die Luzerne von Landwirten bzw. Landwirtinnen gerne als so genannte Zwischenfrucht zur Erholung des Bodens angebaut und in den Boden eingeackert (Gründün- gung). Im Verdauungstrakt von Pflanzenfressern leben unter anderem Bakterien, die die für die Tiere unverdauliche Zellulose in verwertbare Produkte zerlegen. In unserem Darm sind mehrere Hundert verschiedene Bakterienarten ange- siedelt. Einige davon synthetisieren Vitamin K, andere wiederum produzieren Säuren, die andere Bakterien – potenzielle Krankheitserreger – im Wachstum hemmen. Da sich die Bakterien auch gegenseitig im Wachstum beziehungs- weise in der Vermehrung hemmen, werden eine übermäßige Vermehrung und eine damit möglicherweise verbundene Pathogenität verhindert. Robert Koch (1843–1910) war ein deutscher Mediziner und Mikrobiologe. Milzbrand ist eine akute, fieberhafte, tödlich ver laufende Krankheit bei Tieren, die sich durch Blutungen aus den Körperöffnun gen bemerkbar macht. + 19 Robert Koch bei seiner Arbeit 20 Auf den Nährböden in den Schalen werden Bakterien gezüchtet. 21 Wurzel einer Acker-Bohne Hauptwurzel Seitenwurzeln Wurzelknöllchen Recherchiere: 1. Welche Aufgaben erfüllt Vitamin K in unserem Körper? 2. Woraus besteht Zellulose? 3. Kann der Mensch Zellulose verdauen? 4. Was ist eine Petrischale und wozu wird sie verwendet? Selbst aktiv! Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
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