Begegnungen mit der Natur 5, Schulbuch
182 Humanökologie M Arbeitsheft Seite 40 Unterernährung macht krank Während in Australien, Europa und Nordamerika bei geringem Bevölkerungs- wachstum große Überschüsse produziert werden und man mit gesundheitli- chen Problemen durch Überernährung ( S. 149) kämpft, leben rund 1,3 Milli- arden Menschen in den Entwicklungsländern in absoluter Armut (haben im Mittel maximal 1,25 US Dollar täglich für die Befriedigung ihrer Grundbedürf- nisse zur Verfügung). Sie leiden an gesundheitlichen Schäden, verursacht durch Hunger. Aufgrund der Nahrungsknappheit wird zu wenig Eiweiß aufge- nommen. Biologisch wertvolleres tierisches Eiweiß ist kaum vorhanden. Eiweißreiche pflanzliche Nahrung steht nicht in dem Ausmaß zur Verfügung, wie sie zur Deckung des Eiweißbedarfs notwendig wäre. Eiweißmangel führt zu schweren Mangelkrankheiten ( S. 147). Mangel- und Unterernährung füh- ren zu hoher Krankheitsanfälligkeit, unzureichender Produktion von Mutter- milch, gestörter Gehirnentwicklung, unterentwickeltem Körperwuchs und in der Folge zu einer Verringerung der körperlichen und geistigen Leistungs- fähigkeit. 24 000 Menschen verhungern täglich Weltweit leiden laut FAO rund 925 Millionen Menschen an chronischer Unter- ernährung, davon 820 Millionen in den Entwicklungsländern. 24 000 Menschen sterben täglich durch Verhungern. Besonders betroffen sind Kinder. Der Hunger in der Welt hat verschiedene Ursachen Laut dem Schweizer Soziologen und Globalisierungskritiker Jean Ziegler (geb. 1934) könnten mit den weltweit produzierten Nahrungsmitteln zwölf Milliar- den Menschen ernährt werden. Der oft zitierte Anstieg der Weltbevölkerung kann demnach nicht die Ursache für den Welthunger sein. Das WFP gibt fol- gende Hauptgründe dafür an: Wassermangel führt dazu, dass es nur ganz geringe Ernteerträge gibt, in Dürrezeiten fallen sie mitunter ganz aus. Für Bewässerungssysteme fehlt das Geld, aber auch für andere Hilfsmittel, die eine ertragreiche herkömmliche Bewirtschaftung erfordern würde (zB Dünge- und Pflanzenschutzmittel). Die meisten Kleinbäuerinnen bzw. Kleinbauern in den Entwicklungsländern sind so arm, dass sie weder Saatgut noch Lebens- mittel kaufen können. Ein weiteres Problem ist die Übernutzung landwirt- schaftlicher Flächen ( Sahel-Syndrom ). Hunger wird aber auch durch Kriege verursacht. So hat beispielsweise die 2003 beginnende Vertreibung von mehr als zwei Millionen Menschen im Zuge des Darfur-Konflikts – bewaffnete Auseinandersetzungen der verschiedenen Volksgruppen und der sudanesischen Regierung – zu Hungersnöten geführt. US Dollar 1 USD ⩠ 0,93 €; 1,07 USD ⩠ 1 € (Stand Frühjahr 2017) FAO Food and Agriculture Organization of the United Nations Die Welternährungsorganisation der Ver einten Nationen hat die Aufgabe, die Ernährungssicherheit weltweit zu verbes sern bzw. zu gewährleisten. Den Begriff Ernährungssicherheit definiert die FAO als den Zustand, in dem alle Menschen zu jeder Zeit ausreichenden Zugang zu gesunder und nahrhafter Nahrung haben, um ein gesundes, aktives Leben führen zu können. Dies ist bei einem Drit tel der Weltbevölkerung nicht gegeben. Soziologen beschäftigen sich mit dem Zusammenle ben der Menschen in der Gesellschaft Globalisierungkritiker Unter Globalisierung versteht man die Vernetzung der Welt in allen Bereichen (Wirtschaft, Politik, Kommunikation …). WFP World Food Programme Welternährungsprogramm zur Sicher stellung der Nahrungsmittelversorgung in Kriegs- und Katastrophengebieten Sahel-Syndrom Die in trockenen Gebieten in Armut lebende Bevölkerung nutzt die sehr kar gen Böden intensiv, um möglichst hohe Erträge zu erzielen. Falsche Bewirtschaf tungsmethoden infolge mangelnder Kenntnisse über nachhaltige Landwirt schaft führen zu einer Bodenverschlech terung (Ertragseinbußen!) und letztend lich zur Wüstenbildung durch Übernut zung, die Armut wird verstärkt – ein Teufelskreis. Benannt wurde das Sahel- Syndrom nach den Dürreperioden in der afrikanischen Sahelzone, in denen es aufgrund fehlender Regenfälle zur Ver ödung und Erosion des Bodens und in der Folge zu Hungerkatastrophen kommt. 8 Ausreichende Ernährung für alle ist knapp in Entwicklungsländern. 9 Verteilung der Länder nach Hunger-Schweregrad (Welthunger Index, Stand 2012) ≥ 30.0 (gravierend) 20.0–29.9 (sehr ernst) 10.0–19.9 (ernst) 5.0–9.9 (mäßig) ≤ 4.9 (wenig) Keine Angaben Industrieland Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
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