Begegnungen mit der Natur 5, Schulbuch
181 Mensch, Gesellschaft und Umwelt M Arbeitsheft Seite 40 Landwirtschaft und Welthunger In der Europäischen Union werden jährlich etwa 55 Milliarden Euro an Förder- geldern zur Unterstützung der Landwirtschaft vergeben. Die Subventionen , die rund 43% des EU-Gesamtbudgets ausmachen, stehen häufig im Mittel- punkt heftiger Debatten. Ein Diskussionspunkt ist, dass die Förderungen nach der Größe der Betriebe vergeben werden (je mehr Bewirtschaftungsflächen und je größer der Viehbestand, desto mehr Förderung). Somit unterstützt das System große Betriebe, die ohnehin mehr produzieren können, mehr als klei- ne. Ein zweiter Diskussionspunkt ist, dass der Großteil der Fördergelder ohne ausreichende Auflagen zu Umweltschutz und Qualitätssicherung der landwirt- schaftlichen Produkte ausbezahlt wird. Nach Kriegsende wuchs die österreichische Landwirtschaft Nach dem Zweiten Weltkrieg (1945) war in Österreich die Grundversorgung der Bevölkerung mit landwirtschaftlichen Produkten nicht sichergestellt, weshalb der Ankurbelung der Landwirtschaft besondere Aufmerksamkeit geschenkt wurde. Schon bald gelang es, anfangs durch die Marshallplan-Hilfe , die Landwirtschaft zu intensivieren: Um möglichst hohe Erträge erzielen zu können, wurden raschwüchsige Hoch- ertragssorten gezüchtet und Mineraldünger eingesetzt, um dem Boden ent- nommene Mineralstoffe möglichst rasch wieder zuzuführen. Infolge der Ent- wicklung immer größerer und leistungsfähigerer landwirtschaftlicher Geräte kam es zur Flurbereinigung – da große Feldflächen mit Maschinen leichter zu bearbeiten sind als kleine, tauschten die Bäuerinnen und Bauern verstreut lie- gende Flächen untereinander aus, damit ihre Gründe nebeneinander lagen. Durch Entfernen der Feldraine und Hecken entstanden große Anbauflächen. Die Flurbereinigung brachte durch die Anlage von Monokulturen einen weite- ren wirtschaftlichen Vorteil. Durch diese Modernisierung der Landwirtschaft konnten bereits zehn Jahre nach Kriegsende mit weniger Arbeitskräften doppelt so viele landwirtschaftli- che Produkte erzeugt werden als vor dem Krieg. Zu Beginn der 1960er Jahre war die Produktion so weit angestiegen, dass es erstmals zu Überschüssen kam. Auch innerhalb der Europäischen Gemeinschaft, die die landwirtschaftlichen Betriebe durch Abnahmegarantien und festgelegte Abnahmepreise förderte, kam es zur Überproduktion von landwirtschaftlichen Erzeugnissen. In der Fol- ge sanken die Marktpreise und damit auch die Gewinne der heimischen Bäue- rinnen und Bauern. Das geringere Einkommen und die Tatsache, dass durch die Mechanisierung der Landwirtschaft die anstehenden Arbeiten schneller erledigt werden konnten, führten dazu, dass viele Landwirtinnen bzw. Land- wirte damit begannen, ihre Betriebe (vornehmlich kleinere Betriebe) neben- beruflich zu bewirtschaften ( Nebenerwerbsbetriebe ). Biobetriebe erhalten in der EU stärkere Subventionen Mit dem zunehmenden Wachsen eines ökologischen Bewusstseins (Grünbe- wegung) in den 1970er Jahren fand auch teilweise ein Umdenken in der Agrar- wirtschaft statt. Da die Intensivierung der Landwirtschaft und das Zunehmen von Monokulturen massive Beeinträchtigungen der Ökosysteme und einen Qualitätsverlust bei den Nahrungsmitteln mit sich brachten, begannen einige Landwirtinnen und Landwirte neue Wege mit biologischer (ökologischer) Landwirtschaft zu gehen. Wesentliche Kennzeichen dieser Bewirtschaftungs- form sind ein nachhaltiger, schonender Umgang mit der Natur sowie eine möglichst artgerechte Tierhaltung. Biobetriebe werden innerhalb der EU (Österreich ist seit 1995 Mitglied), im Vergleich zur herkömmlichen Landwirtschaft, stärker subventioniert. Subventionen finanzielle Unterstützung aus öffentli chen Mitteln subvenire (lat.) = zu Hilfe kommen Größe der Betriebe 80% der Agrarfördergelder werden EU-weit an nur 20% der landwirtschaftli chen Betriebe (Großbetriebe mit Mas senproduktion) vergeben. Viele Bäuerin nen und Bauern mit Kleinbetrieben mussten (und müssen heute noch) diese aufgrund der starken Konkurrenz durch die Großbetriebe aufgeben. Marshallplan-Hilfe Wirtschaftswiederaufbauprogramm der USA nach dem zweiten Weltkrieg; bis zum Jahr 1952 leisteten die USA dem unter den Folgen des Krieges leidenden Westeuropa Hilfe im Ausmaß von heute umgerechnet 75 Milliarden Euro (Geld, Lebensmittel, Rohstoffe …). Monokulturen Große Feldflächen werden über Jahre nur mit ein und derselben Pflanzensorte bestellt. Die Landwirtin/der Landwirt hat damit die Möglichkeit, sich nur auf eine Pflanzenart zu spezialisieren und braucht auch nur dafür Maschinen anzu schaffen. Monokulturen ermöglichen es also nicht nur schneller, sondern auf Dauer auch billiger zu ernten. Nebenerwerbsbetrieb Der Betrieb wird neben einer hauptbe ruflichen Tätigkeit bewirtschaftet und bringt finanziell weniger als 50% des Gesamteinkommens ein. Beeinträchtigungen der Öko systeme zunehmende Erosion der Böden, erhöhte Mineralstoffeinträge in Gewässer und Grundwasser, Artenrückgang bei Pflan zen und Tieren u. v. a.m. Qualitätsverlust bei Nahrungs mitteln u. a. zunehmende Belastung der Lebens mittel mit Schadstoffen 7 Erkennungszeichen für Bioprodukte aus Österreich Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
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