Begegnungen mit der Natur 5, Schulbuch
115 Atmung M Arbeitsheft Seite 30 Atmungssysteme im Tierreich Die unterschiedlichen Organismen haben als Anpassung an ihren Lebensraum (Wasser oder Land) und abhängig von ihrer Körpergröße unterschiedliche Atmungssysteme entwickelt ( Abb. 100). Bei sehr kleinen Lebewesen, deren Oberfläche im Verhältnis zur Masse relativ groß ist, erfolgt der Gasaustausch über die Körperoberfläche. Mit zunehmender Körpergröße reicht dies allein nicht mehr aus, da die sauer- stoffverbrauchende Körpermasse ungleich stärker zunimmt als die Körper- oberfläche. Größere Lebewesen haben deshalb zusätzlich Atmungsorgane ausgebildet: Äußere und innere Kiemen dienen dem Gasaustausch im Wasser, luftatmende Tiere haben Tracheen oder Lungen. Hautatmung ist O 2 -Aufnahme über die Körperoberfläche Zum Nahrungserwerb durchströmen Schwämme ihren Körper mit Wasser ( S. 107). Dieses enthält nicht nur Nahrungspartikel, sondern auch Sauerstoff, der in die Zellen diffundiert. Gleichzeitig wird von den Zellen Kohlenstoff- dioxid an das Wasser abgegeben. Durch die Wasserzirkulation und die Zell- atmung bleibt das Konzentrationsgefälle aufrechterhalten. Bei höher organisierten Lebewesen, wie beispielsweise dem Regenwurm, übernimmt eine strömende Körperflüssigkeit, das Blut, diese Funktion. Der Hautmuskelschlauch des Regenwurms ist dicht von Blutkapillaren durchzo- gen. Aus dem Feuchtigkeitsfilm , der den Wurmkörper umgibt, diffundiert Sau- erstoff in die feinen Blutgefäße, die sich im Körperinneren zu Ringgefäßen vereinigen. Diese münden wiederum in ein Bauch- und ein Rückengefäß. Ring- gefäße mit Herzfunktion im vorderen Bereich des Wurmkörpers pumpen das Blut im Rückengefäß kopfwärts und im Bauchgefäß nach hinten ( S. 127). Dadurch gelangt der Sauerstoff in alle Körperbereiche. Kohlenstoffdioxid wird auf umgekehrtem Weg ausgeschieden. Regenwürmer haben ein geschlosse- nes Blutkreislaufsystem. Weitere reine Hautatmer sind Hohltiere, Plattwürmer (zB Bandwürmer und Saugwürmer), Fadenwürmer , ein Teil der Ringelwürmer (Regenwurmverwandte) sowie viele Larven diverser Wirbelloser. Darm- und Enddarmatmung gehören zur Hautatmung Fische decken 10 bis 30% ihres Sauerstoffbedarfes durch Hautatmung, den Rest durch Kiemenatmung ( S. 116). Es gibt Fischarten, die zusätzlich O 2 durch die Darmschleimhaut aufnehmen können. Einer von diesen ist der auch in Österreich beheimatete Europäische Schlammpeitzger . Der Fisch aus der Ordnung der Karpfenartigen lebt im schlammigen Boden langsam fließender oder stehender Gewässer. Von Zeit zu Zeit kommt er zum Luftschlucken an die Wasseroberfläche, der Gasaustausch findet im Darm statt. Die Darmatmung ermöglicht es ihm, auch in sehr sauerstoffarmen Gewässern zu leben. Verschiedene Wenigborster (Regenwurmverwandte), Ruderfußkrebse und Libellenlarven decken ihren Sauerstoffbedarf durch Enddarmatmung. Durch Wimpernschlag oder Muskelkontraktionen wird Wasser in den Enddarm gestrudelt beziehungsweise gepumpt, der als respiratorische Fläche dient. Hautmuskelschlauch Beim Regenwurm ist die Haut mit den darunterliegenden Ring- und Längsmus- keln verwachsen. Dieser so genannte Hautmuskelschlauch dient der Fortbe- wegung des Tieres. Blutkapillaren Kapillaren oder Haargefäße sind sehr feine Röhrchen; capillus (lat.) = Haar Feuchtigkeitsfilm Hautatmung funktioniert nur in feuch- tem Milieu. Der Luftsauerstoff diffun- diert zuerst in das Wasser und von dort in die Kapillaren. Sauerstoff Gase lösen sich ganz gut in Wasser. Die Löslichkeit ist allerdings abhängig von Druck und Temperatur (sie steigt mit abnehmender Temperatur und zuneh- mendem Druck). Sind im Wasser Fest- stoffe gelöst, vermindert dies die Gaslös- lichkeit, selbst wenn das Konzentrations- gefälle hoch ist. Aus diesem Grund löst sich nur wenig Sauerstoff in den Körper- flüssigkeiten. Um dennoch eine ausrei- chende Sauerstoffversorgung des Kör- pers zu gewährleisten, gibt es im Blut die roten Blutkörperchen ( S. 134), die den Sauerstoff an sich binden und durch das Blutgefäßsystem im Körper vertei- len. Kohlenstoffdioxid wird auch zum Teil von den roten Blutkörperchen befördert, der andere Teil wird gelöst im Blut und in der Lymphe transportiert. Fadenwürmer sind drehrunde, meist langgestreckte fadenförmige Würmer, die die verschie- densten Lebensräume (feuchte Erde, Meeresboden, Süßwasser etc.) besie- deln. Unter ihnen findet man auch Schmarotzer, wie beispielsweise die unter anderem in Schweinen parasitie- renden Trichinen. Europäischer Schlammpeitzger kann aufgrund seiner Haut- und Darmat- mung für kurze Zeit auch außerhalb des Wassers überleben 101 Libellenlarve 102 Hüpferling ( Cyclops sp. ), ein Ruderfußkrebs, wird bis 3 mm lang 103 Europäischer Schlammpeitzger ( Misgurnus fossilis ), wird bis 30 cm lang Nur zu Prüfzwecken – Eige tum des Verlags öbv
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