Begegnungen mit der Natur 5, Schulbuch
112 Organsysteme des Stoffwechsels Pflanzenfresser verbringen viel Zeit mit der Aufnahme und der Verdauung der Nahrung Herbivoren fehlen die Enzyme zur Zerlegung von Zellulose zu Glucose, die sie zur Deckung ihres Energiebedarfs benötigen ( dazu auch S. 110). Aus diesem Grund beherbergen sie im Verdauungstrakt Mikroorganismen, die für ihre eigene Energieversorgung Zellulose verdauen. Pflanzenkost ist energiearm, weshalb Pflanzenfresser große Mengen davon aufnehmen müssen, um ihren Energiebedarf decken zu können. Beispielswei- se benötigt ein 600 kg schweres Rind täglich 50 bis 60 kg Grünfutter. Zur Verdauung besitzen Pflanzenfresser deshalb besondere Erweiterungsräu- me (spezielle Mägen, Blinddärme). Wiederkäuer haben einen mehrteiligen Magen Wiederkäuende Pflanzenfresser (zB Rind, Schaf, Ziege, Reh- und Rotwild) besitzen einen meist aus vier Abschnitten bestehenden Magen: Das Futter wird bei der Nahrungsaufnahme nur flüchtig gekaut, gelangt anschließend über die Speiseröhre in den bei Rindern bis zu 200 Liter fassenden Pansen und wird eingefeuchtet. Die zellulosespaltenden Symbionten beginnen mit ihrer Tätigkeit. Vom Pansen gelangen kleine Futtermengen in den Netzmagen, in dem daraus Nahrungsballen geformt und nach einer Ruhephase durch Aufsto- ßen wieder ins Maul befördert werden. Der Nahrungsbrei wird dort wiedergekaut und anschließend abermals in den Pansen geschluckt. Nach weiterer Aufbereitung kommt er in den Blätterma- gen, wo durch Wasserresorption eine Eindickung stattfindet. Im Labmagen findet durch Verdauungssäfte die letzte chemische Aufbereitung statt. Ein Vorteil des Wiederkäuens ist, dass durch das Schlucken der unzerkauten Nahrung die Aufnahme großer Nahrungsmengen in relativ kurzer Zeit erfol- gen kann. Dies ist deshalb wichtig, weil die Tiere während der Nahrungsauf- nahme den Kopf nahe am Boden halten und dadurch Feinde oft nicht recht- zeitig erkannt werden können. Ist der Pansen voll, sucht sich der Wiederkäuer einen ruhigen, geschützten Platz zur Verdauung der Nahrung. Durch das Wie- derkäuen kann die Pflanzenkost bestmöglich aufgeschlossen werden. Nichtwiederkäuende Pflanzenfresser haben meistens lange Blinddärme Nichtwiederkäuende Pflanzenfresser besitzen meistens lange Darmtrakte mit Blinddärmen, in denen Zellulose spaltende Bakterien ihre Arbeit verrichten. Als Besonderheit ist noch die Verdauung bei den Hasen und Kaninchen erwäh- nenswert: Diese fressen den im Blinddarm erzeugten, ausgeschiedenen Kot nochmals und scheiden ihn erst nach erneuter Passage durch den Verdau- ungstrakt, nach nochmaliger Verdauung und Resorption, endgültig aus. Auf diesem Weg werden der Nahrung zweimal Nährstoffe entzogen. 98 Verdauungstrakt eines Kaninchens (Schema) Maulöffnung Speiseröhre Leber Magen Dünndarm Blinddarm After Mastdarm Dickdarm 95 Rinder sind Wiederkäuer. 96 Wiederkäuermagen des Rindes 97 Links: Koala, Verdauungstrakt eines Pflanzenfressers; rechts: Kojote, Verdauungstrakt eines Fleischfressers Speiseröhre Dünndarm Pansen Labmagen Blättermagen Netzmagen Nur zu Prüfzwecken – Eige tum des Verlags öbv
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