62 ihres Engagements von ihrer Partei angestellt wurde. Ab 1890 sprach Adelheid Popp in allen Teilen der Monarchie. Sie wurde Mitglied des Wiener Arbeiterinnen-Bildungsvereins und 1893 Vorsitzende des Leseund Diskutierclubs „Libertas – Lese- und Diskutierclub“. Im Oktober 1892 wurde sie Redakteurin der sozialdemokratischen Arbeiterinnen-Zeitung. 1893 beteiligte sie sich an der Organisation eines der ersten Frauenstreiks. 700 Arbeiterinnen forderten in einem dreiwöchigen Streik eine Verkürzung der Arbeitszeit und die Verbesserung der Arbeitsbedingungen. Gegen den erheblichen Widerstand der eigenen Parteispitze initiierte Adelheid Popp mit Therese Schlesinger 1902 den Verein sozialdemokratischer Frauen und Mädchen. Ab 1907 war sie Mitglied des Internationalen Sozialdemokratischen Frauenkomitees, dessen Vorsitz sie 1916 übernahm. Von 1918 bis 1923 war sie Mitglied des Wiener Gemeinderates. Adelheid Popp war unter den ersten weiblichen Abgeordneten, die 1919 ins Parlament einzogen, dem sie bis 1934 angehörte. Therese Schlesinger: Sie war zwischen 1919 und 1923 Mitglied des Bundesrates, Abgeordnete zum Nationalrat und Mitglied der Konstituierenden Nationalversammlung. Neben ihrer Tätigkeit als Publizistin und der Leitung der Pergamentfabrik in Wien/Margareten 1891 nach dem Tod ihres Ehemannes war sie Mitglied des Parteivorstandes der SdP, Mitglied des Allgemeinen Österreichischen Frauenvereines, Mitglied des Frauenreichskomitees und 1898 Delegierte zur ersten sozialdemokratischen Frauenreichskonferenz. 1939 emigrierte sie nach Paris. Gabriele Proft: Ab 1908 begann sie, als erste Sekretärin des neugegründeten sozialdemokratischen Frauenreichskomitees, ihre politischen Anliegen nicht nur in Versammlungen, sondern auch in sozialistischen und gewerkschaftlichen Zeitschriften zu artikulieren. Damit zählte sie zu den ersten Berufspolitikerinnen der Sozialdemokratie. Engagiert wirkte sie am Aufbau der sozialdemokratischen Frauenorganisationen mit und widmete sich vorwiegend Fragen der Frauen- und Familienpolitik. Von 1907 bis 1932 war sie als Delegierte bei allen Parteitagen vertreten. Sie wurde Mitglied der Sozialistischen Fraueninternationale und nahm gemeinsam mit Adelheid Popp und Emmy Freundlich an der zweiten Internationalen Frauenkonferenz in Kopenhagen teil. Ab 1911 gehörte sie dem Parteivorstand an. Zudem unterrichtete Gabriele Proft an den von der Sozialdemokratie eingerichteten Frauen-Schulen, um Frauen für politische Funktionen zu interessieren und sie für die aktive Partizipation vorzubereiten. Im Ersten Weltkrieg zählte Gabriele Proft zu den führenden Friedensaktivistinnen um Friedrich Adler. 1918 gehörte sie dem provisorischen Gemeinderat an. 1919 wurde sie in den Wiener Gemeinderat gewählt, ebenfalls ab 1919 war sie Mitglied der Konstituierenden Nationalversammlung und ab 1920 bis 1934 Abgeordnete zum Nationalrat. Nach den Februarkämpfen 1934 war Gabriele Proft bis Dezember 1934 inhaftiert. Auch während der Zeit des Nationalsozialismus stand sie unter Beobachtung und wurde mehrmals in Haft genommen. 1944 verbrachte sie einen Monat lang in Haft, von Jänner bis März 1945 wurde sie zunächst in Wien festgehalten und anschließend in das Konzentrationslager Maria Lanzendorf deportiert, wo sie gesundheitlich schwer angeschlagen das Kriegsende erlebte. In der Zweiten Republik nahm sie ihre politische Tätigkeit wieder auf: Sie wurde Vorsitzende der SPÖ-Frauen und stellvertretende Vorsitzende der SPÖ. Von 1945 bis 1953 war sie erneut Abgeordnete zum Nationalrat. Amalie Seidl: Sie nahm im Jahr 1900 als Vorsitzende des Frauenbezirkskomitees ihre Parteiarbeit auf. Zwei Jahre später wurde sie Vorsitzende des Frauenreichskomitees, in dieser Funktion setzte sie sich energisch für die Emanzipation der Frauen ein. Seidel, die der Konstituierenden Nationalversammlung und dem Nationalrat von 1919 bis 1934 angehörte, war von 1918 bis 1923 auch Mitglied des Gemeinderates und 1919/20 Stadträtin für Jugendfürsorge und Gesundheitswesen. Sie wurde 1934 verhaftet und verbrachte einen Monat im Gefängnis. Noch vor Hitlers Einmarsch in Österreich heiratete sie ihren langjährigen jüdischen Freund Sigmund Rausnitz, um ihn durch diese Ehe zu schützen. Marie Tusch : Marie Tusch war Arbeiterin in einer Tabakfabrik sowie Vorsitzende des Frauenlandeskomitees für Kärnten und Obfrau der Tabakarbeiterschaft. Von 1919 bis 1934 war sie Abgeordnete zum Nationalrat und Mitglied der Konstituierenden Nationalversammlung. Hildegard Burjan: Hildegard Burjan, die Gründerin der Caritas Socialis, wurde am 30. Jänner 1883 in Görlitz an der Neisse als zweite Tochter der jüdisch-liberalen Familie Freund geboren. In der Schweiz studierte sie als eine von wenigen Frauen Philosophie. Das Elend und die Not unter den Arbeiterfamilien veranlassten Hildegard Burjan zu ihren ersten sozialen Tätigkeiten. In Wien setzte sie sich vor allem gegen Kinderarbeit und für die Rechte der Frauen ein. 1912 gründete sie den „Verein christlicher Heimarbeiterinnen“ und fasste 1918 im Verein „Soziale Hilfe“ alle Arbeiterinnenverbände zusammen. Von 1918 bis 1920 war sie als Politikerin tätig. Sie wurde zuerst in den Wiener Gemeinderat berufen, später wählte man sie als erste Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verl gs öbv
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