39 das britische Salzmonopol zu demonstrieren. Salz war seit jeher ein bedeutender Wirtschaftsfaktor Indiens und zudem für die Bevölkerung notwendig, um einerseits das Grundnahrungsmittel Reis zuzubereiten, andererseits im heißen Klima den täglichen Elektrolytverlust auszugleichen. Gandhi forderte seine Landsleute auf, es ihm unter Verzicht von Gewalt gleichzutun, was in ganz Indien geschah: Nicht nur seine Anhängerinnen und Anhänger begannen, ihr Salz selbst zu gewinnen, indem sie Salzwasser in einer Schüssel in die Sonne stellten und verdunsten ließen, sondern auch viele andere Inderinnen und Inder beteiligten sich. Hinzu kam, dass sie das gewonnene Salz nicht nur für private Zwecke benutzten, sondern es auch steuerfrei weiterverkauften. Da jede Form der Salzgewinnung, des Salztransports und des Salzhandels den Briten vorbehalten war, wurden etwa 50.000 Inderinnen und Inder in der Folge verhaftet. Der britische Journalist Webb Miller, der eine der zahlreichen Auseinandersetzungen miterlebt hatte, schilderte dies so: „In vollkommenem Schweigen rückten Gandhis Männer vor und machten etwa hundert Meter vor den Absperrungen halt. Eine ausgewählte Kolonne löste sich aus der Menge, durchwatete die Wassergräben und näherte sich den Stacheldrahtverhauen (…). Auf ein Kommandowort stürzten sich plötzlich eine große Meute einheimischer Polizisten auf die vorrückenden Marschierer und ein Hagel von Schlägen, ausgeteilt mit stahlbeschlagenen Lathis (Schlagstöcken) ging auf ihre Köpfe nieder. Nicht ein einziger Marschierer erhob auch nur einen Arm, um die Schläge abzuwehren. Wie umgestürzte Kegel fielen sie zu Boden. Von dort aus, wo ich stand, konnte ich das Übelkeit erregende Aufkrachen der Knüppel auf ungeschützte Schädeldecken hören. Die wartende Menge stöhnte und sog bei jedem Schlag in nachempfundenem Schmerz scharf die Luft ein. Diejenigen, die niedergeschlagen wurden, fielen gleich zu Boden, bewusstlos oder sich windend, mit gebrochenen Schädeldecken oder Schultergelenken (…). Die bisher verschont Gebliebenen marschierten, ohne aus ihren Reihen auszubrechen, still und verbissen vorwärts, bis auch sie niedergemacht wurden. Sie schritten gleichmäßig voran, mit erhobenen Köpfen, ohne die Aufmunterung durch Musik oder anfeuernde Rufe und ohne, dass ihnen die Möglichkeit gelassen wurde, schweren Verletzungen oder dem Tod zu entgehen. Die Polizei machte weitere Ausfälle und schlug auch die zweite Marschkolonne nieder. Es gab keinen Kampf, keine Handgreiflichkeiten; die Marschierer schritten einfach weiter vorwärts, bis auch sie niedergeschlagen wurden (…)“ . (http://www.dadalos-d.org/ deutsch/Vorbilder/Vorbilder/gandhi/salzmarsch.htm) Die Demonstrantinnen und Demonstranten konnten die Salzwerke nicht einnehmen, auch der so genannte Salt Act wurde nicht aufgehoben. Doch der Salzmarsch hatte der Welt den nahezu makellosen Gebrauch eines neuen Instruments friedlicher Militanz demonstriert. Hinweise zu Methodik/Didaktik: In einer Pro- und Contradiskussion sammeln Schülerinnen und Schüler Argumente, die für und die gegen gewaltlosen Widerstand sprechen, und diskutieren diese in der Gruppe. Informationen zu den Seiten 96 und 97: Zum Inhalt: Mao Zedong kam 1893 in Shaoshan im Süden Chinas auf die Welt. Seine Eltern waren Bauern, die es zu einigem Wohlstand gebracht hatten. Sie hofften, dass ihr Sohn in Peking einmal Karriere machen würde und nannten ihn „Zedong“, übersetzt bedeutet das etwa „östlicher Glanz“. Laut Quellenberichten schien der Junge begabt, aber auch schwierig zu sein. Er las die Schriften chinesischer Reformer, aber auch die von Charles Darwin und Jean-Jacques Rousseau und machte eine Ausbildung zum Lehrer. Anschließend arbeitete er in der Bibliothek der Universität in Peking und schrieb Zeitungsartikel. Er schloss sich kommunistischen Kreisen an, las Lenin und Marx und begeisterte sich für die Revolution in Russland. Die Sowjetunion war das große Vorbild, das Mao sich auch für China vorstellte. Als sich hier die Kommunistische Partei gründete, war er dabei und stieg dort bald in die höchsten Kreise auf. Die Kommunisten wurden von der regierenden chinesischen Volkspartei, der Kuomintang, verfolgt. Mao konnte jedoch entkommen und floh mit seinen Anhängerinnen und Anhängern in die Berge. Nach dem Zweiten Weltkrieg wendete sich das Blatt: Die Kommunisten gewannen gegen die vom Krieg geschwächten Regierungstruppen. Diese mussten sich nach Taiwan zurückziehen, und Mao zog im März 1949 in Peking ein. Ein halbes Jahr später rief er vom Tor des Himmlischen Friedens die Volksrepublik China aus. Er errichtete eine grausame Diktatur, Gegnerinnen und Gegner wurden verfolgt und ermordet, das Volk verarmte, in Hungerszeiten starben Tausende. 1971 erkrankte Mao schwer und starb 1976. Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
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