Zeitbilder 3, Begleitband für Lehrerinnen und Lehrer

33 Er galt nun als Märtyrer für die Freiheit. Er verließ Wien, um sich daheim gesund pflegen zu lassen und geriet dort in die aktive Politik, nämlich in die Vorbereitung der Wahl des Österreichischen Reichstages. Er wurde im Wahlkreis Bennisch in den Reichstag gewählt und zog als jüngster Abgeordneter in den Österreichischen Reichstag ein, wo er den Antrag auf Befreiung der Bauern von Zehent, Robot und allen Untertänigkeitsverhältnissen stellt. Wegen Aufwiegelung des Volkes wurde er bald per Haftbefehl gesucht und er wurde am 31. Oktober 1851 im bayerischen Zweibrücken und am 10. März 1854 vom Landesgericht in Wien in Abwesenheit zum Tode verurteilt. Er flüchtete in die USA, wo er in Hoboken bei New York lebte und als erfolgreicher Arzt praktizierte. Bald entwickelte er sich auch zu einer führenden Persönlichkeit in der Stadt, begründete mehrere deutsche Vereine und Schulen mit. Im amerikanischen Bürgerkrieg (1861–1865) ergriff er leidenschaftlich Partei für Abraham Lincoln. Er heiratete Luise Vogt und wurde Vater von 9 Kindern. 1867 wurde in Österreich das Todesurteil gegen ihn aufgehoben, 1871 kam er zum ersten Mal nach Österreich zurück, entschied sich jedoch, weiter in Amerika zu leben. Er verstarb am 10. November 1917 im Alter von 94 Jahren, seine Urne wurde 1925 in Lobenstein im Mausoleum der Hans-Kudlich-Warte beigesetzt. Hinweise zu Methodik/Didaktik: Anhand dieses Kapitels kann der Gegenwartsbezug mit den Auswirkungen des sogenannten Arabischen Frühlings hergestellt werden. Informationen zu den Seiten 100 und 101: Im Kapitel „Revolutionen: vom Zarenreich zur Sowjetunion“ werden die Geschehnisse zur Zeit der Russischen Revolution beschreiben. Zum Inhalt: Zar Nikolaus II., der letzte Zar von Russland, wird unter https://www.youtube.com/watch? v=i969ldmrgbQ vorgestellt. Nikolaus Alexandrowitsch Romanow wird am 18. Mai 1868 im Alexanderpalast nahe St. Petersburg geboren. Mit 16 Jahren beginnt Nikolaus das Studium der Rechtswissenschaften in St. Petersburg und erhält eine militärische Ausbildung. Am 8. April 1894 verlobt er sich in Coburg mit der deutschen Prinzessin Alix von Hessen-Darmstadt, die Ehe wird sehr glücklich. Das Paar bekommt vier Töchter und einen Sohn, der jedoch an der Bluterkrankheit leidet. Zarin Alix wendet sich in ihrer Sorge um den Sohn an den Wandermönch und umstrittenen Wunderheiler Rasputin. Dieser gewinnt immer mehr an Einfluss auf die Zarin und die Regierungsgeschäfte. Das Zarenpaar vertraut ihm blind. In der Petersburger Gesellschaft erregt er Aufsehen, er avanciert zum Liebling der Damen. Beim Volk ist Rasputin nicht zuletzt wegen seines unmoralischen Lebenswandels unbeliebt. Nikolaus und Alix hingegen vertrauen Rasputin immer mehr, er greift in politische Angelegenheiten ein. Das enge Verhältnis der Zarin zu ihm wird von der russischen Bevölkerung misstrauisch beobachtet und schadet dem Ruf der Zarenfamilie: Während des Ersten Welt- krieges entstehen sogar Gerüchte, dass Alix eine Spionin Deutschlands sei. Rasputin wird 1916 ermordet. 1894 wird Nikolaus II. zum Zaren gekrönt. Er ist nicht bereit Reformen zuzulassen. Unruhen und Demonstrationen lässt der Zar mit Gewalt niederschlagen, die Opposition wird durch die Geheimpolizei bespitzelt. Widerstand gegen die Politik von Nikolaus II. breitet sich aus. Nach zahlreichen Protesten und einem Generalstreik führt er als Zugeständnis die Duma als gesetzgebende Volksvertretung ein. Als Österreich-Ungarn Serbien den Krieg erklärt, macht Russland als Verbündeter Serbiens mobil. Die Ausrüstung des Heeres ist mangelhaft, hunderttausende russische Soldaten sterben. Der Widerstand an der Heimatfront wächst. Die Stimmung in der Bevölkerung wendet sich immer stärker gegen den Zaren. In Petrograd bricht die Februarrevolution aus, Nikolaus II. dankt schließlich ab und verzichtet auf sein Amt zugunsten seines Bruders Michail Romanow. Auch er verzichtet auf den Thron. Russland wird eine Republik. Die Familie Romanow wird im Alexanderpalast von der provisorischen Regierung unter Hausarrest gestellt und im August 1917 nach Sibirien verbannt. In der Nacht vom 16. auf den 17. Juli 1918 werden die Zarenfamilie sowie einige treue Bedienstete in den Keller des Hauses gebracht, in dem sie gefangen sind und von einem bolschewistischen Exekutionskommando erschossen. Hinweise zu Methodik/Didaktik: In der Geschichte stellen Absetzung und Ermordung eines regierenden Herrschers keine Ausnahme dar. Anhand einer Recherche können derartige Ereignisse aufgelistet werden Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

RkJQdWJsaXNoZXIy ODE3MDE=