Zeitbilder 3, Begleitband für Lehrerinnen und Lehrer
27 Informationen zu den Seiten 64 und 67: Das Kapitel „Ein Leben in Not und Elend“ stellt sich der Sozialen Frage und zieht Parallelen zur gegenwärtigen Lage zahlreicher Menschen in Österreich. Zum Inhalt: In Österreich ist derzeit jeder siebente Mensch von Armut und Ausgrenzung betroffen. Dies betrifft circa 400.000 Menschen in Österreich. Sie können ihre Miete nicht bezahlen, die Wohnung im Winter nicht ausreichend heizen, können keine neuen Elektrogeräte (Kühlschrank, Waschmaschine etc.) anschaffen, wenn das Gerät kaputt geht. Weitere 800.000 Menschen sind akut armutsgefährdet. Das bedeutet, diese Menschen können sich zwar die notwendigsten Dinge noch leisten, müssen aber bereits jeden Euro zweimal umdrehen und können unvorhergesehene Ausgaben (wie zum Beispiel die Reparatur eines kaputten Boilers) kaum stemmen. Insgesamt sind somit 1,2 Millionen Menschen in Österreich von Armut betroffen oder armutsgefährdet. Neben Kindern und Jugendlichen aus Alleinerzieher/innenhaushalten sind vor allem Familien mit drei und mehr Kindern und Menschen mit Migrationshintergrund betroffen. Eine Trennung, der Tod des Partners, die Kündigung können Menschen an den Rand der Armut bringen. Hinweise zu Methodik/Didaktik: Der Themenbereich Armut sollte mit großer Sensibilität bearbeitet werden, da aufgrund der Arbeitslosigkeit in Österreich die Möglichkeit besteht, dass Schülerinnen und Schüler in armutsgefährdeten Familien leben. Informationen zu den Seiten 68 und 69: Das Kapitel „Nur Einigkeit macht stark“ berichtet von der Gründung der ersten Gewerkschaften und Interessensvertretungen für Arbeiterinnen und Arbeiter. Zum Inhalt: Adelheid Popp wurde 1869 in Wien in eine arme Arbeiterfamilie hinein geboren. Sie ist als engagierte Sozialdemokratin und Journalistin bekannt. Ab ihrem 10. Geburtstag arbeitete sie als Dienstmädchen und Näherin, später als Fabriksarbeiterin. Durch einen Freund ihres Bruders kam sie mit sozialdemokratischen Ideen in Berührung, ab diesem Zeitpunkt las sie sozialdemokratische Zeitungen und begann mit aktiver Propaganda. Sie schloss sich der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei an und hielt mit 17 Jahren auf einer Parteiversammlung ihre erste Rede über die unerträgliche Situation der Arbeiterinnen. Führende Sozialisten begannen sich für sie zu interessieren, so zum Beispiel Reumann, Engels, Bebel und Viktor Adler, dessen Frau ihr Sprach- und Rechtschreibunterricht gab. Sie kämpfte für die Verbesserung der Arbeitsbedingungen für weibliche Dienstboten, den Schutz für Mütter und Kinder, gegen Kinderarbeit und die Unterdrückung der Frauen in Ehe und Beruf. Hinweise zu Methodik/Didaktik: Die Sozialpartnerschaft in Österreich blickt auf eine lange Tradition zurück. Die Gründung der Gewerkschaften hat Auswirkungen bis in die Gegenwart. Die Aufgaben der Gewerkschaft können unter https://www.oegb.at recherchiert werden. Informationen zu den Seiten 70 bis 73: Im Kapitel „Vielvölkerstaaten: Die Habsburgermonarchie und das Osmanische Reich“ werden Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen den beiden Vielvölkerstaaten erarbeitet. Zum Inhalt: Am 28. Dezember 1961 schlossen der Gewerkschafts-Präsident Franz Olah und der Präsident der Wirtschaftskammer Julius Raab ein Abkommen, das Ausländern den Zugang zum österreichischen Arbeitsmarkt wesentlich erleichterte. Der Zugang zum österreichischen Arbeitsmarkt wurde liberalisiert, zwischenstaatliche Abkommen mit der Türkei (1964) und mit Jugoslawien (1966) wurden geschlossen. Potentielle Gastarbeiter mussten sich im Heimatland einem Test unterziehen, bei dem auf Gesundheit und etwaige Arbeitserfahrungen geachtet wurde. Das Vorliegen eines Schulabschlusses oder einer Ausbildung spielte dagegen keine Rolle. Nachfrage nach Arbeitskräften gab es vor allem im Niedriglohnbereich Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
Made with FlippingBook
RkJQdWJsaXNoZXIy ODE3MDE=