Zeitbilder 2, Begleitband für Lehrerinnen und Lehrer

45 Informationen zu den Seiten 114 und 115: Das Kapitel „Gewalt im Zeichen des Kreuzes“ berichtet über die Kreuzzüge, Judenverfolgungen des Mittelalters, Inquisition, Ketzerverfolgung. Zum Inhalt: Jerusalem ist für die Christen des Mittelalters neben Santiago de Compostela eine der bedeutendsten Wallfahrtsstätten. Zahlreiche Gläubige pilgern jährlich in die Heilige Stadt, in der Jesus Christus gestorben und auferstanden sein soll. Das können sie auch dann noch, als Jerusalem bereits unter muslimischer Herrschaft ist. Mitte des 11. Jahrhunderts werden die Pilgerfahrten ins Heilige Land erschwert: Die Seldschuken, ein türkischer Volksstamm, erobern große Gebiete im Nahen Osten und bringen 1070 auch Jerusalem unter ihre Kontrolle. Mit ihrem Expansionsstreben bringen die Seldschuken auch das christliche Byzantinische Reich in Bedrängnis, das schließlich Papst Urban II. um Hilfe bittet. Im November 1095 ruft Urban II. auf dem Konzil von Clermont dazu auf, gegen die Seldschuken in den Krieg zu ziehen und die heiligen Stätten Jerusalems wieder für christliche Pilger zugänglich zu machen. Neben den religiösen Motiven ist auch die stetig steigende Bevölkerungszahl in Europa ein Grund für die Aufbruchsstimmung. Die Teilnehmer des Kreuzzugs erhoffen sich durch ihren Einsatz nicht nur das Seelenheil, sondern auch neue Ländereien. Das eigentliche Ziel, die Verteidigung Jerusalems, verfehlen die Kreuzfahrer mit ihren blutigen Unternehmungen zwar. Doch ihre Feldzüge haben eine nicht zu unterschätzende Bedeutung für das Kulturleben Europas. Die westliche Welt kommt durch die Zurückkehrenden mit der orientalischen Geisteswelt in Berührung, exotische Gewürze und Früchte werden in Europa ebenso bekannt wie das arabische Zahlensystem, das bis heute in Gebrauch ist. Bis zum Beginn des ersten Kreuzzugs (1096) lebten die Juden im mittelalterlichen Europa relativ sicher. Die Kreuzfahrer wollten sich vor dem Aufbruch nach Jerusalem zunächst der „Ungläubigen“ im eigenen Land entledigen. Auf dem Weg ins Heilige Land mordeten und plünderten sie während der Judenverfolgungen zur Zeit des Ersten Kreuzzugs in jüdischen Stadtvierteln und Dörfern, vor allem im Rheinland. Die Juden wurden vor die Wahl „Taufe oder Tod“ gestellt. Tausende Juden, die nicht zum Christentum konvertieren wollten, wurden von den Kreuzfahrern erschlagen. Viele flüchteten in andere Regionen Deutschlands und nach Osteuropa. Sie nahmen das Jiddische als Sprache mit. Bei der Einnahme von Jerusalem sollen in einer einzigen Nacht über 3000 Muslime und Juden von christlichen Kreuzfahrern getötet worden sein. 1144 tauchten im englischen Norwich die ersten Beschuldigungen wegen angeblichen rituellen Christenmordes auf. 1215 verkündete Papst Innozenz III. auf dem 4. Laterankonzil eine Reihe von antijüdischen Maßnahmen. Wie schon im arabischen Kodex Omar forderte auch er, dass sich Juden in der Öffentlichkeit durch bestimmte Farben und Kleidung kenntlich zu machen hätten. Antijüdische Gesetze, verankert im kanonischen Recht der Katholischen Kirche, führten schließlich zum Verbot des Talmud und 1242 zu seiner öffentlichen Verbrennung in Paris. Zwar hob Innozenz IV. das Talmudverbot wieder auf, doch konnte er die antijüdischen Tendenzen und Haltungen innerhalb der Kirche damit nicht verhindern bzw. abmildern. 1290 kam es in England und 1306/1394 in Frankreich zu Ausschreitungen gegen Juden und Judenvertreibungen. 1290 vertrieb König Eduard I. von England alle Juden aus seinem Reich. 1306 folgte Philipp IV. von Frankreich seinem Beispiel. Doch Ludwig X. erlaubte 1315 die Rückkehr der französischen Juden. Am 17. September 1394 vertrieb sie Karl VI. erneut. Unter Karl VI. wurden die Juden dann endgültig vertrieben. Im deutschsprachigen Raum kam es zu ersten Judenpogromen. Als in den Jahren 1348 bis 1353 die Pest in ganz Europa wütete und schätzungsweise 25 Millionen Menschen in Westeuropa starben, wurden die Juden als vermeintliche Urheber der Seuche verfolgt und der Brunnenvergiftung beschuldigt. Das Ausbrechen der Pest war mit zahlreichen Pestpogromen verbunden. Im Heiligen Römischen Reich wurden die Juden im 15. Jahrhundert aus den meisten Reichsstädten und den landesherrlichen Territorien im Osten des alten Reiches vertrieben. In der den Juden feindlichen, durch das Christentum geprägten Gesellschaft wuchs der religiöse Hass gegen die Andersgläubigen, Judenvertreibungen und Pogrome waren die Folge. Hinweise zu Methodik/Didaktik: Zu beachten ist bei Schulklassen mit Schüler/innen anderer Religionszugehörigkeiten als der christlichen Religion, dass am Beginn der Unterrichtseinheit zuerst Begriffe wie „Bischof, Abt, Mönche, Kardinal“ etc. geklärt werden müssen. Dies ist bei Modul 5 generell zu beachten. Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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